Samstag,
24. Juni 1933
Fragmente des Reisepasses von Simon Jasny
Die zusammengehefteten Seiten dokumentieren Jasnys Reisen in der Zeit von März 1933 bis September 1934. Die zahlreichen Stempel und Gebührenmarken geben Auskunft über erteilte Visa, Ein- und Ausreisen, den Umtausch von ausländischen Währungen und kurzzeitige Besuche. Am 24. Juni 1933 erhielt Jasny vom Konsulat in Berlin ein Transitvisum für Belgien, wo er am 25. Juni über den Grenzbahnhof Herbesthal einreiste. Bei näherer Betrachtung lassen sich an den Stempeln weitere Aufenthalte in Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, der Schweiz, Marokko und Spanien ablesen.
Spanien war auch das Land, in das Simon Jasny im März 1934 mit seiner Frau Victoria auswanderte. Die Fragmente des Reisepasses enthalten entsprechende Aufenthaltsvisa und einen Einreisestempel vom 9. März 1934 aus Port Bou an der französisch-spanischen Grenze. Für das jüdische Ehepaar war die Emigration ein lebensrettender Schritt. In Spanien bekamen sie einen Sohn, mit dem sie 1939 in die USA ausreisen konnten. Dies war möglich, weil Simons Bruder Naum Jasny, ein renommierter Agrarökonom, der dort bereits seit 1933 lebte, für ihn bürgte. Weitere Recherchen ergaben, dass sich die Familie in New York niederließ und im Januar 1945 die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt.
Michaela Roßberg