Der Anfang vom Ende des deutschen Judentums

1933

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Mittwoch,
8. Februar 1933

Brief des Ullstein Verlags an Georg Hermann

»Lieber Georg Hermann, ich schicke Ihnen das Exposé des Rosenemil-Romans zurück. Daß wir einen Vorvertrag nicht machen können, sagte ich Ihnen bereits – zu unserer aller Leidwesen.« Diese zwei Zeilen deuten das Ende der Publikationstätigkeit eines großen Berliner Romanciers beim Ullstein Verlag an. Georg Hermann (1871–1943) hatte bis dahin über 20 Romane veröffentlicht, darunter den berühmten »Jettchen Gebert«-Roman, die tragische Geschichte einer Berliner Jüdin in der Biedermeierzeit. Das Buch und seine Fortsetzung »Henriette Jacoby« erreichten zusammen weit über 200 Auflagen.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 erkennt der linksliberale Georg Hermann die unmittelbar für ihn bestehende Gefahr. Denn nicht nur seine Zukunft als Schriftsteller in Deutschland ist bedroht. Bereits zwei Jahre zuvor hatte der nationalsozialistische »Völkische Beobachter« gegen ihn gehetzt, auch Todesdrohungen wurden ausgesprochen. Mitte März 1933 flieht er in die Niederlande, mit zwei seiner Töchter und seiner geschiedenen Frau. Seine Bücher werden am 10. Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz öffentlich verbrannt.

Dem 1877 gegründeten Verlagshaus Ullstein, das von den fünf Söhnen des Gründers Leopold Ullstein geführt wird, steht eine ebenso düstere Zeit bevor. Im Frühjahr 1934 wird die Familie gezwungen, ihre Geschäftsanteile weit unter Wert zu verkaufen. Drei Jahre später wird der Verlag in »Deutscher Verlag« umbenannt, der Name Ullstein verschwindet von fast sämtlichen Publikationen.

Den »Rosenemil«, ein im Jahr 1903 angesiedelter Berlin-Roman über einen zum Kleinganoven werdenden Groschenromanverkäufer, vollendet Georg Hermann erst im niederländischen Exil. Als sein vorletzter Roman erscheint das Buch 1935 in deutscher Sprache im Amsterdamer Verlag Allert de Lange.

Aubrey Pomerance

Kategorie(n): Berlin | Bücherverbrennung | Künstler und Schriftsteller
Brief des Ullstein Verlags an Georg Hermann, 8. Februar 1933
Leo Baeck Institute, Georg Hermann Collection, AR 7074
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