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»Micha Ullman: Unten«

Presseeinladung

Pressemitteilung von Di, 8. März 2011

Rauminstallation und Zeichnungen des israelischen Künstlers ab 18. März in der Eric F. Ross Galerie

Micha Ullman ist einer der bedeutendsten israelischen Bildhauer seiner Generation. In Deutschland ist er seit den 1970er Jahren als Lehrer an Kunstakademien und vor allem mit seinen Arbeiten im öffentlichen Raum präsent. Am bekanntesten ist sein Denkmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung auf dem Berliner Bebelplatz. Im vergangenen Jahr hat das Jüdische Museum eine wichtige Arbeit Micha Ullmans erworben: Die Installation „Unten“ zeigt 12 auf dem Boden verteilte eckige Objekte, die mit rotem Sand gefüllt sind und erst bei genauerem Betrachten als Fragmente von Möbelstücken erkennbar werden. Ab 18. März ist die Bodeninstallation zusammen mit einer ebenfalls zur Sammlung des JMB zählenden Serie von Zeichnungen („CHAIR I-IV“) und einem Dokumentarfilm über den Künstler in der Eric F. Ross Galerie zu sehen.

Kontakt

Pressestelle
T +49 (0)30 259 93 419
presse@jmberlin.de

Postadresse

Stiftung Jüdisches Museum Berlin
Lindenstraße 9–14
10969 Berlin

Zur Eröffnung der Ausstellung am Donnerstag, den 17. März um 19 Uhr laden wir Sie herzlich ein.

Ausstellungseröffnung

  1. Begrüßung

  2. Cilly Kugelmann, Programmdirektorin des Jüdischen Museums Berlin

  3. „Das Graben als Suche nach dem Ort der Erinnerung“

  4. Volker Rattemeyer, Ehemaliger Direktor des Museums Wiesbaden

  5. Zur Ausstellung

  6. Inka Bertz, Sammlungsleiterin des Jüdischen Museums Berlin

Wann 17. März 2011, 19 Uhr
Wo Libeskindbau EG, Eric F. Ross Galerie

Zur Ausstellung „Micha Ullman: Unten“ (18. März bis 1. Mai 2011)

Beim oberflächlichen Betrachten besteht die Installation „Unten“ aus mehreren auf dem Boden verteilten eckigen Formen aus korrodiertem Stahl, die mit rotem Sand gefüllt sind. Der Besucher erkennt darin nur allmählich Fragmente von Möbelstücken: Tische, Stühle und Gläser, die schräg angekippt und zum Teil umgedreht sind. Sie erscheinen wie durch den Raum gewirbelt oder nach einer großen Überschwemmung gleichsam auf dem Wasser treibend. Die ausgewählten Objekte – Tische, Stühle, Gläser – verweisen auf die Menschen, die sie benutzten. Micha Ullman führt hier einen Gedanken weiter, den er in vielen seiner Arbeiten formulierte: ihr eigentlicher Gegenstand ist das Abwesende, das Unsichtbare und Unzugängliche.

Das Jüdische Museum hat die Bodenarbeit „Unten“ im letzten Jahr erworben und stellt diese Neuerwerbung nun in den Räumen der Eric F. Ross Galerie im Erdgeschoss des Libeskind-Baus aus, an deren Ende sich das große begehbare „Memory“-Void befindet. Micha Ullmans Kunstwerk tritt damit auch in einen Dialog mit der Architektur Daniel Libeskinds und dessen Konzept der „Voids“, der Leerräume im Museum.

Zusammen mit der Installation präsentiert die Ausstellung eine früher erworbene Serie von Papierarbeiten des Künstlers, „CHAIR I-IV“. Micha Ullmans Papierarbeiten sind das Ergebnis von Versuchsanordnungen, in denen der Künstler das Verhalten von einem Material, Sand oder mit Wasser vermischtem Sand, zu einem anderen, einem festen Objekt, wie einem Stuhl, Tisch oder Glas, erprobt. Einen Einblick in die Arbeitsweise von Micha Ullman und die Bezüge seiner Werke zu seiner Familiengeschichte gibt die Dokumentation „Micha Ullman in Berlin“ von Ingo Kratisch (2009).

Künstler im öffentlichen Raum

Micha Ullman gehört zu der Generation der in den 1930er Jahren geborenen israelischen Künstler, die eine Wende in der israelischen Kunst hin zum Konzeptionellen und zum Politischen einführten. Seine Familie floh 1933 aus einem Dorf in Thüringen nach Palästina, wo er 1939 in Tel Aviv geboren wurde. Er ist Absolvent der Bezalel Academy of Arts and Design in Jerusalem und der Central School for Arts and Crafts in London. Seit den 1970er Jahren lehrte er in Deutschland zunächst als Gastprofessor an der Kunstakademie in Düsseldorf und von 1991 bis 2005 als Professor für Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.

Als Künstler bekannt wurde er in Deutschland mit einem wichtigen Beitrag zur Diskussion um das Gedenken und seine Ästhetik: Die unterirdische „Bibliothek“ auf dem Bebelplatz. In der direkten Nachbarschaft des Jüdischen Museums befinden sich zwei weitere Werke von ihm: Der Kubus „Niemand“ (1990) und etwas weiter nördlich die gemeinsam mit Zvi Hecker und Eyal Weizman konzipierte Installation „Blatt“, die an die zerstörte Synagoge in der Lindenstraße erinnert. Micha Ullman wurde für sein Werk vielfach ausgezeichnet, zuletzt hat ihm der Berliner Senat den Moses-Mendelssohn-Preis verliehen.

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