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Das »Defiant Requiem«: Deutschlandpremiere des Konzert-Dramas

Presseinformation

Pressemitteilung von Fr, 28. Febr 2014

Nach 12 Jahren internationaler Aufführungen in den USA, Europa und Israel kommt das „Defiant Requiem“ erstmals nach Deutschland in das Konzerthaus Berlin, organisiert vom Jüdischen Museum Berlin. Das Konzert-Drama ist eine ungekürzte Inszenierung der Totenmesse Giuseppe Verdis, ergänzt um gelesene Zeitzeugenberichte und Auszüge aus einem NS-Propagandafilm über Theresienstadt. Seit der Uraufführung 2002 wurde das „Defiant Requiem“ mit wechselnder Besetzung mehr als 20 Mal aufgeführt.

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Die Premiere des Konzert-Dramas „Defiant Requiem“ am 4. März ist der Höhepunkt einer Themenwoche zu Theresienstadt im Jüdischen Museum Berlin. Begleitet von Lesungen, Filmvorführungen und einem wissenschaftlichen Symposion zum „Ausnahmeghetto“ Theresienstadt ist die Aufführung des „Defiant Requiem“ Abschluss des Themenschwerpunktes im Jüdischen Museum Berlin. „Dieses Dokument des Überlebenswillens von Menschen hat mich sehr beeindruckt. Es war für mich keine Frage, die Inszenierung nach Berlin zu holen“, sagt Museumsdirektor W. Michael Blumenthal.

Die Inszenierung

Mit dem Konzert-Drama greift der amerikanische Dirigent Murry Sidlin die Aufführungen von Verdis Messa da Requiem im Ghetto Theresienstadt auf. Die Inszenierung ist eine Interpretation der damaligen Requiem-Konzerte als ein Akt des Überlebenswillens der Häftlinge in einem Lageralltag geprägt von Erniedrigung, Krankheit und Tod. Im Mittelpunkt der Inszenierung stehen der Dirigent Rafael Schächter, eine Schlüsselfigur des musikalischen Lebens im Ghetto, und der Chor aus Häftlingen, die dem Terror der Nationalsozialisten eine couragierte Haltung entgegensetzten (engl. defiant = trotzig, aufsässig, herausfordernd, frech, aufmüpfig, keck, ungehorsam, widersprechend, kühn, trotzend).

Rafael Schächter und das Requiem im Ghetto Theresienstadt

Der damals 36-jährige Dirigent und Pianist Rafael Schächter wurde im Herbst 1941 von Prag nach Theresienstadt deportiert. Im Ghetto Theresienstadt zählte er bald zu den Protagonisten des dortigen Kulturlebens. Mit einer stetig wachsenden Gruppe von Häftlingen studierte Schächter Stücke aus seiner mitgebrachten Notensammlung ein, darunter Verdis Messa da Requiem. Als Probenraum diente den Sängern nach Arbeitstagen von zwölf und mehr Stunden ein Keller in einer Baracke. Mit bis zu 150 Chorsängern, vier Solisten und dem tschechischen Pianisten Gideon Klein an einem alten Klavier, brachte Schächter das Stück insgesamt 16 Mal zur Aufführung. Innerhalb dieser Zeit musste Rafael Schächter nach Deportationen seinen Chor drei Mal neu zusammenstellen. Beim letzten Konzert standen noch 60 Sänger auf der Bühne. Im Oktober 1944 ließ die SS auch den Dirigenten und seinen verbliebenen Chor nach Auschwitz abtransportieren. Fast alle wurden direkt nach der Ankunft im Vernichtungslager ermordet oder starben auf einem der Todesmärsche. Rafael Schächter kam 1944/45 unter nicht genau geklärten Umständen ums Leben.

Theresienstadt: Ghetto und Kulisse der NS-Propaganda

Die ehemalige Garnisonsstadt nordwestlich von Prag war für 3.000 Einwohner konzipiert. Von 1941 bis 1945 waren im Ghetto Theresienstadt mehr als 140.000 Juden inhaftiert mit einer Höchstbelegung von bis zu 55.000 Personen gleichzeitig. Im Gegensatz zu anderen Ghettos erfüllte die ehemalige Garnisonsstadt unter jüdischer Selbstverwaltung für die Nationalsozialisten eine Propagandafunktion: Die SS-Kommandantur erkannte das propagandistische Potential in dem geduldeten kulturellen Leben mit Konzerten, Opernaufführungen, Vorträgen und Kabarett. Damit untermauerte das NS-Regime das Bild von Theresienstadt als „Vorzeigeghetto“ und „Altenwohnanlage“ für Senioren aus Deutschland und Österreich, als Deportationsort für „privilegierte“ und prominente Juden.

Eine Kulisse für einen Tag

Eigens für den Besuch von Vertretern des Internationalen Roten Kreuzes am 23. Juni 1944 fanden im Sommer 1944 die legendären und in den Zeichnungen Bedrich Frittas festgehaltenen „Verschönerungsaktionen“ statt: Fassaden, Parkbänke, Spielplätze und Cafés gaukelten der Delegation Normalität und eine gute Versorgungslage vor. 17.500 Menschen waren in Vernichtungslager deportiert worden, um Platz zu schaffen in der Stadt. Ein Höhepunkt des Besuches war die Aufführung von Verdis Messa da Requiem mit nur noch 60 Sängern.

„Defiant Requiem Foundation“

Die „Defiant Requiem Foundation“ wurde 2008 von Murry Sidlin in Washington, D.C. gegründet und widmet sich den weltweiten Aufführungen des Konzert-Dramas. In Zusammenarbeit mit Emmy-Award-Gewinner Peter Schnall und seiner Firma Partisan Pictures produzierte die Foundation 2012 einen Dokumentarfilm, der auf internationalen Filmfestivals sowie im US-Fernsehen zu sehen war. Das von der Foundation ins Leben gerufene „Rafael Schächter Institute for Arts and Humanities“ veranstaltet jeden Sommer Workshops, Vorträge und Konzerte in Theresienstadt. Darüber hinaus betreibt die Foundation Bildungsangebote an US-Schulen.

Das Konzerthausorchester Berlin, der Chor des Jungen Ensembles Berlin und die Vokalakademie Berlin (Einstudierung: Frank Markowitsch) geben das Konzert unter der Leitung von Murry Sidlin (Ideengeber und Dirigent). Solisten: Aga Mikolaj (Sopran), Gerhild Romberger (Mezzosopran), Steven Tharp (Tenor) und István Kovács (Bass). Iris Berben und Ulrich Matthes lesen Zeitzeugenberichte.

Wann 4. März 2014, 20 Uhr
Wo Konzerthaus Berlin, Gendarmenmarkt
Ticktes 5 € bis 42 € (zzgl. VVK-Gebühr) (ausverkauft)

Eine Produktion der Defiant Requiem Foundation.

Unter der Schirmherrschaft von:

Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien

Prof. Monika Grütters MdB

Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin

  • S.E. Dr. Rudolf Jindrák
    Botschafter der Tschechischen Republik in der Bundesrepublik Deutschland
  • Klaus Wowereit
    Regierender Bürgermeister von Berlin
  • Dr. Martin Salm
    Vorstandsvorsitzender der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“
  • Dr. Dieter Graumann
    Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
  • Dr. h.c. Nikolaus Schneider
    Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
  • Erzbischof Dr. Robert Zollitsch
    Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

Förderer:

Hauptstadtkulturfonds

Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“

Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stiftung Jüdisches Museum Berlin e.V.

Friends of the Jewish Museum Berlin in the U.S.

Exklusiv-Partner:

Volkswagen AG

Medienpartner:

rbb Kulturradio, rbb Fernsehen, tip Berlin, Jüdische Allgemeine

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