Die ganze Wahrheit
... was Sie schon immer über Juden wissen wollten
Mit dieser Ausstellung stellte sich das Jüdische Museum Berlin diversen Fragen rund um das Judentum: den FAQs, den schwierigen, den lustigen, den klugen und denen, die man eigentlich nicht beantworten kann.
Manche Fragen waren unbequem für die Fragenden, manche politisch nicht korrekt, andere verrieten etwas über die Person, die sie gestellt hatte.
Wie wird man Jude?
Was bin ich, wenn meine Mutter Christin ist und mein Vater Jude?
Darf man über den Holocaust Witze machen?
Sind die Juden auserwählt?
Mit Witz und Gelassenheit übersetzte die Ausstellung solche Fragen in außergewöhnliche Exponate und Installationen aus Religion, Alltagswelt und zeitgenössischer Kunst.
„Woran erkennt man einen Juden?“
Eine der Installationen in der Ausstellung führte die Besucher*innen unter 70 jüdischen Kopfbedeckungen hindurch: Schtreimel, Borsalino, Miznefet, Kippa mit Mercedesstern oder mit Angry Birds – mal traditionell, mal witzig, mal kommerziell.
Einige jüdische Kopfbedeckungen sind historisch aus Kleiderordnungen entstanden und können bis heute als Zeichen religiöser wie ideologischer und politischer Identifikation und Zugehörigkeit gelesen werden. Andere sind diskrete Signale einer nach außen demonstrierten Zusammengehörigkeit.
Ask the Rabbi
In einer lebensgroßen Filminstallation trafen die Besucher*innen auf rabbinische Antworten zu Fragen im Umgang mit religiösen Gesetzen. Sieben in Deutschland amtierende Rabbiner*innen antworteten hierfür auf unterschiedlichste Fragen zum Umgang mit religiösen Gesetzen im Alltag: Kann man ohne Beschneidung Jude sein? Kann man aufhören, Jüdin*Jude zu sein? Was bedeuten Jesus und Mohammed für das Judentum? (Im Blog des Jüdischen Museums Berlin finden Sie einen Beitrag über die Dreharbeiten).
Jüdinnen*Juden in Vitrinen
Zu der Frage „Gibt es noch Juden in Deutschland?“ präsentierte die Ausstellung ein höchst ungewöhnliches „Exponat“. Verschiedene jüdische Gäste, darunter auch die Sängerin Peaches, nahmen für ein, zwei Stunden in einer offenen Vitrine in der Ausstellung Platz und reagierten auf Fragen und Kommentare der Besucher*innen.
Zwei unserer Gäste haben freundlicherweise ihre Vitrinen-Erlebnisse anschließend für den Blog des Jüdischen Museums Berlin festgehalten, und zwar in den Beiträgen Von Wagner bis zum Wetter. Meine zwei Stunden als lebendiges Ausstellungsstück in der Ausstellung Die ganze Wahrheit von Signe Rossbach und In der Vitrine von Olga Mannheimer.
Antworten?!
In der Ausstellung fanden literarische und dokumentarische Stimmen zu jüdischer Identität heute Gehör. Eine eindeutige oder „richtige“ Antwort bekamen die Besucher*innen aber nicht, sondern je nach Sprecher*in oder Akteur*in vielfältige Perspektiven. Insgesamt präsentierte die Schau 180 Objekte, die einen Einblick in jüdisches Denken, innerjüdische Identitätsfragen und das Verhältnis zur nichtjüdischen Umwelt geben sollten.
Die ganze Wahrheit griff kontroverse gesellschaftliche Debatten auf, stellte Gegenfragen und sensibilisierte nicht zuletzt für stereotype Bilder und Denkmuster. Ab und zu wurde eine Frage auch einfach beantwortet – und zwar im Format Frage des Monats:
Frage des Monats: Was sie schon immer über Jüdinnen*Juden wissen wollten (7)
Zum Weiterlesen
Noch Fragen?. 10 Antworten von Daniel Boyarin aus dem JMB-Journal Nr. 8
Download (PDF / 201.25 KB)Zum Weiterlesen
Die Top Ten der antisemitischen Vorurteile von Lena Gorelik; 2012 Ullstein Buchverlage GmbH
Download (PDF / 737.31 KB)Blick hinter die Kulissen: Beiträge zur Ausstellung „Die ganze Wahrheit“ (7)
Eine Ausstellung des Jüdischen Museums Berlin in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Hohenems.
Informationen zur Ausstellung im Überblick
- 22. Mär bis 1. Sep 2013
Lindenstraße 9-14, 10969 Berlin
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Altbau 1. OG