Freitag,
7. April 1933
Menükarte von Bord der »Ilsenstein«
Arnold Bernstein (1888–1971), der sein Unternehmen mit der Frachtschifffahrt begonnen hatte, beförderte erst seit Anfang der 1930er Jahre auch Fahrgäste und ließ seine Frachter zu Passagierschiffen mit nur einer Klasse umbauen. Die Kabinen waren komfortabel, die Preise moderat. Der findige Unternehmer bot den Reisenden als zusätzlichen Service die Möglichkeit, auf den Schiffen auch ihre Automobile über den Atlantik zu befördern.
Die »Ilsenstein« war 1928 in Bernsteins Besitz gekommen und zunächst für den Autotransport umgerüstet worden. 1933 wurde sie bei den Deutschen Werken in Kiel zum Passagier- und Autotransportschiff umgebaut. Das Schiff fasste 145 Kabinen für 190 Passagiere und hatte eine 146 Mann starke Besatzung. Die Reise über den Atlantik dauerte elf Tage, während derer sich die Passagiere an Bord mit verschiedenen Freizeit- und Sportangeboten unterhalten konnten.
Mit mehr als 1.000 Beschäftigten zählte Bernsteins Reederei noch 1937 zu den größten jüdischen Unternehmen in Deutschland. Im gleichen Jahr wurde dem ein Ende gesetzt, als man den Reeder wegen angeblicher Devisenvergehen verurteilte, seine Firma von einem Treuhänder verwalten ließ und ihn in den folgenden Monaten enteignete. Die »Ilsenstein« wurde abgewrackt.
Im August 1939 kam Bernstein aus dem Gefängnis frei und wanderte sofort in die USA aus. Er stieg wieder ins Reedereigeschäft ein, konnte aber nicht annährend so erfolgreich werden wie zuvor in Deutschland.
Franziska Bogdanov