»Im fremden Land«
Publikationen aus den Lagern für Displaced Persons - Presseeinladung
Pressemitteilung von Mo, 31. Aug 2015
Eröffnung: Donnerstag, 3. September um 11 Uhr
Laufzeit der Kabinettausstellung: 3. September bis 15. Dezember 2015
Mit der Kabinettausstellung „Im fremden Land“ präsentiert das Jüdische Museum Berlin ab Donnerstag, dem 3. September 2015 eine beeindruckende Sammlung jüdischer Publikationen aus den DP-Lagern in den westlichen Besatzungszonen. Die jüdischen „Displaced Persons“ (DPs), Überlebende und Flüchtlinge aus Osteuropa, produzierten in der unmittelbaren Nachkriegszeit mit bescheidenen Mitteln hunderte von Schriften. Seit 2009 widmet sich die Staatsbibliothek zu Berlin der Sammlung dieser Publikationen.
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In der Ausstellung zeigt das Jüdische Museum Berlin eine Auswahl von 40 seltenen Publikationen aus dieser Sammlung und beleuchtet damit ein wenig bekanntes Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte. „Die heute wertvollen und kostbaren Dokumente rufen eine Zeit des fassungslosen Entsetzens und mutigen Überlebenswillens in Erinnerung“, sagt Cilly Kugelmann, Programmdirektorin des Jüdischen Museums Berlin.
„Die Sammlung ist ein Beitrag zur Aufklärung über diese eher unbekannte Epoche des Judentums in Deutschland“, so Barbara Schneider-Kempf, Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin. Mittlerweile umfasst diese mehr als vierhundert Zeitungen, Zeitschriften und Bücher, die zwischen 1945 und Anfang der 50er Jahre publiziert wurden.
DP-Literatur im Jüdischen Museum Berlin
Neben religiösen, pädagogischen und literarischen Texten, Zeitungen und Zeitschriften zeigt die Ausstellung auch erste Berichte und Dokumentationen der Überlebenden über die Schoa. Ein Blick auf die jüdische Traditionsliteratur spiegelt die Aktualität der Exodus-Erzählung in den Illustrationen einer Haggada: Hitler wird darin zum neuen Pharao.
Displaced Persons und DP-Lager in Deutschland
Als Displaced Persons (DPs) werden Personen bezeichnet, die sich kriegsbedingt außerhalb ihres Heimatstaates aufhielten und ohne Hilfe nicht zurückkehren konnten oder wollten. In den ersten Nachkriegsjahren hielt sich schätzungsweise eine Viertelmillion Juden in DP-Camps oder als so genannte „free-livers“ in deutschen Städten und Dörfern auf. Verwaltet und versorgt durch die Alliierten, später durch die Flüchtlingsprogramme der Vereinten Nationen und jüdische Hilfsorganisationen, bauten sie provisorische gesellschaftliche Strukturen auf: Es entstanden Komitees, Kindergärten, Schulen und Theater, während sich die DPs auf ein neues Leben in Palästina bzw. Israel, in den USA und anderen Ländern vorbereiteten.
Eröffnung: Donnerstag, 3. September 2015 um 11 Uhr
Redner: Cilly Kugelmann, Programmdirektorin des Jüdischen Museums Berlin; Christoph Rauch, Leiter der Orientabteilung an der Staatbibliothek zu Berlin; Tamar Lewinsky, Kuratorin für Zeitgeschichte am Jüdischen Museum Berlin
Ort: Rafael Roth Learning Center
Ort: Rafael Roth Learning Center
Öffnungszeiten: täglich 10 bis 20 Uhr, montags 10 bis 22 Uhr
Eintritt: Mit dem Museumsticket (8 €, erm. 3 Euro)
Begleitprogramm zur Kabinettausstellung:
Im Rahmen des Montagskinos werden vier Filme gezeigt, die den Bogen von der Befreiung der jüdischen Überlebenden über die illegale Auswanderung nach Palästina bis hin zum Umgang mit der Schoa in der israelischen Gesellschaft spannen.
23. November
Dokumentarfilm
German Concentration Camps Factual Survey
UK 1945/2014, ca. 88 Min., Regie: Diverse, englische Originalversion
„German Concentration Camps Factual Survey“ (1945/2014) ist eine Dokumentation über die deutschen Gräueltaten und Konzentrationslager, die im April 1945 im Auftrag des Hauptquartiers der alliierten Streitkräfte von Soldaten und Kameramännern im Gefolge der alliierten Truppen gefilmt wurde. Der daraus entstandene Film sollte nach dem Ende der NS-Herrschaft deutschen Zivilisten und Kriegsgefangenen vorgeführt werden.
Produzent Sidney Bernstein versammelte im Britischen Informationsministerium ein Team von bekannten Filmemachern, darunter Stewart McAllister und Peter Tanner, Colin Wills und Richard Crossman, sowie Alfred Hitchcock als Drehbuchberater. Doch es stellte sich als schwierig heraus, einen Film über ein solch komplexes und schwieriges Thema zu machen. Der Fortschritt war so langsam, dass der Film nicht rechtzeitig fertig gestellt wurde: Im September 1945 hatten sich die Prioritäten der Briten von der Entnazifizierung zum Wiederaufbau verschoben und das Filmprojekt verschwand in der Schublade.
Das Imperial War Museum hat das Filmmaterial über fünf Jahre aufwendig digital restauriert und zum ersten Mal auch die sechste und letzte Filmrolle ergänzt. So konnte der Film nach den Aufzeichnungen des ursprünglichen Produktionsteams von 1945 abgeschlossen werden und ist nun erstmals in voller Länge zu sehen.
Im Anschluss Gespräch mit Toby Haggith, Senior Curator und Leiter der Restaurierung von „German Concentration Camps Factual Survey“, Imperial War Museum.
30. November
Zwei Dokumentarfilme:
Exodus to Israel
Frankreich 1988, ca. 55 Min., Regie: Jean Claude Dassier, Gilles Delannoy
The revelation of the Holocaust did not mean that the survivors would readily be granted asylum in the Promised Land. This documentary covers the dramatic events leading to the establishment of Israel, focusing on Exodus, the clandestine voyage in 1947 of Jewish refugees to Palestine.
Displaced Persons
Israel 1979, ca. 48 Min., Regie: Igal Bursztyn
Towards the end of 1947, the SS Unafraid departed from the shores of Italy on the way to Palestine with several hundred illegal Jewish immigrants on board. This journey on the troubled waters was filmed and brought to life in this moving documentary.
Im Anschluss Gespräch mit Tamar Lewinsky, Kuratorin für Zeitgeschichte.
7. Dezember
Spielfilm | Drama
Aviyas Sommer / Ha-Kayitz Shel Aviya
Israel 1988, ca. 95. Min., Regie: Eli Cohen
In den Sommerferien 1951, kurz nach der Gründung Israels, besucht die zehnjährige Aviya ihre depressive Mutter Henya in einem kleinen Dorf bei Tel Aviv. Henya hat im Zweiten Weltkrieg in einem KZ die Schoa überlebt und ist nach der Befreiung nach Israel emigriert. Ihre Vergangenheit kann sie, gerade erst aus einer psychiatrischen Anstalt entlassen, noch immer nicht verarbeiten. Mutter und Tochter stoßen in dem kleinen Dorf auf das Unverständnis der Einheimischen, werden verspottet.
Im Anschluss Gespräch mit Cilly Kugelmann, Programmdirektorin.
„Unter die Lupe genommen“ Fotografie-Workshop zu jüdischem Alltag und Neubeginn in DP-Lagern für Schüler und Studierende
Nach einer historischen Einführung im Museum spüren die Schüler dieser Episode der jüdischen Geschichte anhand von Fotografien aus den Lagern nach. Sie beschäftigen sich mit dem Alltag einzelner jüdischer Displaced Persons und lernen deren Wünsche, Hoffnungen und Ängste kennen. Fotografien aus der Sammlung des Jüdischen Museums Berlin werden als historische Quellen analysiert und kritisch interpretiert, so dass die Schüler einen reflektierten Umgang mit dem Medium Fotografie einüben.
Klassenstufe: 9. bis 13. Klasse & Studierende
Teilnehmerzahl: max. 15 Personen
Dauer: 2,5 Stunden
Gruppenpreis (15 Personen): 50 € (inkl. Eintritt)
Zur Ausstellung wird eine kostenfreie Begleitbroschüre in Deutsch und Englisch erscheinen.
Pressekarten, Interviews und Kuratorenführungen für die Berichterstattung sind nach Absprache mit der Pressestelle verfügbar.
Pressekontakte:
Jüdisches Museum Berlin
Katharina Schmidt-Narischkin (siehe Kontaktbox rechts)
sowie
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Jeanette Lamble
Generaldirektion - Pressestelle
Telefon: +49 (0)30-266-43 14 44
E-Mail: Jeanette.Lamble@sbb.spk-berlin.de