Die Ausstellungs- und Veranstaltungsvorschau von Januar bis März 2013
Presseinformation
Pressemitteilung von Do, 13. Dez 2012
Das Jüdische Museum Berlin startet ins Jahr 2013 mit neuen Ausstellungen und abwechslungsreichen Film-, Musik-, Kunst- und Literaturveranstaltungen. Noch bis zum 27. Januar ist mit „R.B. Kitaj (1932-2007) Obsessionen“ die erste Retrospektive nach dem Tod des Künstlers zu sehen. Ab dem 31. Januar präsentiert das Jüdische Museum Berlin auf einer Sonderwebsite das Online-Projekt „1933. Der Anfang vom Ende des deutschen Judentums“. Im Rahmen des Themenjahres „Zerstörte Vielfalt“, das an die Machtübernahme der Nationalsozialisten vor 80 Jahren erinnert, zeigt das Archiv bis Ende 2013 wöchentlich historische Zeugnisse, die sich jeweils auf einen Tag des Jahres 1933 beziehen. Im März eröffnen zwei neue Sonderausstellungen: Die filmische Installation „Roundhouse Reverb“ geht vom 15. März bis zum 26. April zu den Klängen von György Kurtágs Zyklus „Kafka-Fragmenten“ auf eine imaginäre Reise in den Osten Europas. Die erste große Sonderausstellung „Die ganze Wahrheit ...was Sie schon immer über Juden wissen wollten“ wird am 22. März eröffnet. Mit ausgestellten Exponaten aus Religion, Alltagswelt und zeitgenössischer Kunst greift die Schau lustige, kluge, polemische und rhetorische Fragen rund um das Judentum auf und sensibilisiert für stereotype Bilder und Denkmuster.
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Stiftung Jüdisches Museum Berlin
Lindenstraße 9–14
10969 Berlin
Musikalischer Höhepunkt im Frühjahr ist das zum zweiten Mal stattfindende Kammermusikfestival „intonations. das Jerusalem International Chamber Music Festival im Jüdischen Museum Berlin“. Unter der Leitung von Elena Bashkirova musizieren im Glashof des Jüdischen Museums Berlin junge Nachwuchstalente gemeinsam mit international bekannten Solisten und Musikern aus Orchestern, wie den Berliner und Wiener Philharmonikern.
Sonderausstellung mit Begleitprogramm im Januar
21. September 2012 bis 27. Januar 2013
„R.B. Kitaj (1932-2007) Obsessionen“
Nur noch bis zum 27. Januar ist die erste große Retrospektive zu R.B. Kitaj nach seinem Tod zu sehen. Er gehörte in den 1960er Jahren zu den Wegbereitern einer neuen figurativen Malerei. Gemeinsam mit seinen Künstlerfreunden David Hockney, Lucian Freud und anderen läutete er den Ausbruch der Kunst aus der Abstraktion ein. Kitajs Werke gelten als verrätselt, vielschichtig und provokant. Das Jüdische Museum Berlin zeigt in 13 Kapiteln rund 130 Arbeiten des Künstlers aus allen Perioden seines Werks und versammelt Leihgaben bedeutender Museen und Privatsammlungen aus aller Welt. Die Ausstellung gibt erstmals Einblick in Kitajs umfangreiches privates Text- und Bildarchiv, das Inspirationsquelle für seine Arbeiten war.
Eine Ausstellung der Stiftung Jüdisches Museum Berlin in Zusammenarbeit mit der Kulturprojekte Berlin GmbH.
Ort: Altbau, 1. OG
Eintritt: 4 €, erm. 2 Euro
21. Januar
Themenführung
Projektleiterin Margret Kampmeyer: Bilder vom Menschen
R.B. Kitaj malte in den 1970er und 1980er Jahren eine Vielzahl von Körper- und Figurenbildern, die sich von den komplexen Themenbildern seines Frühwerks unterschieden. Sie leiteten eine Werkphase ein, in der er sich eingehend mit der menschlichen Einzelfigur beschäftigte, neue Techniken wie das Pastellmalen erprobte und seine Arbeitsweise modifizierte. In dieser Zeit setzte sich Kitaj intensiv mit dem eigenen Jüdischsein auseinander und formulierte erste Überlegungen zu einer diasporischen Kunst. Die Führung geht der Frage nach, inwieweit sich in „Körperbildern“ das Konzept der diasporischen Identität spiegelt.
Ort: Altbau 1. OG, 19:30 Uhr
Dauer: ca. 1 Stunde
Eintritt: 7 €, erm. 5 Euro
Besucheranmeldung: unter Tel.: +49 (0)30 259 93 488 oder reservierung@jmberlin.de
26. Januar
Literatursalon
Ein verliebter Jude. Philip Roth und R.B. Kitaj
Die Figur des lüsternen Puppenspielers Mickey Sabbath im Roman „Sabbaths Theater“ hat Philip Roth seinem langjährigen Freund und Nachbarn nachempfunden, aber auch andere Charaktere in den Werken des Schriftstellers tragen Züge von R.B. Kitaj. In einigen überraschend zarten Zeichnungen hat R.B. Kitaj wiederum Philip Roth porträtiert.
Im Literatursalon liest der Schauspieler Hanns Zischler aus „Sabbaths Theater“, „Der menschliche Makel“ und anderen Romanen Roths. Volker Hage, Literaturredakt€ des Spiegels, und weitere Gäste erkunden im Gespräch die besondere Beziehung von Schriftsteller und Künstler, Kunst und Literatur.
Ort: Altbau 2. OG, Großer Saal, 19:30 Uhr
Eintritt: 9 €, erm. 7 Euro
Besucheranmeldung: unter Tel.: +49 (0)30 259 93 488 oder reservierung@jmberlin.de
Montagskino
7. Januar
Ride Lonesome. Spielfilm von Budd Boetticher
(USA 1959, 73 Min., engl. OV)
Randolph Scott spielt einen Kopfgeldjäger, der den Auftrag hat, einen zur Fahndung ausgeschriebenen Mann auf dessen Weg nach Santa Cruz zu eskortieren. Kitaj ließ sich von einigen Standbildern aus „Ride Lonesome“ zu seinem Werk „Western Bathers“ (1994) inspirieren.
14. Januar
She Wore a Yellow Ribbon. Spielfilm von John Ford
(USA 1949, 103 Min., engl. OV)
Nach der Schlacht am Little Bighorn versucht ein pensionierter Hauptmann (John Wayne) einen Großangriff der Indianer zu verhindern. Kitaj fängt eine Szene des Films in seinem Gemälde „The Ohio Gang“ ein, in dem ein Mädchen mit einem gelben Band von zwei Freiern umworben wird.
Die Veranstaltungen in der Reihe „Montagskino“ finden jeweils um 19:30 Uhr im Altbau EG, Auditorium statt.
Eintritt: frei. Einlass nur mit Platzkarte (an der Kasse erhältlich).
Besucheranmeldung: unter Tel.: +49 (0)30 259 93 488 oder reservierung@jmberlin.de
Sonderausstellungen im März
15. März bis 26. April
„Roundhouse Reverb“
Eine filmische Installation der Kafka-Fragmente von György Kurtág
Zwei Frauen reisen von Berlin in Richtung Osten, im Gepäck eine Geige und die Noten der Kafka-Fragmente des ungarischen Komponisten György Kurtág. In einem verlassenen Rundlokschuppen entlang der Bahnlinie entdecken sie einen Resonanzraum, der zur Drehscheibe durch die Zeit wird. Denn der Osten, den die Sängerin Caroline Melzer und die Geigerin Nurit Stark bereisen, löst sich ab von konkreten Orten und driftet ins Imaginäre. Die Frauen werden zu Figuren, die mal aus dem realen Sozialismus, mal aus der Lebenswelt Franz Kafkas zu stammen scheinen. Kurtágs Zyklus von 1987 ist in einer filmischen Installation zu hören, die das absurde Potenzial der kafkaschen Textfragmente mit Musikclips erforscht. Die räumliche Anordnung der Installation basiert auf dem Grundriss eines Rundlokschuppens, ein kreisrundes Industriegebäude mit einer Drehscheibe in der Mitte. „ROUNDHOUSE REVERB“ lädt die Besucher ein, sich innerhalb einer kreisförmigen Anordnung von Projektionsflächen frei zu bewegen und dabei eine eigene Reise mit den Kafka-Fragmenten zu unternehmen.
Konzept/Realisierung: Isabel Robson und Susanne Vincenz
Eine Produktion der Roundhouse Reverb GbR in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Berlin, deSingel International Arts Campus Antwerpen und Deutschlandradio Kultur. Finanziert aus den Mitteln des Hauptstadtkulturfonds.
Ort: Libeskind-Bau EG, Eric F. Ross Galerie in der Dauerausstellung
Eintritt: mit dem Dauerausstellungsticket
22. März bis 1. September
„Die ganze Wahrheit ... was Sie schon immer über Juden wissen wollten“
Ein Rabbiner wird gefragt, warum Juden eine Frage immer mit einer Gegenfrage beantworten. „Warum nicht?“, sagt er. Mit der Ausstellung „Die ganze Wahrheit“ stellt sich das Jüdische Museum Berlin diversen Fragen rund um das Judentum: den FAQs, den schwierigen, den lustigen, den klugen und denen, die man eigentlich nicht beantworten kann. Manche Fragen sind unbequem für den Befragten, manche politisch nicht korrekt, andere verraten etwas über den, der sie gestellt hat. Wie wird man Jude? Was bin ich, wenn meine Mutter Christin ist und mein Vater Jude? Wie stehen die Juden zu Jesus und Mohammed? Sind die Juden auserwählt? Mit Witz und Gelassenheit werden Fragen in außergewöhnliche Exponate aus Religion, Alltagswelt und zeitgenössischer Kunst übersetzt. Literarische Stimmen äußern sich zu jüdischer Identität heute, Filme und Interviews beantworten Fragen zum Umgang mit religiösen Gesetzen im Alltag. Dabei greift „Die ganze Wahrheit“ kontroverse gesellschaftliche Debatten auf, stellt Gegenfragen und sensibilisiert nicht zuletzt für stereotype Bilder und Denkmuster.
In Kooperation mit dem Jüdischen Museum Hohenems
Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Deutsche Klassenlotterie
Ort: Altbau 1. OG
Eintritt: 4 €, erm. 2 Euro
Online-Projekt mit Begleitprogramm im Januar
31. Januar bis 31. Dezember
„1933. Der Anfang vom Ende des deutschen Judentums“
Anlässlich des Berliner Themenjahrs „Zerstörte Vielfalt“ zum 80. Jahrestag der Machtübergabe an die Nationalsozialisten präsentiert das Jüdische Museum Berlin ab dem 31. Januar auf seiner Website ausgewählte historische Zeugnisse aus dem Jahr 1933. Im Vordergrund steht dabei die Absicht zu zeigen, wie sich die Diskriminierungs- und Verfolgungspolitik individuell und konkret auf die Betroffenen auswirkte und wie diese darauf reagierten. Das Online-Projekt folgt einer kalendarischen Struktur: Jede Woche erscheinen Dokumente und Fotografien, die sich auf den jeweiligen Tag vor 80 Jahren beziehen. Nach und nach entsteht ein Bild von Schikanen, Ausgrenzung und Entrechtung geprägten Alltags der deutschen Juden. Zugleich wird deutlich, in welcher Vielfalt jüdisches Leben in Deutschland vor 1933 präsent war. Die Originaldokumente stammen überwiegend aus privaten Schenkungen und Nachlässen, die das Museumsarchiv aufbewahrt. Mit Hilfe von Transkriptionen und multimedialen Funktionen lassen sie sich individuell erschließen.
5. Februar
Der Anfang vom Ende
Ein Kabarettabend zum Jahr 1933 mit der New Budapest Orpheum Society
Inspiriert von der Budapester Orpheumgesellschaft im Wien des Fin de Siècle zelebrieren die Neuen Budapester aus Chicago die Vielfalt des jüdischen Kabaretts. Das ausgewählte Programm im Jüdischen Museum Berlin ist eine Zeitreise zurück in die deutsch-jüdischen Geschichte der 1930er Jahre und die Musik, die dazu spielte – pointiert, kontrovers, tragisch. Der Kabarettabend spiegelt das Schicksal von Musikern und Zeitkritikern wider und handelt von Untergang und Überleben. Gesungen und moderiert wird vor allem in deutscher Sprache, mit einigen Liedern auf Jiddisch, Hebräisch und Englisch.
The New Budapest Orpheum Society, an Ensemble-in-Residence of the University of Chicago/USA, in Kooperation mit dem MusikSalon Berlin des Ethnologischen Museums, Staatliche Museen zu Berlin.
Ort: Altbau 2. OG, Großer Saal, 19:30 Uhr
Eintritt: 9 €, erm. 7 Euro
Besucheranmeldung: unter Tel.: +49 (0)30 259 93 488 oder reservierung@jmberlin.de
16. März
Lange Nacht der Museen: Zerstörte Vielfalt
Eine halbstündige Führung „Zerstörte Vielfalt“ durch die Dauerausstellung zeigt, wie im Jahr 1933 das Selbstverständnis vieler Juden als deutsche Staatsbürger jüdischen Glaubens jäh zerstört wurde. Die Führung endet mit dem Aprilboykott vom 1. April 1933. Im Anschluss werden auf einer großen Leinwand Fotografien und Dokumente aus der Online-Ausstellung: „1933. Der Anfang vom Ende des deutschen Judentums“ präsentiert. So wird dem Betrachter ermöglicht, die Geschichte aus der Perspektive der damaligen jüdischen Zeitgenossen nachzuvollziehen.
Ort: Altbau 1. OG, Dauerausstellung, jede halbe Stunde von 18 - 22 Uhr
Eintritt: mit dem Lange-Nacht-Ticket
Weiteres Kulturprogramm
6. März
Juden, zur Sonne, zur Freiheit!
Eine musikalische Revue zum 150. Geburtstag der SPD
Wer waren die großen jüdischen Namen der Sozialdemokratie, warum engagierten sich jüdische Frauen und Männer auf Seiten der politischen Linken, was konnten sie dort bewirken und welchen Verlauf nahmen ihre oftmals sehr ungewöhnlichen Lebenswege? Die biographische Zeitreise wird umrahmt von Liedern der europäischen Arbeiterbewegung. Wir laden Sie ein zu einer bunten musikalisch-lebensgeschichtlichen Revue mit Sigmar Gabriel und der Sängerin Jasmin Tabatabai.
In Kooperation mit dem SPD-Parteivorstand und dem Zentrum für Antisemitismusforschung.
Ort: Glashof EG, 19:30 Uhr
Eintritt frei
Besucheranmeldung: unter Tel.: +49 (0)30 259 93 488 oder reservierung@jmberlin.de
13. März
Amos Oz: Unter Freunden
Buchpräsentation mit dem Autor
In seinem neuen Erzählband knüpft Amos Oz an seine großen Erfolge an und kehrt zu der Zeit zurück, die ihn am meisten inspiriert hat: seine Kibbuz-Jahre. Die acht Erzählungen spielen im fiktiven Kibbuz Ikat und zeichnen wunderbare Porträts von Frauen und Männern, die ihren ganz eigenen Träumen und ihrem eigenen Schmerz nachhängen, immer im Schatten des großen Traums vom Kollektiv. Jede Geschichte ist ein literarisches Kleinod, alle zusammen ergeben sie das Bild einer großen Idee. „Diese Geschichten ... erzählen von den elementaren Kräften menschlicher Existenz. Von Einsamkeit. Von Liebe. Von Verlust. Von Tod. Von Sehnsucht. Von Verzicht und Verlangen. Also von den grundlegenden Dingen, die jeden betreffen.“ (Amos Oz)
In Zusammenarbeit mit der Literaturhandlung.
Ort: Altbau 2. OG, Großer Saal, 19:30 Uhr
Eintritt: 10 €, erm. 8 Euro
Kartenreservierung bei der Literaturhandlung unter Tel. +49 (0)30 8824 250
Vorankündigung
20. bis 25. April
Das Kammermusikfestival „intonations – das Jerusalem International Chamber Music Festival im Jüdischen Museum Berlin“ zum zweiten Mal zu Gast
Vom 20. bis 25.4 April wird das „Jerusalem International Chamber Music Festival“ zum zweiten Mal im Glashof des Jüdischen Museums Berlin zu Gast sein. Das 1998 von Elena Bashkirova gegründete Kammermusikfestival gehört zu den bedeutendsten kulturellen Ereignissen im israelischen Musikleben. Jedes Jahr musizieren internationale Solisten und Spitzenmusiker aus Orchestern, wie den Berliner und Wiener Philharmonikern gemeinsam mit jungen Nachwuchstalenten.
Mit sechs Kammerkonzerten wird sich das Jerusalemer Festival zum wiederholten Male in Berlin fortsetzen:
Im Mittelpunkt stehen neben ausgesuchten Werken großer Klassiker wie Franz Schubert, Felix Mendelssohn-Bartholdy oder Ludwig van Beethoven die Werke von großartigen Komponisten, deren Arbeiten aufgrund von Verfolgung, Vertreibung und Lagerhaft zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind. Unter ihnen Gideon Klein, Pavel Haas, Hans Krása, Viktor Ullmann und Erwin Schulhoff, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Ebenso vertreten sind Mieczysław Weinberg, der erst vor den Nationalsozialisten und dann vor Stalins Schergen fliehen musste, Alfred Schnittke, dessen Künstlertum sich in der Sowjetunion auch nach Stalins Tod nicht frei entfalten konnte, sowie Olivier Messiaen, dessen „Quartett auf das Ende der Zeit“ im deutschen Gefangenenlagers Görlitz-Moys uraufgeführt wurde.
Neben bekannten Namen wie Daniel Barenboim oder Dominique Horwitz als Sprecher sind auch zahlreiche Künstler wie Gidon Kremer oder Isabelle van Keulen sowie Mitglieder der Berliner Philharmoniker und anderer Spitzenorchester auf den Konzerten vertreten, die bislang nur einem kleinen Expertenkreis bekannt sind, aber zur absoluten Weltelite gehören.
Mit freundlicher Unterstützung von Evonik Industries AG.
Ort: Glashof EG