Der Anfang vom Ende des deutschen Judentums

1933

< 14. FEBRUAR 1933
21. FEBRUAR 1933 >

Donnerstag,
16. Februar 1933

Programm der Tanzgruppe Hellerau-Laxenburg bei ihrem Gastspiel in Kassel

Als die bekannte Wiener Tanzgruppe Hellerau-Laxenburg am 16. Februar 1933 »zum Besten der Kasseler Winterhilfe« ein Gastspiel in der Stadt gab, saß auch Illa Fackenheim (1914–2010) im Publikum. Es muss ein besonderes Ereignis für sie gewesen sein, so dass sie sich entschied, das Programmblatt des Abends als Erinnerung aufzuheben und später mit in die Emigration zu nehmen. Das Andenken von diesem Februarabend begleitete sie während ihres restlichen Lebens, fern von ihrem Geburtsland und dem Traum, als Tänzerin Karriere zu machen.

Illa Fackenheim arbeitete in einer Kasseler Blaudruckfabrik, bis sie ihre Stelle 1934 aufgrund ihrer jüdischen Herkunft verlor. Um modernen Tanz studieren zu können, zog sie nach Berlin. Dort lernte sie den Maler und Grafiker Erich Wolfsfeld (1884–1956) kennen, Professor an den »Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst«. Sie heirateten 1935.

1936 verlor Wolfsfeld seine Professur, ebenfalls weil er Jude war. Illa Wolfsfeld versuchte ihren Mann mehrfach von einer Emigration ins sichere Ausland zu überzeugen. Sie konnte ihn jedoch nicht zu einer Ausreise bewegen, so dass sie 1938 allein nach England emigrierte. Von dort aus organisierte sie ein Visum für Wolfsfeld, und 1939, kurz vor Kriegsausbruch, gelang es ihm nach England auszureisen.

Michaela Roßberg

Kategorie(n): Künstler und Schriftsteller
Programm der Tanzgruppe Hellerau-Laxenburg bei ihrem Gastspiel am 16. Februar 1933 in Kassel
Schenkung

In England

Während der nächsten Jahre arbeitete Illa Wolfsfeld als Gesellschafterin für eine ältere Dame. Ihre Ehe wurde nach Kriegsende geschieden. 1948 heiratete sie den deutsch-jüdischen Journalisten Friedrich Walter (1902–1989) und lebte bis zu ihrem Tod 2010 in England.

Illa Fackenheim, Fotografie von Erich Wolfsfeld, Altdöbern, nach 1933
Schenkung 
IMPRESSUM