Samstag,
25. Februar 1933
Bestätigung der bestandenen Promotionsprüfung für Erik Marcuse
Auf der Rückseite der Karte, auf der das Prüfungsergebnis notiert ist, ist ein Termin beim Dekanat am 27. Februar 1933 eingetragen, zusammen mit dem Hinweis, dass die Promotion nicht später als sechs Monate nach der Prüfung erfolgen soll. Dafür musste die Dissertation gedruckt vorliegen. Doch Erik Marcuse musste zwei Verlängerungsanträge stellen, weil ihm die Mittel für den Druck fehlten. Am 2. März 1934 schließlich wurde er zum Doktor der Staatswissenschaften ernannt.
Juden konnten – mit Ausnahme der Universitäten in Baden – bis April 1937 promovieren; die Zahl der jüdischen Studenten an den deutschen Universitäten wurde jedoch bereits seit Ende April 1933 stark eingeschränkt.
Erik Marcuse wurde 1907 als Sohn eines Grundstücksentwicklers in Berlin geboren. Sein älterer Bruder war der später berühmte Philosoph Herbert Marcuse. Erik studierte in Freiburg, Bonn und Berlin und legte im Juni 1928 die Diplomprüfung für Volkswirte ab. Zum Thema seiner Dissertation kam er durch eine zweijährige Tätigkeit bei der Darmstädter und Nationalbank in Berlin, wo er mit der Verwaltung von Geschäftshäusern beschäftigt war. 1934, das Jahr, in dem er auch heiratete, brachte eine überraschende Berufswende: als Architekt und Bauführer arbeitete er im Atelier eines nichtjüdischen Berliner Architekten, Fähigkeiten, die er sich, jenseits vom Studium, offensichtlich selbstständig erarbeitet hatte.
Erst im März 1939 verließen Erik Marcuse und seine Frau Gisela mit ihrer sieben Monate alten Tochter Berlin und ließen sich in London nieder. Dort eröffneten sie einen Laden in Hampstead Garden Suburb, welcher sich mit der Zeit zu einem exklusiven Modegeschäft entwickelte. 1948 erhielt Marcuse die britische Staatsbürgerschaft.
Aubrey Pomerance