Montag,
1. Mai 1933
Paul von Hindenburg und Adolf Hitler bei der Mai-Kundgebung im Lustgarten
Das hier gezeigte Bild wurde als »Echtfotografie-Postkarte« verkauft. Der Zufall wollte es, dass der 32-jährige Dzubas die Karte an einem Zeitungsstand entdeckte und sie zusammen mit einer weiteren, auf der er ebenfalls zu sehen ist, erwarb. Jahrzehnte später kommen die Bilder in seinem kleinen fotografischen Nachlass zum Vorschein, der dem Jüdischen Museum gestiftet wurde. Ob Aufnahmen, die er selbst an diesem schicksalhaften Tag gemacht hat – am 2. Mai werden die Gewerkschaften verboten und zerschlagen –, veröffentlicht wurden, ist unbekannt.
Martin Dzubas war Fotograf in der Bild- und Filmabteilung des Polizei-Instituts für Technik und Verkehr. Im August 1933 verlor er, Sohn eines jüdischen Vaters, nach fünf Jahren Tätigkeit seine Stelle und eröffnete daraufhin ein Fotoatelier in Berlin-Lichterfelde. 1934 erschienen Bilder von ihm, der bis dahin kaum Verbindung zum Judentum und zur Jüdischen Gemeinde hatte, in deutsch-jüdischen Zeitungen. In den folgenden Jahren trat er fast ausschließlich als Sportfotograf in Erscheinung. Hunderte seiner Aufnahme wurden gedruckt, in der »CV-Zeitung«, im »Jüdischen Gemeindeblatt Berlin« und im »Schild«, der Zeitung des Reichbunds jüdischer Frontsoldaten.
Im Mai 1939 wurde Martin Dzubas, der verheiratet und Vater eines Sohnes war, der »Rassenschande« bezichtigt und im Untersuchungsgefängnis Moabit eingekerkert. Eine Verurteilung gab es nicht. Nach seiner Entlassung im Dezember musste er Zwangsarbeit in einer Spinnstofffabrik leisten. Im Januar 1941 wurde er erneut verhaftet und im KZ Sachsenhausen interniert. Sieben Monate später überstellte man Martin Dzubas in das KZ Gross Rosen, wo er am 27. Dezember im Alter von 41 Jahren umgekommen ist.
Aubrey Pomerance