Sensibilisierung für Flucht und Exil
Die mobile Ausstellung startet ins zehnte Jahr - Presseinformation
Pressemitteilung von Fr, 11. März 2016
Zum zehnten Mal besucht das Jüdische Museum Berlin mit seiner mobilen Ausstellung weiterführende Schulen im ganzen Bundesgebiet. Der erfolgreiche Auftakt in Brandenburg endet am heutigen Freitag mit einem Besuch der Gottlieb-Daimler-Schule in Ludwigsfelde. In der kommenden Woche wird die mobile Ausstellung „on.tour – Das Jüdische Museum Berlin macht Schule“ in der 62. Oberschule in Dresden aufgebaut. Bis Ende 2016 besucht das Jüdische Museum Berlin sieben Bundesländer und zwei Jugendstrafanstalten in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern.
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Der Fokus der mobilen Ausstellung liegt dieses Jahr auf den Themen Flucht und Exil. „Eines unserer Ziele ist es, Schülerinnen und Schüler für das Thema Flucht, Exil und Vielfalt in der Gesellschaft anhand der jüdischen Geschichte zu sensibilisieren“, sagt Sarah Hiron, Leiterin Outreach in der Bildungsabteilung des Jüdischen Museums Berlin.
So wird das Thema „Leben und Überleben“ verdeutlicht an Fluchtgeschichten wie die der Hochspringerin Gretel Bergmann, die 1936 bei den Olympischen Spielen als Favoritin für die Goldmedaille in den letzten Minuten von den Wettkämpfen ausgeschlossen wurde oder der Familie des damals 12-jährigen Fritz Freudenheim, dem 1938 die Flucht aus Berlin über Hamburg nach Uruguay gelang.
In den Gesprächen zwischen Guides und Schülern werden neben den jüdischen Flucht- und Exilgeschichten auch Bezugspunkte zu Flucht und Heimat heute thematisiert. Mit interaktiven Führungen durch die mobile Ausstellung und zwei iPad-Workshops laden die Museumspädagogen die Schüler zum Gespräch über jüdische Geschichte ein und diskutieren mit ihnen über jüdische Religion, Tradition und Identität. Die Ausstellung ermöglicht den Museumspädagogen die Arbeit in kleinen Gruppen von fünf bis acht Schülern.
Themen der mobilen Würfelausstellung
In die fünf robusten hüfthohen Würfel sind insgesamt 16 Vitrinen eingebaut sowie Texte und Karten, Abbildungen und Fotografien angebracht. Die Würfel widmen sich den Themen „Jüdisches“, „Leben und Überleben“, „Lebenswege“, „Feste feiern“ und „Anfang, Ende und dazwischen“. Unter Anleitung der Museumspädagogen erarbeiten sich die Schüler die fünf Themen in Kleingruppen und bewegen dabei die Würfel durch den Raum.
Der Ausstellungswürfel „Feste feiern“ beispielsweise widmet sich den wichtigsten jüdischen Feiertagen. So lernen die Kinder und Jugendlichen, dass während des Pessach-Fests die Befreiung der Juden aus der ägyptischen Sklaverei gefeiert wird und dass das Chanukka-Fest an die Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem erinnert.
i-Pad-Workshop „So einfach war das“
In begleitenden Workshops beschäftigen sich die Schüler anhand von Biografien mit Fragen zu Identitäten und jüdischem Leben nach 1945. In dem iPad-Workshop „So einfach war das“ stellte das Jüdische Museum Berlin bekannten und unbekannten, gläubigen und weniger gläubigen Juden verschiedener Generationen die Frage: „Wie war das eigentlich nach 1945 als Jude in Deutschland aufzuwachsen?“ Die Protagonisten erzählten zu einem Foto aus ihrer Kindheit oder Jugend eine für sie prägende Geschichte. An iPads können die Schüler die Kindheits- und Jugenderzählungen von Andrzej Bodek, Michael Brenner, Tsafrir Cohen, Wladimir Kaminer, Ekaterina Kaufmann, Minka Pradelski, Rachel Singer, Zwi Wasserstein und Daniel Wildmann auswählen und anhören. Anschließend tauschen sie sich über die einzelnen Biografien aus und setzen ihre eigenen Erfahrungen in Bezug zu dem Gehörten.
i-Pad-Workshop „Meine Seite(n)“ zu Judentum heute
Hier steht die Arbeit mit aktuellen Biografien im Vordergrund: Die Schüler lernen die unterschiedlichen Lebenswelten von sechs jüdischen Jugendlichen in Deutschland kennen. Interaktive Tagebücher auf iPads geben einen Einblick in das Leben von Adam, Albina, Benjamin, David, Helen und Leon. Gleichzeitig zeigen sie die kulturelle Vielfalt jüdischen Lebens in Deutschland heute. In kleinen Gruppen erarbeiten sich die Schüler jeweils eine Biografie und entdecken dabei auch eigene Seiten. Wie geht beispielsweise Albina mit einem christlichen Großvater, muslimischem Vater und jüdischer Mutter, mit ihrem Glauben um? Mit dieser und ähnlichen Fragen nähern sich die Schüler in der anschließenden Diskussion den Themen Identität und Interkulturalität, Herkunft, Glaube und Heimat.
Die Bildungsinitiative „on.tour – Das Jüdische Museum Berlin macht Schule“
„Jeder Schüler in Deutschland sollte mindestens einmal das Jüdische Museum Berlin besucht haben, bevor die Schule beendet ist“, sagt Gründungsdirektor W. Michael Blumenthal. Damit formulierte er das Ziel der mobilen Bildungsinitiative diejenigen Schüler zu erreichen, die nicht ohne Weiteres nach Berlin reisen können. Seit 2007 besuchte das mobile Museum bundesweit mehr als 500 weiterführende Schulen sowie die Jugendstrafanstalt Berlin. Für seine innovative pädagogische Pionierarbeit wurde „on.tour“ 2009 von der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ ausgezeichnet. Bis Ende 2015 nahmen mehr als 65.000 Jugendliche teil.
Die bundesweite Tour 2016
- Brandenburg: 7.-10. März 2016
- 62. Oberschule Dresden : 15.-16. März 2016
- Bayern: Musica Sacrale, Marktoberdorf & Umgebung: 11.-15. April 2016
- Rheinland-Pfalz/Saarland: 9.-13. Mai 2016:
- Nordrhein-Westfalen: 6.-10. Juni 2016
- Baden-Württemberg: 27. Juni - 1. Juli 2016
- Hessen: 26.-30. September 2016
- Bayern: 10.-14. Oktober 2016
- Jugendstrafanstalt Neustrelitz: 17. Juni 2016
- Jugendstrafanstalt Plötzensee: September/Oktober 2016
Finanzierung
Mit freundlicher Unterstützung von Daimler Financial Services, der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stiftung Jüdisches Museum Berlin e.V. und dem Ehepaar Eric F. Ross und Lore Ross (sel. A.).
Bei Interesse an Berichterstattung melden Sie sich bitte bei der Pressestelle an.