Sonderausstellungen und Kulturprogramm im November und Dezember 2011
Presseinformation
Pressemitteilung von Di, 4. Okt 2011
In der kürzlich eröffneten Sonderausstellung „Heimatkunde“ hat sich das Jüdische Museum zu seinem 10-jährigen Jubiläum auf die Erkundung von Phänomenen begeben, die zwischen Nationalbewusstsein, Heimatgefühl, Zugehörigkeit und Ausgrenzung liegen. Auch das Programm im November und Dezember beschäftigt sich mit der Frage, ob es eine deutsche Identität gibt und wie sie aussehen könnte. Stadtspaziergänge, Lesungen, Vorträge und Filmvorführungen bieten die Gelegenheit, selbst auf Heimaterkundung zu gehen. Außerdem naht bereits das Chanukka-Fest, auf das sich die Besucher beim ersten Berlin-Konzert des Zamir Chorale aus Boston einstimmen können.
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Stiftung Jüdisches Museum Berlin
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Sonderausstellung mit Begleitprogramm
Heimatkunde. 30 Künstler blicken auf Deutschland
Zum 10-jährigen Jubiläum des Jüdischen Museums Berlin
Gibt es so etwas wie eine nationale Identität? Als was sehen sich Bürger der Bundesrepublik Deutschland und Menschen aus anderen Ländern, die in Berlin, München oder Frankfurt leben, seien sie west- oder ostdeutsch geprägt, welcher Religion auch immer, russischer, türkischer oder anderer Herkunft? Die Ausstellung zeigt Auseinandersetzungen mit diesen Fragen. Arbeiten von 30 Künstlern, die mit unterschiedlicher Erfahrung und Herkunft in Deutschland leben oder gelebt haben, thematisieren zentrale Aspekte ihrer Wahrnehmung. Die israelische Künstlerin Maya Zack gestaltet zum Thema der Familien- und kollektiven Erinnerungen fiktive „Living Rooms“ nach Erzählungen eines einstigen Bewohners, die sie als große 3D-Bilder gestaltet. Der ukrainische Künstler Boris Mikhailov nimmt in seiner Fotoserie „Look at Me I Look at Water“ Bilder einer prekären Heimat auf und Julian Rosefeldt wendet sich dem Mythos des deutschen Waldes in einer 4-Kanal-Filminstallation zu. Von religiösen Identitäten handeln die „Dirndlmoschee“ der aus Bosnien stammenden Künstlerin Azra Akšamija und die Aufnahmen jüdischen Lebens des in Berlin lebenden israelischen Künstlers Benyamin Reich. Ein weiteres Thema sind die Erfahrungen des Fremdseins und der Migration, für die die Fotoserie „Ich werde deutsch“ des im Iran geborenen Künstlers Maziar Moradi beispielhaft genannt sei. Acht Auftragsarbeiten sind eigens für die Ausstellung entstanden und wurden von den Künstlern Azra Akšamija, Arnold Dreyblatt, Via Lewandowsky und Durs Grünbein, Anny und Sibel Öztürk, Julian Rosefeldt, Misha Shenbrot, Lilli Engel und Raffael Rheinsberg und von Paul Brody realisiert.
Wann: 16. September bis 29. Januar 2012
Wo: Altbau 1. OG
Eintritt: 4 €, erm. 2 Euro
Fremde Zeitgenossenschaften: Kunstmigration in Deutschland
Vortrag von Ljudmila Belkin
Der Ausdruck „zeitgenössische Kunst“ ist längst relativ. Während des Kalten Krieges wurde die Selbstverständlichkeit der westlichen Kunst als der einzigen „zeitgenössischen“ durch die politische wie künstlerische Unfreiheit in der sowjetischen Hemisphäre nur bestätigt. Erst die Kunstmigration stellte unterschiedliche Vorstellungen von der Aktualität in der Kunst nebeneinander. Die erhoffte Vielfalt blieb jedoch aus. Das ungleiche Machtverhältnis zwischen der etablierten „contemporary art“ und dem eingewanderten Kunstdenken einerseits und das gegenseitige Befremden der Positionen andererseits bestimmen die heutige Kunst in Deutschland. Dieser Situation widmet sich der Vortrag von Ljudmila Belkin.
Wann: Donnerstag, 3. November um 19:30 Uhr
Wo: Altbau EG, Auditorium
Eintritt frei
Mit Misha Shenbrot durch den Wedding
In der Reihe: Heimaterkundungen – Spaziergänge mit Künstlern der Ausstellung „Heimatkunde“ durch ihren Stadtteil
Seit 1992 lebt und arbeitet der in Moskau geborene Künstler in Berlin. Auf seiner Exkursion führt er durch seinen Wohnbezirk und zeigt aus sehr persönlicher Sicht, was ihm dort gefällt, was befremdlich ist und wo die Fixpunkte seines Alltags liegen. Dabei kommt ebenso zur Sprache, wie sich die Gegend in den letzten zehn Jahren verändert hat. Für die „Heimatkunde“-Ausstellung hat Shenbrot eine surreale biographische Erzählung aus digitalen Bildwelten im Format eines Guckkastens geschaffen.
Wann: Sonntag, 20. November um 11 Uhr
Treffpunkt: Mauerpark / Ecke Oderberger Straße
Kosten: 7 €, erm. 5 Euro
Anmeldung (für Nichtjournalisten) unter Tel. 030 – 259 93 488 oder reservierung@jmberlin.de
Eine weitere „Heimaterkundung“ mit der Künstlerin Maria Thereza Alves ist für Januar 2012 geplant.
Montagskino
Mazel Tov
Dokumentarfilm von Mischka Popp und Thomas Bergmann
(D 2009, 92 Min., Deutsch)
Hunderttausende russische Juden sind seit 1990 nach Deutschland gekommen – und das nicht als Holocaust-Überlebende, sondern in dem stolzen Bewusstsein, die Deutschen vom Faschismus befreit zu haben. Der Film beleuchtet die Hintergründe der Zuwanderung und die Probleme und Chancen, die sie für die jüdischen Gemeinden in Deutschland mit sich bringt.
Wann: Montag, 14. November um 19:30 Uhr
Nobody's Business
Dokumentarfilm von Alan Berliner
(USA 1996, 58 Min., Engl. OV)
Alan Berliners Eltern kamen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus Osteuropa in die USA. Der amerikanische Regisseur begibt sich auf Spurensuche – durchaus gegen den Widerstand seines Vaters, dessen Einwand, das sei „nobody’s business“, zum Titel des Films wurde. Eine Geschichte über Familienerinnerungen und das Verhältnis zwischen den Generationen.
Wann: Montag, 21. November um 19:30 Uhr
Wir haben vergessen zurückzukehren
Dokumentarfilm von Fatih Akin
(D 2001, 60 Min., Deutsch)
Fatih Akin entwirft in seinem ersten Dokumentarfilm ein Porträt seiner Familie als klassische Einwanderungsgeschichte. Sein Vater kam 1965 als Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland, blieb hier – anders als geplant – und gründete eine Familie. Akin interviewte zahlreiche Menschen aus dem Umfeld seiner Familie und zeichnet ein komplexes Bild deutsch-türkischen Lebens.
Wann: Montag, 5. Dezember um 19:30 Uhr
Unsere Vertreibung 1968
Dokumentarfilm von Lidia Drozdzynski
(D 2008, 45 Min., Deutsch)
Zu Tausenden wurden polnische Juden seit 1968 aus ihrer Heimat vertrieben. Die Regierung hatte mit einer antisemitischen Kampagne versucht, die Empörung der Bevölkerung über die massiven politischen und wirtschaftlichen Probleme umzulenken. Der Dokumentarfilm von Lidia Drozdzynski begibt sich auf eine sehr persönliche Spurensuche.
Wann: Montag, 12. Dezember um 19:30 Uhr
Für alle Veranstaltungen in der Reihe „Montagskino“ gilt:
Wo: Altbau EG, Auditorium
Eintritt frei, Einlass nur mit Platzkarte (an der Kasse erhältlich). Kartenreservierung (für Nicht-Journalisten) unter Tel. 030 – 25993 488 oder reservierung@jmberlin.de
Kulturprogramm
Michel Bergmann: Machloikes
Buchpräsentation mit dem Autor
In der Fortsetzung seines erfolgreichen Debüt-Romans „Die Teilacher“ erzählt Michel Bergmann, wie es acht Jahre nach dem Krieg mit den jüdischen Handelsvertretern weitergeht, die nach wie vor von Tür zu Tür ziehen. Robert Fränkel, die Berliner Stimmungskanone, ist sesshaft geworden, hat geheiratet und sich mit einem Teppichladen selbständig gemacht. Plötzlich wird er von einem CIA-Beamten vorgeladen und soll erklären, warum sein Name in so vielen Akten der SS auftaucht. Dabei hat Fränkel im Krieg doch nur Witze erzählt…
In Kooperation mit dem Arche Verlag.
Wann: Montag, 7. November um 19:30 Uhr
Wo: Altbau EG, Auditorium
Eintritt frei
Simon Sebag Montefiore: Jerusalem. Die Biographie
Buchpräsentation mit dem Autor in englischer Sprache
Jerusalem ist die Hauptstadt zweier Völker, der Schrein dreier Weltreligionen, der Schauplatz des jüngsten Gerichts und der Brennpunkt des Nahost-Konflikts. Jerusalems Geschichte bedeutet 3000 Jahre Glauben, Fanatismus und Kampf, aber auch das Zusammenleben unterschiedlichster Kulturen. Montefiore schildert in seiner Biographie die zahlreichen Epochen dieser ständig sich wandelnden Stadt, ihre Kriege, Affären, Könige, Propheten, Eroberer, Heiligen und Huren. Basierend auf teilweise unbekanntem Archivmaterial macht er die Essenz dieser einzigartigen Stadt greifbar. Denn nur Jerusalem existiert zweimal: im Himmel und auf Erden.
Mit einem Grußwort des britischen Botschafters Simon McDonald.
In Kooperation mit dem S. Fischer Verlag.
Wann: Montag, 28. November um 19:30 Uhr
Wo: Großer Saal, 2. OG
Eintritt frei
Jüdische Chormusik im Glashof: Zamir Chorale aus Boston
Der Zamir Chorale ist erstmals zu Gast in Berlin, im Gepäck ein breites Repertoire mit Musik aus Tausenden von Jahren: Stücke amerikanischer Komponisten, die in Deutschland geboren sind, Musik von Louis Lewandowski und Lieder zum Chanukkafest. Der Gründer und Leiter des Zamir Chorale, Joshua Jacobson, gehört zu den anerkannten Größen in der jüdischen Chormusik. Er bereichert die Auftritte seines Chores mit Erzählungen zu dem vorgetragenen Programm.
In Zusammenarbeit mit dem Louis Lewandowski Festival.
Wann: Samstag, 17. Dezember um 19 Uhr
Wo: Glashof EG
Eintritt: 10 €, erm. 8 Euro
Reservierungen (für Nicht-Journalisten) unter info@louis-lewandowski-festival.de