Samstag,
1. April 1933
Bescheinigung der Israelitischen Gemeinde Parchim über die Ansässigkeit der Familie Gumpert
Die Gumperts waren Tuchfabrikanten. Laut Bescheinigung stammte die Familie ursprünglich aus Spanien und wanderte als Weber nach Mecklenburg ein. Wie wir aus anderen Quellen wissen, erhielt Schlomann Gumpert, geboren 1804 in Parchim, 1836 einen Schutzbrief vom Großherzog von Mecklenburg, der ihm den Handel mit offenem Laden erlaubte. Seine Enkel Rudolf und Leo Gumpert kauften 1910 eine Tuchfabrik in der Stadt, die sie nach ihrem Großvater »Tuchfabrik Schlomann Gumpert« benannten.
Die Firma war so erfolgreich, dass die Familie noch 1937 eine Zweigniederlassung in Hamburg errichtete. Ein Jahr später jedoch musste das Unternehmen zwangsverkauft werden und das Vermögen der Familie wurde in den darauf folgenden Monaten beschlagnahmt. Die Villa von Rudolf Gumpert in der Buchholzallee 7 wandelte man nach 1939 zu einem sogenannten »Judenhaus« um, in dem alle in der Stadt verbliebenen Juden zwangsweise einquartiert wurden.
Rudolf Gumpert starb 1940 in Parchim, seine Frau Margaretha kam im November 1942 zusammen mit den letzten Parchimer Juden auf einen Transport nach Auschwitz. Von der alteingesessenen Tuchfabrikantenfamilie überlebten nur Rudolf Gumperts Schwester Paula und seine Tochter Lieselotte die NS-Diktatur.
Franziska Bogdanov