Samstag,
23. September 1933
Andenken zur Bar Mizwa-Feier von Carl Landmann
Als Paul Landmanns Sohn Carl am 23. September 1933 in der Mannheimer Hauptsynagoge seine Bar Mizwa feierte, dachte sich der stolze Vater als Erinnerungsstück an diesen Tag etwas Besonderes aus: In seiner Druckerei ließ er eine Karte wie den Deckel einer Zigarrenschachtel gestalten, mit der Aufschrift »Andenken an die Barmizwoh / Carl Landmann / 23. September 1933« auf der Banderole und einem Foto des Jungen. Wie es sich gehört, präsentiert Carl sich darauf akkurat frisiert, in Anzug und Krawatte.
Jüdische Jungen werden im Alter von dreizehn Jahren Bar Mizwa, das heißt »Sohn des Gebotes«. Sie sind nun religiös volljährig und verpflichtet, alle Gebote der Tora zu erfüllen. Zum ersten Mal liest der Bar Mizwa in der Synagoge aus der Tora-Rolle vor. Dieses besondere Ereignis feiert die Familie mit Gästen, einem festlichen Essen und Geschenken. Vermutlich haben die Landmanns die charmanten Karten an ihre Festgäste verteilt.
1937 emigrierte Carl Landmann (1920–2011) mit 17 Jahren ohne seine Eltern nach England. Im Gepäck hatte er Musterbücher der Firma, denn er wollte versuchen, in England neue Kunden zu gewinnen. Der Familienbetrieb wurde 1938 »arisiert«. Carl Landmanns Eltern und Geschwister gelangten 1939 ebenfalls nach England, wo der Vater noch im selben Jahr starb. Seit 1940 lebte die Familie in den USA – seinen Mannheimer Zungenschlag hat Carl Landman (in Amerika verkürzte er seinen Namen um einen Buchstaben) gleichwohl bis ins hohe Alter bewahrt.
Maren Krüger