Mittwoch,
19. April 1933
Dankesurkunde der Preußischen Regierung für den Lehrer Levi Schwalm
Was aus dem Dokument jedoch nicht hervorgeht, ist, dass auch er zwangsweise in den Ruhestand treten musste. Jedoch nicht, weil er ein jüdischer Lehrer an einer öffentlichen Schule war, sondern weil die jüdische Schule, an der er unterrichtete, geschlossen wurde. Und dennoch: Es ist eine Dankesurkunde, welche allem Anschein nach ernst gemeint war und wahrscheinlich trotzdem nur wenig Trost bot.
Der 1878 im hessischen Treysa geborene Levi Schwalm – dessen Familienname sich dem durch Treysa strömenden Fluss verdankt – absolvierte eine dreijährige Ausbildung an der Bildungs-Anstalt für jüdische Lehrer zu Hannover. Ab 1898 fungierte er als Religions- und Elementarlehrer an der Jüdischen Volksschule in Bovenden bei Göttingen, wo er zudem von der Gemeinde als Vorbeter und Schächter angestellt wurde. Drei Jahre später wurde ihm von der Königlichen Preußischen Regierung bescheinigt, dass er »zur endgültigen Anstellung als Volksschullehrer befähigt ist«. 1903 zog Levi Schwalm in das unweit entfernt liegenden Dransfeld, um dort die gleichen Dienste auszuüben wie in Bovenden.
Nach fast 30-jähriger Lehrtätigkeit erfolgte die Zwangspensionierung. 1937 zog er mit seiner Ehefrau Meta nach Hamburg und von dort zur Tochter und ihrem Ehemann in die Niederlande. Letztere konnten im Februar 1939 in die USA ausreisen, dem Ehepaar Schwalm gelang es im Oktober nachzufolgen – zwei Monate nach Beginn des Krieges.
Aubrey Pomerance