Samstag,
1. April 1933
Boykott-Aktion am Geschäftshaus Bamberger & Hertz
Die 1914 eröffnete Münchner Niederlassung von Bamberger & Hertz war neben denen in Frankfurt am Main, Saarbrücken, Stuttgart, Köln und Leipzig das jüngste Geschäftshaus der Firma. Inhaber war Siegfried Bamberger (1885–1976), einer von fünf Brüdern, die das 1876 von ihrem Vater Jakob in Worms gegründete Stammhaus weiterentwickelt hatten.
Nach dem Aprilboykott erlebten alle Häuser einen Rückgang ihrer Umsätze. Das Geschäft in Saarbrücken schloss 1934, das in Frankfurt wurde 1935 veräußert. Während die Häuser in Köln, Stuttgart und Leipzig 1938 zwangsverkauft bzw. aufgelöst wurden, gelang es Siegfried Bamberger im Oktober des Jahres das Münchner Geschäft an seinen vertrauten, langjährigen Mitarbeiter Johann Hirmer zu verkaufen, was zwar den Argwohn der Nationalsozialisten erweckte, aber schließlich legal erfolgen konnte.
Nach Kriegsende bot Johann Hirmer Siegfried Bamberger, der als einziger der Brüder die NS-Zeit überlebt hatte, die Rückgabe des Geschäfts an. Da Bamberger nicht nach München zurückkehren wollte, kam es zu einem Ausgleich und die beiden Männer blieben in den folgenden Jahren gut befreundet. Das ehemalige Haus von Bamberger & Hertz, nunmehr Kaufingerstraße 28, beherbergt bis heute das Herrenmodegeschäft Hirmer.
Aubrey Pomerance