Rückzugsort in Zeiten des Nationalsozialismus: das jüdische Erholungsheim Lehnitz
Blick ins Depot
Auf einer Schwarz-Weiß-Fotografie sehen wir Jugendliche, die einen Festgottesdienst begehen. Sie befinden sich in einer Synagoge in Lehnitz bei Berlin – einer der letzten, die vor dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland eingeweiht wurden.
Erholungs- und Bildungsmöglichkeiten
In Lehnitz hatte im Sommer 1934 die feierliche Eröffnung eines Erholungsheims stattgefunden, das bald zu einem beliebten Tagungsort für Organisationen wie den Jüdischen Frauenbund oder die Reichsvertretung der Juden in Deutschland wurde. Lehnitz bot, neben Erholungs- und Bildungsmöglichkeiten für Kinder und Erwachsene, einen hauswirtschaftlichen Lehrgang für Mädchen an. Der Gemeinschaftssinn, die Stärkung einer jüdischen Identität und die Ausübung der Religion hatten dabei einen hohen Stellenwert.
Die Geschichte vom Kohlenkeller
Um dem Bedarf nach einer Synagoge gerecht zu werden, wurde ein Kellerraum des Heims umgewandelt. In seiner Geschichte vom Kohlenkeller beschreibt Dr. Ernst Simon, wie daraus eine Synagoge wurde: „Zuerst flogen die Kohlen heraus, dann das Gerümpel und zuallerletzt die Leitern […]. Ein heiliger Schrein wurde bestellt, zwei Torarollen von der Gemeinde Berlin überlassen, ein Almemor errichtet, zwei prächtige Stühle und eine Reihe geschmackvoller Bänke für die Inneneinrichtung angeschafft und nun ist wieder eine neue Stätte für jüdischen Gottesdienst geschaffen.“
Die Leiterin Frieda Glücksmann
Das Foto entstand zwischen 1934 und 1938, bevor das Erholungsheim nach dem Novemberpogrom am 9. November 1938 geschlossen wurde. Frieda Glücksmann, auf dem oberen Bild die zweite von links in der letzten Reihe, war die Leiterin des Heims. Ihr war es gelungen, Lehnitz in Zeiten der Bedrängnis für viele zu einem Refugium, einem Ort jüdischer Selbstbehauptung inmitten einer feindseligen Umgebung zu machen. Frieda Glücksmann konnte 1938 nach England emigrieren und leitete dort Heime für jüdische Flüchtlingskinder. Ihr Nachlass mit zahlreichen Dokumenten und Fotografien zur Geschichte des Erholungsheims Lehnitz befindet sich heute in unserer Sammlung.
Titel | Synagoge im Jüdischen Erholungsheim Lehnitz |
---|---|
Sammlungsgebiet | Fotografie |
Ort und Datierung | Lehnitz, 1934–1938 |
Material | Fotografien auf Silbergelatinepapier |
Erwerb | Schenkung von Ernest J. Mann, früher Ernst Glücksmann |
Ausgewählte Objekte: Fotografische Sammlung (6)