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»Visionen der Zugehörigkeit. Juden, Türken und andere Deutsche«

Presseeinladung zum Jubiläumssymposion des Jüdischen Museums Berlin mit Hamed Abdel-Samad, Susan Neiman, Harald Welzer und anderen

Pressemitteilung von Fr, 7. Okt 2011

Was ist deutsch im 21. Jahrhundert? Wie sehen die Beziehungen der in Deutschland lebenden Menschen zu einem Land aus, das sich durch den Zusammenbruch der Sowjetunion, die Wiedervereinigung und die Anerkennung, dass fast 20 Prozent der hier lebenden Bürger einen sogenannten Migrationshintergrund haben, sichtbar verändert hat?

Im Jubiläumssymposion, zu dem wir Sie einladen, untersucht das Jüdischen Museum Berlin die Lage der Nation aus unterschiedlichen Perspektiven. Das Symposion beginnt am Freitag, den 28. Oktober mit einer Bestandsaufnahme der Diversität in Deutschland als „Eine kleine deutsche Volkskunde“ junger internationaler Expertinnen und Experten. Am Samstag, den 29. Oktober diskutieren renommierte Religions- und Sozialwissenschaftler, Philosophen, Politiker und Journalisten in drei Panels über die neuen gesellschaftlichen Realitäten. Ein Kurzvortrag von Harald Welzer, eine Lesung mit Sayed Kashua und Burghart Klaußner und ein Konzert von Daniel Kahn & Psoy Korolenko ergänzen das Programm.

Kontakt

Pressestelle
T +49 (0)30 259 93 419
presse@jmberlin.de

Postadresse

Stiftung Jüdisches Museum Berlin
Lindenstraße 9–14
10969 Berlin

Mit dem Symposion greift das Jüdische Museum Berlin das Thema der Jubiläumsausstellung „Heimatkunde. 30 Künstler blicken auf Deutschland“ auf und gibt zugleich einen Ausblick auf einen der zukünftigen Programmschwerpunkte der Akademie des Jüdischen Museums. Neben der Erforschung und Vermittlung der Geschichte und Kultur der deutschsprachigen Juden setzt das JMB mit seiner geplanten Akademie einen thematischen Fokus auf die Probleme im Zusammenhang mit Integration und kultureller Vielfalt in Deutschland und Europa.

Auftakt zum Jubiläumssymposion am Freitag, 28. Oktober 2011

„Eine kleine deutsche Volkskunde“

Bunter und vielfältiger sind die Deutschen, vergleicht man sie mit denen der 1950er Jahre; eine homogene Gesellschaft waren sie nie, was heute niemand mehr bestreiten wird. Das Jüdische Museum hat jüngere internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eingeladen, über ihre Forschungen zu Deutschland zu sprechen.

Teilnehmer*innen Mischa Gabowitsch (Einstein Forum), Adriana Lettrari (Projekt „3te Generation Ostdeutschland“), Jannis Panagiotidis (European University Institute Florenz), u.a.
Moderation Ijoma Mangold (DIE ZEIT)
Wann Freitag, 28. Oktober 2011, 20 Uhr
Wo Glashof EG

Jubiläumssymposion am Samstag, 29. Oktober

10:30 bis 11 Uhr
Wozu eigentlich Identität?
Kurzvortrag von Harald Welzer

„Unterschiedliche Identitätsansprüche und -erwartungen müssen das Zusammenleben von Menschen nicht beeinträchtigen“, sagt der Sozialpsychologe Harald Welzer – und erläutert in seinem Kurzvortrag, warum Menschen eine stabile Identität brauchen, um handlungsfähig zu sein.

11:30 bis 13 Uhr
Panel 1: Einwanderungsland wider Willen: Wie steht’s um Deutschland?

Deutschland ist ein Einwanderungsland – seit langer Zeit. Wie ist die deutsche Migrationspolitik zu bewerten, aus historischer Sicht und in der Gegenwart?
Mit: Rauf Ceylan (Universität Osnabrück), Helena Flam (Universität Leipzig), Susan Neiman (Einstein Forum), Yasemin Yildiz (University of Illinois)
Moderation: Christina von Braun (Humboldt-Universität zu Berlin)

14 bis 15:30 Uhr
Panel 2: Der Islam gehört zu Deutschland

Die Abwehrreaktionen gegenüber dem Islam und den Muslimen sind messbar und spürbar angestiegen. Antimuslimische Ressentiments sickern in breite Gesellschaftsschichten ein und führen zu einer schleichenden Vergiftung des Meinungsklimas. Wie ist es dazu gekommen? Und: Ist die Idee einer weltoffenen Gesellschaft noch zu retten?

Mit: Naika Foroutan (Humboldt-Universität zu Berlin), Hamed Abdel-Samad, Günter Piening (Beauftragter für Integration und Migration, Berlin), Yasemin Shooman (Zentrum für Antisemitismusforschung), Marwan Abou Taam (Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz)

Moderation: Ferdos Forudastan

17:30 bis 19 Uhr
Panel 3: Visionen der Zugehörigkeit: Juden und Muslime in Europa und den USA

Im 19. Jahrhundert wurde von den Juden eine Anpassung an die Normen und Werte der deutschen Mehrheitsgesellschaft als Bringschuld gefordert und vielfach geleistet – ein Prozess, der durch den Nationalsozialismus brutal unterbrochen wurde. Heute stellt sich die Frage nach der Beziehung von Religion, Staat und Zugehörigkeit neu. Das Panel diskutiert, welche Rolle Juden und Moslems in einer säkular-christlichen und heterogenen Gesellschaft in Deutschland, Europa und den USA spielen können und sollen.

Mit: Micha Brumlik (Goethe-Universität, Frankfurt am Main), Susannah Heschel (Dartmouth College), Riem Spielhaus (Universität Kopenhagen)

Moderation: Susan Neiman (Einstein Forum)

16 Uhr bis 17:30 Uhr
Sayed Kashua: „Zweite Person Singular“

Lesung mit dem Autor und Burghart Klaußner

Sayed Kashua erzählt in seinem Roman die kunstvoll verwobene Geschichte zweier arabischer Israelis, die sich nichts sehnlicher wünschen, als Teil des jüdischen Israels zu sein. Mit aller Macht versuchen sie, ihre Fremdheit gegenüber der Mehrheitskultur, aber auch gegenüber der in ihren Augen rückständigen arabischen Kultur, durch eine neue Identität zu überwinden. Sie suchen ihr Heil in den Versprechungen der Popkultur und des westlichen Individualismus, wo alles möglich scheint. Der Schauspieler Burghart Klaußner liest die deutsche Übersetzung und führt im Anschluss ein Gespräch mit dem Autor.
Wo: Altbau 2. OG, Großer Saal

20 bis 22 Uhr
Ausklang des Symposions: Konzert mit Daniel Kahn & Psoy Korolenko: The Painted Bird & The Unternationale

Zum Ausklang des Jubiläumssymposions spielen der aus Detroit stammende Musiker Daniel Kahn und der Moskauer Avantgarde-Sänger Psoy Korolenko. In ihrem „Verfremdungsklezmer“ mischen sie Klezmer, Punk und Folklore – auf Englisch, Jiddisch, Russisch und Deutsch. Daniel Kahn & The Painted Bird vereinen in ihrer Musik die besten Traditionen amerikanischer Folksongs von Woody Guthrie und Pete Seeger mit jiddischen Protestsongs. Gleichzeitig ist Kahn ein bekannter Interpret von Brecht/Eisler-Songs.

Das Jubiläumssymposion ist eine Kooperation mit dem Einstein Forum und der Initiative DeutschPlus.

Wann Samstag, 29. Oktober von 10:30 bis 22 Uhr
Wo Alle Veranstaltungen des Symposions (außer der Lesung mit Sayed Kashua) finden im Glashof statt.
Eintritt zum Symposion 13 €, ermäßigt 9 Euro
inklusive Abendkonzert und Auftaktveranstaltung am Freitag
Eintritt zur Auftaktveranstaltung am Freitag 7 €, ermäßigt 5 Euro
Eintritt zum Konzert am Samstag 5 € (Abendkasse)

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