Sonderausstellungen und Kulturprogramm im April, Mai und Juni 2012
Presseinformation
Pressemitteilung von Mi, 7. März 2012
Die Sonderausstellung „Berlin Transit“ (23. März bis 15. Juli) gibt Einblick in ein vergessenes Kapitel Berliner Migrationsgeschichte: In den 1920er Jahren bewirkten die Zuwanderer aus dem Osten Europas eine Blüte jüdischer Kultur in Berlin. Den Bezug zur Gegenwart stellt die Ausstellung „Russen Juden Deutsche. Fotografien von Michael Kerstgens seit 1992“ her, die ab dem 20. April in der Eric F. Ross Galerie gezeigt wird. Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Michael Kerstgens dokumentieren den Prozess der Einwanderung russischsprachiger Juden in den letzten 20 Jahren.
Musikalischer Höhepunkt im Frühjahr ist das neue Kammermusikfestival „intonations. das Jerusalem International Chamber Music Festival im Jüdischen Museum Berlin“: Unter der Leitung von Elena Bashkirova treten vom 24. bis 29. April junge Talente und international bekannte Interpreten wie Daniel Barenboim, Hélène Grimaud und Emmanuel Pahud bei Konzerten im Glashof auf.
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Stiftung Jüdisches Museum Berlin
Lindenstraße 9–14
10969 Berlin
Sonderausstellungen
Berlin Transit
Jüdische Migranten aus Osteuropa in den 1920er Jahren
Nach dem Ersten Weltkrieg war Berlin Zufluchtsort und Zwischenstation für Zehntausende von Juden aus Osteuropa – meist Kriegs-, Pogrom- oder Revolutionsflüchtlinge aus Russland, Litauen oder Galizien. Für ein gutes Jahrzehnt wurde die Stadt zu einem Zentrum jüdischer Migration in Europa. Vielfältig vernetzt und in mehreren Sprachen zu Hause, bewirkten die Migranten aus dem Osten Europas eine Blüte jüdischer Kultur in der Stadt. Die Ausstellung lädt dazu ein, die Spuren und Fragmente, die dieses facettenreiche Kapitel der Berliner Migrationsgeschichte hinterlassen hat, zu entdecken – durch Fotos, Bücher, Audios, Familienmemorabilia, Gemälde und Filme dieser Zeit.
Eine Ausstellung der Stiftung Jüdisches Museum Berlin in Kooperation mit dem Forschungsprojekt „Charlottengrad und Scheunenviertel. Osteuropäisch-jüdische Migranten im Berlin der 1920/30er Jahre“ am Osteuropa-Institut, Freie Universität Berlin.
Eröffnung: Donnerstag, 22. März 2012, 19 Uhr
Laufzeit: 23. März bis 15. Juli 2012
Wo: Altbau 1. OG
Eintritt: 4 €, erm. 2 Euro
Russen Juden Deutsche
Fotografien von Michael Kerstgens seit 1992
Die Zuwanderung von Juden aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion hat das Bild der jüdischen Gemeinden in Deutschland seit den Neunziger Jahren nachhaltig verändert. Michael Kerstgens ist einer der wenigen Fotografen, die diesen Prozess über einen längeren Zeitraum hinweg dokumentiert haben. In seinen Arbeiten beschäftigt er sich mit den sozialen und religiösen Herausforderungen der jüdischen Zuwanderer sowie der Situation der „Alteingesessenen“. Religiöse Feiern und gesellschaftliche Aktivitäten der jüdischen Gemeinden, alltägliche Szenen in Übergangswohnheimen und private Momente einzelner Familien hält Kerstgens in seinen einfühlsamen Bildern fest. Die Fotografien erzählen von Abschied und Neubeginn, vom Ankommen und Dableiben, von der Suche nach Zugehörigkeit und religiöser Tradition.
Eröffnung: Donnerstag, 19. April 2012, 19 Uhr
Laufzeit: 20. April bis 15. Juli 2012
Wo: Libeskind-Bau EG, Eric F. Ross Galerie in der Dauerausstellung
Eintritt: mit dem Museumsticket (5 €, erm. 2,50 Euro)
Begleitprogramm zur Sonderausstellung „Berlin Transit“
Der Pfeifenraucher steht am Bahnhof Zoo und schaut Europa an
Literatursalon zu „Berlin Transit“
„Ich fürchte, Du wirst mir nicht glauben: ich habe Berlin liebgewonnen.“ Im Romanischen Café formulierte Ilja Ehrenburg 1923, was auf viele osteuropäisch-jüdische Migranten zutraf: wenn auch kein Sehnsuchtsort, so war Berlin doch mehr als nur Asyl. In Tagebüchern, Zeitungsartikeln und literarischen Texten beschrieben diese Migranten ihren Berliner Alltag zwischen Vielfalt und Demokratie, Heimweh und Isolation – auf Russisch, Jiddisch, Hebräisch und Deutsch.
Das Literarische Colloquium Berlin und das Jüdische Museum Berlin laden im Literatursalon dazu ein, mit Irina Liebmann und anderen heutigen Autoren diese vielfältigen Stimmen aus dem Berlin der 1920er Jahre neu zu entdecken und auf ihre Aktualität zu prüfen.
In Zusammenarbeit mit dem Literarischen Colloquium Berlin.
Wann: Donnerstag, 31. Mai 2012, 19:30 Uhr
Wo: Altbau 2. OG, Großer Saal
Eintritt: 9 €, erm. 7 Euro
Kartenreservierung (für Nicht-Journalisten) unter Tel. +49 (0)30 25993 488 oder reservierung@jmberlin.de
Montagskino
Jüdisches Glück (OT Jidische Glikn)
Stummfilm von Alexej Granowsky
(UdSSR 1925; nach einer Geschichte von Scholem Aljechem, 100 Min., engl. Zwischentitel).
Der Film zeigt Episoden aus dem Leben Menachem Mendels im Schtetl, gedreht an Originalschauplätzen. Der Regisseur Alexej Granowsky, Begründer des staatlichen jüdischen Theaters GOSET in Moskau, blieb nach einem Gastspiel in den 1920er Jahren in Berlin.
Wann: Montag, 16. April 2012, 19:30 Uhr
Red Zion.
Dokumentarfilm von Evgeny Tsymbal
(RU 2006, 52 Min., OmeU)
Der Film über die jüdisch autonomen Gebiete in der Sowjetunion auf der Krim und in Birobidzhan zeigt historisches Filmmaterial aus den 1920er und 1930er Jahren.
Wann: Montag, 7. Mai 2012, 19:30 Uhr
Berlin Ecke Volksbühne.
Dokumentarfilm von Britta Wauer
(D 2005, 60 Min.)
Britta Wauer montiert in ihrem Dokumentarfilm historische Filmaufnahmen, Comics und Erinnerungen zu einem Portrait über den heutigen Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin Mitte. Im Anschluss findet ein Gespräch mit der Regisseurin statt.
Wann: Montag, 21. Mai 2012, 19:30 Uhr
Hungry Hearts.
Stummfilm von E. Mason Hopper
(USA 1922, 84 Min., engl. Zwischentitel)
Der Film erzählt die Geschichte der Familie Lewin, die vor den Pogromen in Osteuropa in das Sehnsuchtsland Amerika flüchtet. Das harte Leben der Einwanderer in der New Yorker Lower East Side sieht anders aus als erträumt. Markus Krah, Historiker am Jewish Theological Seminary in New York, führt in den Film ein.
Wann: Montag, 4. Juni 2012, 19:30 Uhr
Berlin – Alexanderplatz.
Spielfilm von Phil Jutzi
(D 1931, 88 Min.)
Diese erste Verfilmung des Romans von Alfred Döblin – der auch am Drehbuch beteiligt war – wurde überwiegend an Originalschauplätzen gedreht.
Wann: Montag, 18. Juni 2012, 19:30 Uhr
Für alle Veranstaltungen in der Reihe „Montagskino“ gilt:
Wo: Altbau EG, Auditorium
Eintritt: frei. Einlass nur mit Platzkarte (an der Kasse erhältlich).
Kartenreservierung (für Nicht-Journalisten) unter Tel. +49 (0)30 25993 488 oder reservierung@jmberlin.de
Symposium im Jüdischen Museum Berlin und in der Stiftung Bauhaus Dessau
Kibbuz: Von der Utopie in die Zukunft
Begleitend zur Ausstellung „Kibbuz und Bauhaus – Pioniere des Kollektivs“ in der Stiftung Bauhaus Dessau
100 Jahre nach der Gründung des ersten Kibbuz‘ in Palästina/Israel gibt es angesichts gegenwärtiger Krisen eine neue Sehnsucht nach solidarischen Idealgemeinschaften. Während der Kibbuz in Israel für eine kleine Avantgarde als kollektive Lebensform überlebt hat, scheint er im internationalen Kontext lebendiger zu sein als je zuvor. Vor diesem Hintergrund zieht das Symposium eine kritische Bilanz des Wandels der Kibbuzim von der utopischen Gründungsgeschichte bis heute und reflektiert unterschiedliche Lebenserfahrungen, die mit dem Modell Kibbuz verbunden sind.
Eine Kooperation des Jüdischen Museums Berlin und der Stiftung Bauhaus Dessau.
Wann: Freitag und Samstag, 20. und 21. April 2012
Wo: im Jüdischen Museum Berlin (Freitag) und in der Stiftung Bauhaus Dessau (Samstag)
Eintritt zum Symposium: frei
20. April: Programm im Jüdischen Museum Berlin (Altbau 2. OG, Großer Saal)
17:30 Uhr: Hazorea – Ein Kibbutz im Norden Israels. Dokumentarfilm von Ulrike Pfaff (D/IL 2009, 72 min.)
19:30 Uhr: Sozialismus und Karibik-Feeling – Deutsche Kibbuz-Erfahrungen. Podiumsgespräch mit Micha Brumlik, Fritz-Rüdiger Volz, Ulrike Pfaff und Edelgard Bulmahn, moderiert und kommentiert von Cilly Kugelmann und Stefanie Schüler-Springorum
21. April: Programm in der Stiftung Bauhaus Dessau (Aula)
10:30 Uhr: Die Architektur der Kibbuzim – eine Retrospektive. Vortrag von Zvi Efrat
11:30 Uhr: Kibbuz als Risikogesellschaft. Vortrag von Eliezer Ben-Rafael
13:30 Uhr: Kibbuz-Bewegung und Siedlerfundamentalismus auf dem Prüfstand. Vortrag von Micha Brumlik
14:30 Uhr: Abschlusspodium moderiert von Cilly Kugelmann und Philipp Oswalt
15:30 Uhr: Kuratorenführung und Diskussion in der Ausstellung mit Galia Bar Or, Nicole Minten, Werner Möller und Yuval Yasky
Busshuttle von Berlin nach Dessau
9 Uhr: Hinfahrt ab Jüdisches Museum Berlin
17 Uhr: Rückfahrt ab Stiftung Bauhaus Dessau
Fahrtkosten inkl. Eintritt in die Ausstellung: 25 €.
Anmeldung bis 2. April unter service@bauhaus-dessau.de oder Tel. +49 (0)340 6508250
Weitere Informationen unter www.bauhaus-dessau.de.
Neues Kammermusikfestival im Jüdischen Museum Berlin
intonations. das Jerusalem International Chamber Music Festival
Seit 15 Jahren vereint das Festival exzellente Musiker aus der ganzen Welt. Unter der Leitung der renommierten Pianistin Elena Bashkirova ist es zu einem der bedeutendsten Kulturereignisse in Israel geworden. Im Jüdischen Museum Berlin findet es nun eine zweite Heimat und eine außergewöhnliche Bühne für seine Idee: Künstler verschiedenster Nationen feiern gemeinsam mit dem Publikum den Dialog der Kulturen und die Liebe zur Kammermusik. Junge Talente und international bekannte Interpreten treten im Glashof des Jüdischen Museum auf: Daniel Barenboim, Marie-Elisabeth Hecker, Guy Braunstein, Hélène Grimaud, Robert Holl, Emmanuel Pahud, Karl-Heinz Steffens und viele mehr.
Mit freundlicher Unterstützung von Evonik Industries.
Wann: 24. bis 29. April 2012
Wo: Glashof EG
Eintritt: je Konzert 20 €, erm. 13 € (Ermäßigung nur an der Abendkasse) zzgl. VVK-Gebühr. Karten (für Nicht-Journalisten) unter Tel. 49 (0)30 25993 488 oder www.eventim.de.
Weiteres Kulturprogramm
Hilde Schramm: Meine Lehrerin, Dr. Dora Lux
Buchpräsentation mit der Autorin
„Dr. Dora Lux… war von 1953 bis … 1955 meine Geschichtslehrerin in Heidelberg… Mein Vater ist Albert Speer. Meine Herkunft zwang mir eine frühe und nicht abschließbare Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus auf. Für meine Selbstfindung war jedoch der Einfluss von Menschen entscheidend, die eine Gegenwelt zur NS-Ideologie verkörperten; … eine solche Erfahrung verdanke ich meiner Lehrerin.“
Viele Jahre hat Hilde Schramm über das Leben von Dora Lux nachgeforscht. Ihre Lehrerin gehörte zu den ersten Abiturientinnen dieses Landes, war Wegbereiterin des Frauenstudiums und wurde in der Weimarer Republik eine von wenigen Stadträtinnen. Im Dritten Reich verstieß sie gegen die gesetzlichen Vorschriften, sich als Jüdin registrieren zu lassen, und überlebte.
In Zusammenarbeit mit der Literaturhandlung.
Wann: Dienstag, 17. April 2012, 19:30 Uhr
Wo: Altbau 2. OG, Großer Saal
Eintritt: 9 €, erm. 7 Euro
Kartenreservierung (für Nicht-Journalisten) bei der Literaturhandlung unter Tel. +49 (0)30 8824 250
Henryk M. Broder: Vergesst Auschwitz!
Buchpräsentation mit dem Autor
In seinem provokanten Essay entlarvt Henryk M. Broder den Gestus des andauernden Gedenkens deutscher Politiker und öffentlicher Personen als „Erinnerungswahn“. Er sieht ihn als das politisch korrekte Deckmäntelchen eines neuen „sekundären“ Antisemitismus, der sich geschickt als Antizionismus tarnt. Dieser soll Entlastung bringen. Israel ist ein „daily reminder“ daran, was die Nazis in Europa verbrochen haben. Das werden die Deutschen den Juden nie verzeihen. Damit das anders wird, fordert Broder, die verfluchte Erinnerung endlich ruhen zu lassen.
In Zusammenarbeit mit der Literaturhandlung.
Wann: Montag, 30. April 2012, 19:30 Uhr
Wo: Altbau 2. OG, Großer Saal
Eintritt: 9 €, erm. 7 Euro
Kartenreservierung (für Nicht-Journalisten) bei der Literaturhandlung unter Tel. +49 (0)30 8824 250
Sonja Margolina: Brandgeruch
Buchpräsentation mit der Autorin
Die Journalistin Tanja Legat begibt sich in Moskau und Berlin auf die Spurensuche einer verschwundenen Künstlerin. Dabei kommt sie nicht nur einer unheiligen Allianz zwischen Geheimdienst und der orthodoxen Kirche auf die Spur, sondern stürzt sich zudem in eine Amour fou, die den Liebenden zum Verhängnis zu werden droht. „Brandgeruch“ ist ein atemberaubender politischer Thriller und die Geschichte einer Liebe, die nicht sein darf. Sonja Margolina öffnet damit den Blick auf das System Russland und die Verbindungen zwischen Kirche und Geheimdienst, denen – so steht zu befürchten – die Realität nicht viel hinzuzufügen hat.
In Zusammenarbeit mit dem Berlin Verlag.
Wann: Montag, 14. Mai 2012, 19:30 Uhr
Wo: Altbau EG, Auditorium
Eintritt: frei
Eröffnung Kultursommer: Konzert von „Habanot Nechama“
Seit der Veröffentlichung ihres Debütalbums 2007 sind Karolina Avratz, Yael Deckelbaum und Dana Adini als „Habanot Nechama“ in den israelischen Charts fest etabliert. Bevor sie als kreatives Trio zusammenfanden waren alle Sängerinnen bereits solo sehr erfolgreich. Ihr Musik-Stil vereint Charisma, Ursprünglichkeit und Spielwitz und mit ihrem ganz eigenen Mix aus Folk, Soul und Reggae begeistern sie das Publikum.
Wann: Donnerstag, 7. Juni 2012, 20 Uhr
Wo: Glashof EG
Eintritt: 18 €, erm. 12 Euro
Anmeldung (für Nicht-Journalisten) unter Tel. +49 (0)30 25993 488 oder reservierung@jmberlin.de
Peter Schäfer: Die Ursprünge der jüdischen Mystik
Gespräch mit dem Autor und Christoph Markschies
Was ist jüdische Mystik vor der Kabbala? Peter Schäfer, Professor für Judaistik an der Universität Princeton, hat die erste umfassende Geschichte der frühen jüdischen Mystik vom biblischen Ezechielbuch bis zur sogenannten Thronwagenmystik des ausgehenden 1. Jahrtausends geschrieben. Damit schließt Schäfer eine Forschungslücke und bezieht die Hebräische Bibel, die apokalyptische Literatur, die Qumransekte, Philo von Alexandrien und die rabbinische Literatur mit ein. Dabei geht es auch um die Frage, was in den Schriften über die uralte menschliche Sehnsucht vermittelt wird, Gott nahezukommen.
In Kooperation mit dem Suhrkamp Verlag.
Wann: Montag, 25. Juni 2012, 19 Uhr
Wo: Altbau EG, Auditorium
Eintritt: frei
The Sound of Prayer – A World of Cantorial Music
Concert and talks
Renowned cantors from around the world – in Berlin for the 2012 Cantors Assembly Mission – come together for a musical journey through the history of Jewish liturgical music. The Jewish religious tradition has deep and ancient musical roots, while constantly developing and incorporating the music of their surrounding cultures. This unique musical evening introduces and celebrates the music of the Ashkenazi and Sephardic traditions.
A gift to the museum from the Cantors Assembly.
Wann: Dienstag, 26. Juni 2012, 19:30 Uhr
Wo: Altbau 2. OG, Großer Saal
Eintritt: frei