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Der »Preis für Verständigung und Toleranz« geht dieses Jahr an den Bundespräsidenten a. D. Richard von Weizsäcker und den Industriemanager Klaus Mangold.

Presseeinladung

Pressemitteilung von Di, 6. Nov 2012

Festakt in Anwesenheit von Bundespräsident Joachim Gauck

Am Samstag, dem 17. November verleiht das Jüdische Museum Berlin den „Preis für Verständigung und Toleranz“. Mit diesem Festakt wird zugleich die künftige Akademie des Jüdischen Museums Berlin offiziell eröffnet. W. Michael Blumenthal, Direktor des Jüdischen Museums Berlin, überreicht die Auszeichnung in diesem Jahr Bundespräsident a. D. Richard von Weizsäcker und Industriemanager Klaus Mangold. Bei der Festveranstaltung wird der Historiker Heinrich August Winkler in seiner Ehrenrede die Verdienste von Richard von Weizsäcker würdigen. David de Rothschild wird die Laudatio auf Klaus Mangold halten.

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Menschenwürde, Integration und Toleranz

Der „Preis für Verständigung und Toleranz“ des Jüdischen Museums Berlin wird in diesem Jahr zum elften Mal verliehen. Er wird traditionell an zwei Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kultur und Politik vergeben, die sich für eine kritische Aufklärung über Antisemitismus und Rassismus in der Bundesrepublik Deutschland engagieren und für eine nachhaltige Aufarbeitung der Verbrechen des Nationalsozialismus einsetzen. Zugleich wird damit die Selbstverpflichtung honoriert, sich für Menschenwürde, für die Integration von Minderheiten und den Dialog zwischen den Kulturen und Religionen einzusetzen.

Preisträger 2012: Richard von Weizsäcker

Als erster Präsident der Bundesrepublik Deutschland nannte Richard von Weizsäcker in seiner Rede zum 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges den 8. Mai 1945 einen „Tag der Befreiung“ und forderte, der „geschichtliche[n] Wahrheit“ des Mitwissens und der Mitschuld der Deutschen an den Verbrechen des NS-Regimes „ins Auge zu sehen, ohne Beschönigung und ohne Einseitigkeit“. Damit trug er nachhaltig zur Veränderung des Geschichtsbilds der Deutschen bei. In seiner Amtszeit als Bundespräsident (1984-1994) trat der studierte Jurist nachdrücklich für Verständigung ein – nicht nur mit Israel und den Ländern des damaligen „Ostblocks“, sondern auch zwischen den sich annähernden beiden deutschen Staaten im Wiedervereinigungsprozess. Als es zu Beginn der 1990er Jahre in den neuen Bundesländern zu fremdenfeindlichen Übergriffen kam, verurteilte er diese in offiziellen Ansprachen aufs Schärfste und drückte seinen Protest bei Demonstrationen auf der Straße aus. Mit Menschen ins Gespräch zu kommen, andere Perspektiven einzunehmen und den Dialog zu fördern, sind Anliegen, denen Richard von Weizsäcker im Laufe seines langen Werdegangs treu blieb. So regte er als Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentags (1964-1970 und 1979-1981) den interreligiösen Austausch an; schon als Regierender Bürgermeister von Berlin (1981-1984) und dann als Bundespräsident nahm er immer wieder verstärkt gesellschaftliche Randgruppen in den Blick.

Preisträger 2012: Klaus Mangold

Klaus Mangold ist einer der profiliertesten und gesellschaftlich engagiertesten deutschen Industriemanager. Von Beginn an ist es Klaus Mangold wichtig gewesen, die Beziehungen Deutschlands zu den Nachbarstaaten zu vertiefen. Wirtschaftliches Engagement, so ist er bis heute überzeugt, baut Brücken zu anderen Staaten und Kulturen, hilft Vorurteile zu beseitigen und Menschen einander näher zu bringen. Der gebürtige Baden-Württemberger engagierte sich maßgeblich für die Aussöhnung mit dem französischen Nachbarn. Als Vorsitzender des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft von 2000 bis 2010 setzte er wichtige und nachhaltige Akzente in den Beziehungen der deutschen Wirtschaft zu den Ländern Mittel- und Osteuropas und Zentralasiens. Sein besonderes Augenmerk galt dabei dem Aufbau zivilgesellschaftlicher Strukturen in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Als langjähriger stellvertretender Vorsitzender des Petersburger Dialogs betonte Klaus Mangold stets den konstruktiven, vorurteilsfreien gesellschaftlichen Austausch. Heute macht sich der 69-jährige besonders für die Förderung der Integration von Minderheiten in Deutschland stark. Im Spannungsfeld zwischen Politik, Wirtschaft und Kultur war Klaus Mangold nicht nur Gründungsvorsitzender des Freundeskreises der Berliner Akademie der Künste, sondern auch Mitbegründer der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stiftung Jüdisches Museum Berlin e.V. Als kontinuierlicher Unterstützer trägt er maßgeblich zum nationalen und internationalen Renommee des Jüdischen Museums Berlin bei.

Die Akademie des Jüdischen Museums Berlin

Mit der Eröffnung der Akademie des Jüdischen Museums Berlin im Eric F. Ross Bau erweitert das Museum seine inhaltlichen Schwerpunkte um Fragen der Migration, Integration und interkulturellen Bildung in einer heterogenen Gesellschaft. Daniel Libeskind hat den Akademie-Neubau in die ehemalige Blumengroßmarkthalle platziert und schafft mit dem geneigten Eingangskubus auch ein prägnantes und visuelles Pendant zum Museum auf der gegenüberliegenden Seite. Die Akademie vereint künftig Bibliothek, Archiv und Museumspädagogik unter einem Dach. Auch die Aktivitäten im Rahmen des neuen Arbeitsschwerpunkts werden in der Akademie verankert sein.

Der „Preis für Verständigung und Toleranz“

Der Preis wird seit 2011 in Gestalt eines Kandelabers, einer Menora, überreicht. Das vom israelischen Künstlerduo des Studios Reddish, Naama Steinbock und Idan Friedman, kreierte Unikat verbindet historische Elemente von symbolischer Bedeutung mit einem zeitgenössischen Design. So sind in einen Eisenrahmen individuelle Leuchter eingefügt, die bereits eine Geschichte in sich tragen: Die auf Antikmärkten in unterschiedlichen Ländern gesammelten Kerzenständer bezeugen gerade in ihrer Verschiedenheit die Kontinuität jüdischen Lebens in der Diaspora. Historische Objekte, die bei jüdischen Familien in liturgischem Gebrauch waren, sind so eingebettet in einen zeitgenössischen Rahmen.

Wie zu den vorangegangenen Preisverleihungen werden auch in diesem Jahr angesehene Gäste aus Politik und Wirtschaft, Kultur und Medien erwartet. Angekündigt haben sich bisher Bundespräsident Joachim Gauck; Bundesminister der Finanzen Wolfgang Schäuble; der Regierende Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit; Staatsminister für Kultur und Medien Bernd Neumann; der Botschafter des Staates Israel S.E. Yakov Hadas-Handelsman; der Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika S.E. Philip Murphy. Weitere Gäste sind auch Rüdiger Grube, Vorsitzender des Vorstands Deutsche Bahn AG; Salomon Korn, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland; Iris Berben, Schauspielerin; Ulrich Wickert, Journalist und Daniel Libeskind, der Architekt des Jüdischen Museums Berlin wie auch der neuen Akademie.

Die Spendenerlöse des Jubiläums-Dinners kommen der Bildungsarbeit des Museums zugute.

Die Preisträger 2002-2011

Der „Preis für Verständigung und Toleranz“ des Jüdischen Museums Berlin wurde 2002 erstmals an Berthold Beitz vergeben, Vorsitzender des Kuratoriums der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, und an Heinrich v. Pierer, damaliger Vorstandsvorsitzender der Siemens AG; 2003 an Friede Springer, Verlegerin, und an Otto Schily, damaliger Bundesinnenminister; 2004 an Michael Otto, Unternehmer, und an Johannes Rau, Bundespräsident a. D.; 2005 an Heinz Berggruen s.A., Kunstsammler und –mäzen, und an Otto Graf Lambsdorff, Politiker; 2006 an Daniel Barenboim, Dirigent und Pianist, und an Helmut Panke, Manager; 2007 an Helmut Kohl, Bundeskanzler a. D., und an Fritz Stern, Historiker; 2008 an Roland Berger, Unternehmensberater, und an Imre Kertész, Schriftsteller; 2009 an Michael Verhoeven, Filmregiss€, und an die Bosch-Gruppe; 2010 an Jan Philipp Reemtsma, Literaturwissenschaftler, und an Hubertus Erlen, Wirtschaftsmanager; 2011 an Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel.

Weitere Informationen zur Akademie und eine Filmdokumentation zum Bau finden Sie ab dem 17. November auf unserer Website.

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