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Golem

Ein Golem ist ein aus unbelebter Materie wie Staub oder Erde geformtes Wesen, das durch rituelle Beschwörung und hebräische Buchstabenkombinationen zum Leben erweckt wird. Geschaffen von einem menschlichen Schöpfer, wird der Golem zum Helfer, zum Gefährten oder zum Retter einer jüdischen Gemeinde in Gefahr. In vielen Golem-Erzählungen gerät das Geschöpf außer Kontrolle und der Golem selbst wird zur Bedrohung für den Menschen, der ihn geschaffen hat.

Die bekannteste Version der Golem-Legende spielt in Prag und handelt vom gelehrten Rabbi Loew. Erste praktische Anleitungen zur Schöpfung eines Golem finden sich bereits in mittelalterlichen Kommentaren zum Sefer Jezira (Buch der Schöpfung). Ursprünglich diente die Schöpfung eines Golem jüdischen Mystikern im Mittelalter als Versuch, sich Gott anzunähern.

Im Zentrum der Golem-Legende steht der menschliche Traum, selbst zum Schöpfer zu werden, Leben zu schaffen. Der Golem, ein Superheld oder Weltretter, den seine Unkontrollierbarkeit zum Monster oder Bösewicht macht, wird auch zum Symbol für die Ängste und Bedrohungen der Menschen in ihrer jeweiligen Zeit: die Ritualmordanschuldigungen, die jüdische Gemeinden bedrohten, ebenso wie die Verfolgung durch die Nazis, die gewaltigen politischen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts oder die Gefahr einer atomaren Katastrophe.

Schwarz-weiß-Litografie eines schemenartigen, mephistohaften Golemgesichts vor den schwarzen Silhouetten hoher abgestufter Renaissancegiebel

Der Golem aus der Mappe Der Golem - Prager Phantasien von Hugo Steiner-Prag, 1916; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Jens Ziehe

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