Aschkenas
Der hebräische Begriff „Aschkenas“ bezeichnete seit dem Mittelalter das Gebiet des heutigen Deutschland, wo zu dieser Zeit die blühenden Gemeinden von Speyer, Worms und Mainz ein wichtiges Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit bildeten, später auch (Nord-)Frankreich und Norditalien. Daraus leitet sich auch die Bezeichnung „Aschkenasen“ bzw. „Aschkenasinnen“ oder „Aschkenasim“ für Jüdinnen*Juden und ihre Nachkommen in West- und Osteuropa ab.
Aschkenasim historisch
Die aschkenasischen Jüdinnen*Juden entwickelten über die Jahrhunderte eine gemeinsame kulturelle Tradition. Ihre Sprache war das Jiddische, das sich aus dem Mittelhochdeutschen entwickelte und hebräische und slawische Elemente enthält, aber in hebräischen Buchstaben geschrieben wird.
Sephardim
Die andere große Gruppe der europäischen Jüdinnen*Juden wird „Sephardim“ oder „Sephard*innen“ genannt. Sephardische Jüdinnen*Juden siedelten zunächst auf der iberischen Halbinsel, also dem Gebiet des heutigen Spanien und Portugal. Nach der großen Vertreibung von 1492 lebten sie aber auch im Osmanischen Reich (das Gebiet der heutigen Türkei, Nordafrika, Teile des vorderasiatischen und südeuropäischen Raums) sowie in einigen Regionen Nordeuropas. Auch die Sephard*innen bildeten eine eigenständige Sprache aus, die Ladino oder Spaniolisch genannt wird.
Aschkenasim heute
Wenn heutzutage von Aschkenas*innen die Rede ist, verweist dieser Begriff meist in erster Linie auf eine Familiengeschichte oder das Selbstverständnis, also die Identität eines Menschen, und nicht mehr unbedingt auf den Wohnort: Mittlerweile leben aufgrund der großen Auswanderungswellen Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts und wegen der Verfolgung der europäischen Jüdinnen*Juden durch das nationalsozialistische Deutschland viele Aschkenas*innen in anderen Regionen der Welt, vor allem in den USA und in Israel. Dementsprechend hat heutzutage nur noch eine Minderheit der Aschkenasim Jiddisch als Muttersprache.