Der Anfang vom Ende des deutschen Judentums

1933

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Mittwoch,
5. Juli 1933

Zwischenprüfungszeugnis der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums für Erwin Zimet

Nachdem Erwin Zimet (1912–1989) im Mai 1933 endgültig sein Studium der Philosophie an der Friedrich-Wilhelms-Universität aufgegeben hatte, widmete er sich ausschließlich seiner Rabbinerausbildung. Am 5. Juli wurde ihm die vorliegende Bescheinigung über seine Ende Mai bestandene Zwischenprüfung an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums ausgehändigt. Aus dem Zeugnis geht hervor, dass Zimet bei den herausragenden Lehrern seiner Zeit studierte: Chanoch Albeck (Talmud), Leo Baeck (Midrasch), Ismar Elbogen (Jüdische Geschichte und Literatur) und Julius Guttmann (Religionsphilosophie).

Parallel zu seinem Studium war der 21-jährige als Rabbinatskandidat an der Liberalen Synagoge Norden in der Schönhauser Allee und 1934 an der Synagoge in der Rykestraße tätig. Später hielt er auch an der Hermann-Falkenberg-Synagoge Osten Gottesdienste und arbeitete als Rabbiner und Lehrer im Jüdischen Erholungsheim in Lehnitz bei Oranienburg. Darüber hinaus fungierte er als Leiter der Organisation »Liberale Jugend Ili« und unterstützte aktiv die Bemühungen vieler Jugendlicher, nach Palästina auszuwandern. In den Jahren 1932 und 1933 publizierte Erwin Zimet verschiedene Artikel zu Jugendthemen in der »Jüdisch-Liberalen Zeitung«. Die Sorgen und Nöte der jungen Juden in einer Zeit des politischen Umbruchs und der gesellschaftlichen Ausgrenzung waren ihm dabei ein besonderes Anliegen. Bereits im April 1932 hatte Zimet dort formuliert: »Nichts ist gewiß. Die Menschen haben selten eine solche Epoche der Ratlosigkeit zu überstehen gehabt. Viel stärker noch als alle Großen empfinden wir Jugendlichen diese Ungewißheit.«

Michaela Roßberg

Kategorie(n): Berlin | Religiöses Leben | Studenten | Wissenschaftler
Zwischenprüfungszeugnis der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums für Erwin Zimet, Berlin, 5. Juli 1933
Schenkung von Lilli Gehr Zimet.

Die Hochschule für die Wissenschaft des Judentums

Die Berliner Hochschule für die Wissenschaft des Judentums wurde 1872 eröffnet und verstand sich als Einrichtung zur wissenschaftlichen Erforschung des Judentums in seiner ganzen Breite. In dem 1869 verfassten Gründungsaufruf lässt sich deutlich der Wunsch nach einer über allen Richtungen stehenden Institution erkennen: »Unabhängigkeit erscheint als eine der wesentlichsten Grundlagen für das Gedeihen einer solchen Anstalt (…) nur in dem reinen Streben nach wahrer Erkenntnis [kann sie] wahrhaft blühen und für den Fortbestand und Fortentwicklung des Judenthums edle Früchte tragen.« Dem Lehrkörper gehörten Dozenten verschiedener Strömungen an und die Hochschule stand auch Nichtjuden und später auch Frauen offen.

Mit der Zeit entwickelte sich die Ausbildung von Religionslehrern und Rabbinern zum Schwerpunkt der Schule. Nach den Novemberpogromen 1938, dem Jahr, in dem Erwin Zimet sein Studium abschloss, wurde sie vorläufig geschlossen, viele Dozenten und Studierende emigrierten. Von 1939 an war nur noch ein eingeschränkter Lehrbetrieb möglich. Im Juli 1942 wurde die Hochschule zusammen mit allen anderen jüdischen Bildungseinrichtungen zwangsweise geschlossen. Zu diesem Zeitpunkt waren nur noch drei Studierende eingeschrieben.

Der Rektor der Hochschule Ismar Elbogen (1. Reihe, 4. von rechts) mit Studenten auf einem Ausflug anlässlich des Feiertags Lag ba-Omer, unter ihnen auch Erwin Zimet (1. Reihe, 4. von links), Berlin, Mai 1932. An Lag ba-Omer gedenkt man u.a. des Bar Kochba-Aufstands, mit dem sich die Juden gegen die römische Herrschaft in Palästina erhoben.
Schenkung von Lilli Gehr Zimet. 
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