Donnerstag,
20. April 1933
Schreiben des Deutschen Bühnen-Vereins an Ruth Mühsam
Ende Januar 1933 nämlich hatte Ruth Mühsam eine Zusage für ein Engagement »als Schauspielerin für das Fach der jugendlichen Charakterspielerin und Salondame« am Landestheater in Darmstadt für die Spielzeit 1933/34 mit einer Option auf das folgende Jahr erhalten. Der Erlass des »Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums« vom 7. April machte diese Verpflichtung zunichte.
Im September des Jahres fand sie Arbeit am Théâtre Municipal in Straßburg und ab Juni 1934 in Wien – sie war dank der Herkunft ihres Vaters österreichische Staatsbürgerin. Ihre Bemühungen, 1935 in London als Schauspielerin Fuß zu fassen, fruchteten nicht und sie blieb bis Ende Oktober 1937 in der österreichischen Hauptstadt, wo sie am Volkstheater engagiert war. Einige Monate später, im März 1938, während Ruth Mühsam sich bei Freunden in Los Angeles aufhielt, wurde Österreich von Deutschland annektiert. Es gelang ihr, in Kalifornien zu bleiben. Hier lernte sie u.a. den berühmten Schriftsteller Erich Maria Remarque kennen, zu dem sich eine enge und lebenslange Freundschaft entwickelte. Dank seiner Hilfe konnten ihre Mutter und die Schwester aus Deutschland gerettet werden.
Der Deutsche Bühnen-Verein wurde nach dem Erlass des Reichskulturkammergesetzes im September 1933 in die Reichstheaterkammer eingegliedert und 1935 schließlich aufgelöst.
Aubrey Pomerance