Der Anfang vom Ende des deutschen Judentums

1933

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Samstag,
19. August 1933

Polizeiliche Abmeldung von Heinz Gottschalk

Heinz Gottschalk »verzieht von Wilmersdorf, Nikolsburger Straße Nr. 6 nach Palästina«. Was das Formular in knappen Worten bescheinigt, bedeutete für den Genannten nichts weniger als den Aufbruch in ein neues und ganz anderes Leben. Erfahrungen mit plötzlichen Umbrüchen hatte Gottschalk (1902–1987) bereits: Der Sohn eines erfolgreichen Berliner Möbelhändlers diente nach Abschluss seiner Schulzeit als Einjährig-Freiwilliger und absolvierte anschließend eine Apothekerausbildung. Doch das 1924 aufgenommene Studium musste er kurz nach Beginn abbrechen, da der erkrankte Vater das traditionsreiche Unternehmen nicht mehr führen konnte. Heinz Gottschalk übernahm die Möbelagentur Gottschalk Soehne und leitete sie bis zu seiner Auswanderung.

Was mag den 31-Jährigen bewogen haben, nach Palästina zu gehen? Und was, wird sich der aufmerksame Leser fragen, ist mit seiner Ehefrau? Ganz eindeutig wird sein Familienstand mit »verheiratet« angegeben, doch fehlt ihr Name auf dem Dokument. Dieses Rätsel löst sich leicht – als Heinz Gottschalk sich abmeldet, ist er gerade zwei Tage verheiratet. Das frischgebackene Ehepaar wartete nur noch seine religiöse Trauung ab und wird erst in Palästina eine gemeinsame Wohnung nehmen. Kennengelernt hatten sie sich durch die jüdischen Jugendbünde, denen beide seit ihrer Jugend angehörten. Für die bekennenden Zionisten konnte das Land ihrer Wahl nur Palästina sein.

Ulrike Neuwirth

Kategorie(n): Auswanderung | Berlin | Unternehmer | Zionismus
Polizeiliche Abmeldung von Heinz Gottschalk, Berlin, 19. August 1933 (Tag der Abgabe bei der Polizei).
Schenkung von Ronit Vered
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