Dienstag,
25. April 1933
»Schutzbrief« des SA-Truppführers Wagner für Heinrich Katz
Der »Schutzbrief«, der aus dem schlichten Satz »Ab heute 12 Uhr sind jede Aktionen zu unterlassen« bestand, wurde auf die Rückseite eines Bestellscheins für die NS-Zeitung »Hessenhammer« geschrieben und vom Truppführer des SA-Sturmbanns III/115 Wagner unterzeichnet und gestempelt. Die Dienststelle dieser Einheit befand sich im Nachbarhaus des Geschäfts, das Heinrich Katz 1932 von seinem Schwiegervater Israel Rubin übernommen hatte.
Als sich der Umsatz 1934 halbierte, sah sich Katz bald zur Aufgabe seines Geschäfts gezwungen. Gemeinsam mit seiner Frau emigrierte er im August 1935 in das britische Mandatsgebiet Palästina. Dort arbeitete er zunächst als Angestellter in der Schuhbranche, bevor er 1948 sein eigenes Geschäft in Tel Aviv eröffnete.
In den 1950er Jahren erwähnte er die Geldzahlung an die SA gegenüber seinem Anwalt, der ihn in einem Entschädigungsverfahren vertrat. Vermutlich aus Sorge, dass die bundesdeutschen Behörden ihm nicht glauben würden, bat er seinen Anwalt jedoch, »diesen Vorfall nicht zu erwähnen«.
Jörg Waßmer