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Schlüssel ohne Schloss: Überreste eines Lebens vor der Emigration

Objekt im Fokus

31 Schlüssel – das ist alles, was vom Emigrationsgepäck der Berliner Familie Sommerfeld übrig blieb. Wie Tausende deutscher Jüd*innen waren Margot und Franz Sommerfeld zur Emigration gezwungen, da sie im nationalsozialistischen Deutschland keine Zukunft mehr für sich und ihre 1933 geborenen Zwillinge Günter und Peter sahen. Unter vielen Mühen und bürokratischen Schikanen wurden die notwendigen Papiere beschafft und die Auflösung des Haushalts vorbereitet. Am 31. August 1939 sollte das Schiff Richtung New York vom Hamburger Hafen ablegen. 
 

Börse aus braunem Leder und 31 ausgebreitete Schlüssel

Schlüssel des Emigrationsgepäcks der Familie Sommerfeld; Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von George und Peter Summerfield, Foto: Jens Ziehe

Ausreise im letzten Moment

Ein paar Tage vor der Abreise wurden die Sommerfelds von einer Verwandten, die einen ausländischen Radiosender gehört hatte, vor einem möglichen Kriegsausbruch gewarnt. Aus Angst, dann das Land nicht mehr verlassen zu können, setzte sich die Familie kurz entschlossen nur mit dem nötigsten Handgepäck in den Zug Richtung Niederlande. Von Hoek van Holland aus gelangte sie mit dem Schiff nach England.

Beschlagnahmtes Gepäck

Der Umzugswagen mit dem übrigen Gepäck war planmäßig abgefahren. Sein Inhalt ist auf Umzugslisten genannt, jeder einzelne Bestandteil hatte akribisch aufgeführt werden müssen. Diese Listen hatten die Sommerfelds – zusammen mit den Schlüsseln zu den Koffern und Truhen – in ihren Handkoffern. Ihr Gepäck sahen sie jedoch nie wieder: In Hamburg wurde es von der Geheimen Staatspolizei beschlagnahmt und später versteigert.

Neuanfang in England

Die geplante Weiterreise nach New York wurde durch den Kriegsausbruch verhindert und die Sommerfelds blieben vorerst in London. Als der Krieg zu Ende war, hatte sich die Familie so gut in England eingelebt, dass sie die Pläne für eine Weiterreise in die USA aufgab. 1948 wurde sie eingebürgert und änderte schließlich auch ihren Namen in Summerfield.

Titel Schlüssel des Emigrationsgepäcks der Familie Sommerfeld
Sammlungsgebiet Alltagskultur
Datierung vor 1939
Material Leder, Metall
Erwerb Schenkung von George und Peter Summerfield
Gestapo

Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) war die Politische Polizei während des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945. Als Instrument der NS-Regierung besaß sie weitreichende Machtbefugnisse bei der Bekämpfung politischer Gegner*innen.

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  • Börse aus braunem Leder und 31 ausgebreitete Schlüssel.

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