Freitag,
10. März 1933
Reifezeugnis für Judith Rosenthal
Die Berlinerin Judith Rosenthal (1915–2002) konnte ihren Wunsch nicht direkt erfüllen, fand aber dennoch auf verschlungenen Wegen zu einer lebenslangen Beschäftigung mit der Kunst. Nach Abschluss der Schule ging sie nicht auf die Universität; ob ihr der Zugang dazu versperrt war, wissen wir nicht. Stattdessen schrieb sie sich, Tochter und Enkelin von Rabbinern, im April 1933 an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums ein. Ein Jahr später wechselte sie zu einer Privatschule für Mode und Reklamekunst, wo sie bis Anfang 1936 blieb.
Im August des gleichen Jahres heiratete die 21-Jährige Simon Helfer, einen Bankangestellten und früheren Religionsschüler ihres Vaters, der als polnischer Staatsbürger sein Jurastudium im Juli 1933 hatte abbrechen müssen. 1939 flohen die Helfers nach London. Hier studierte Judith Helfer Kunstgeschichte am Courtauld Institute of Art. 1951 wanderte das Ehepaar nach New York aus, wo Judith Helfer als Künstlerin und ab Ende der 1960er Jahren bis kurz vor ihrem Tod als Kunstkritikerin tätig war, vor allem für die deutsch-jüdische Exilzeitschrift »Aufbau«.
Aubrey Pomerance