23. März bis 15. Juli 2012 Jüdische Migranten aus Osteuropa in den 1920er Jahren
Galerie Van Diemen
- Titelseite des Ausstellungskatalogs der raquo;Ersten Russischen Kunstausstellunglaquo; 1922 (gestaltet von El Lissitzky)
Ungefähr dort, wo sich heute das Ticket-Office der Komischen Oper Unter den Linden in Berlin befindet, hatte die Galerie Van Diemen & Co ihre Räume. Kurz nach dem Ersten Weltkrieg gegründet, gehörte sie zu dem verzweigten Margraf Konzern und war mit ihren Zweigstellen in Den Haag, Amsterdam und New York vor allem auf Alte Meister spezialisiert.
Nach der »Ersten Russischen Kunstausstellung« zeigte der Leiter der modernen Abteilung, Friedrich A. Lutz, bis 1926 weiter neue Kunst. Der Mutterkonzern und seine Niederlassungen wurden 1935 von den Nationalsozialisten enteignet.
- Schriftzug der Komischen Oper Berlin im Jahr 2012 © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Gelia Eisert
- Die Verantwortlichen der »Ersten Russischen Kunstausstellung« 1922, von links nach rechts: David Sterenberg, D. Marianov, Nathan Altmann, Naum Gabo und Friedrich Lutz (Direktor der Galerie), fotografiert von Willy Römer © bpk
1922 wurde in den Räumen der Galerie - unweit der Russischen Botschaft Unter den Linden – die »Erste Russische Kunstausstellung« gezeigt. Sie präsentierte einen Überblick über die russische Kunst seit 1905.
Der Bildhauer Naum Gabo betreute die drei Ausstellungsräume, die der russischen Avantgarde gewidmet waren und in denen auch einige seiner Skulpturen ausgestellt wurden. Diese Räume waren es, die die Ausstellung berühmt machten.
Die Skulptur »Konstruktiver Torso« von Naum Gabo (im Foto oben: links auf dem Sockel) ist heute eines der Hauptwerke in der Berlinischen Galerie und dort in der Dauerausstellung zu sehen.
Naum Gabo
Naum Gabo (1890–1977) kam 1922 nach Berlin, um im Auftrag des »Volkskommissariats für Bildungswesen« die »Erste Russische Kunstausstellung« mit zu organisieren.
Auch andere jüdische Künstler waren dort vertreten, jedoch nicht mit Werken jüdischen Inhalts. Damit folgten sie der Idee, dass die abstrakte Kunst universalistisch ist und damit den Prinzipien der neuen Gesellschaft entspricht.
In seinen Berliner Jahren entwickelte Gabo seine neuartige Konzeption von Plastik weiter und fand schließlich zu den Torsionen, jenen runden, gebogenen, durch Drähte verbundenen Formen, für die er später berühmt wurde. Sein größtes Projekt war der Wettbewerbsentwurf für den Palast der Sowjets in Moskau, der niemals gebaut wurde.
Naum Gabo floh 1932 nach Paris, nachdem sein Atelier von einem nationalsozialistischen Schlägertrupp überfallen worden war.
- Kontruktiver Kopf 2 von Naum Gabo im Ausstellungskatalog der »Ersten Russischen Kunstausstellung«
- Raumkonstruktion C von Naum Gabo im Ausstellungskatalog der »Ersten Russischen Kunstausstellung«
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