Das runde Haus
Objekttage Berlin: Dalia Grinfeld
„Zeigen Sie uns Ihre Geschichte!“ – dieser Einladung folgen seit 2017 Jüdinnen*Juden, die uns für das Projekt Objekttage ihre Migrationsgeschichte erzählen.
Unsere Familiengeschichte ist ein bisschen kompliziert, wie die meisten jüdischen Immigrationsgeschichten. Meine Mutter ist 1966 in Riga geboren. Anfang der 1970er Jahre ist ihre Familie nach Israel ausgewandert. 1973 sind meine Großeltern und meine Mutter von dort nach Berlin gekommen.
Die beiden Fotos, die ich mitgebracht habe, sind im ersten Jahr nach der Einwanderung in Berlin entstanden. Mein Opa hat immer schwer gearbeitet, hat auch in Berlin sofort wieder angefangen zu arbeiten und konnte sich dann gleich eine Kamera kaufen. Er hat die Bilder gemacht, er war der einzige, der in der ganzen Nachbarschaft eine Kamera hatte.
Auf dem einen Foto sieht man meine Mutter mit ihrem kleinen Bruder. Auf dem anderen Bild ist mein Opa zu sehen mit meiner Mutter. Die Fotos sind dort aufgenommen, wo meine Familie damals gelebt hat, in diesem Haus, wo viele Menschen der ersten Einwanderungswelle aus der ehemaligen Sowjetunion untergekommen sind. Das war so ein rundes weißes Haus, das haben alle unter sich auch so genannt: круглый дом, also „rundes Haus“.
Zehn Jahre später sind meine Großeltern mit ihren beiden Kindern nach New York ausgewandert. Dort hat meine Mutter ihren High School-Abschluss gemacht. Nach ihrem Uni-Abschluss in Zahnmedizin ist sie nach Israel ausgewandert, nach Herzlia. Dort hat sie meinen Vater kennengelernt. Er kommt aus Argentinien und ist zur selben Zeit auch als Zahnarzt nach Israel ausgewandert. Sie haben zwei Jahre zusammen gelebt und sind dann gemeinsam nach Deutschland gegangen. Nach Stuttgart. Ich wurde 1994 in Stuttgart geboren. Als ich zwei Jahre alt war, sind wir nach Berlin gezogen.
Objekttage: Berlin (7)