Donnerstag,
13. Juli 1933
Eva Eichwald mit ihrem Vater im Sommerurlaub in Harrachov
Eva wurde am 13. Juli 1933 fünf Jahre alt. Mit ihrem Vater Kurt, der Arzt war, ihrer Mutter Herta und ihrem drei Jahre älteren Bruder Ernst verbrachte sie ihre Ferien und vermutlich auch ihren Geburtstag fernab von der hektischen Heimatstadt Berlin. In dem idyllischen Bergort ließ sich die politische und gesellschaftliche Situation in Deutschland für eine Weile vergessen.
Ein Jahr später wurde Eva in der Volksschule eingeschult, unweit ihrer Wohnung in der Landsberger Allee, wo Kurt Eichwald auch seine Praxis unterhielt. Als Unter- und Assistenzarzt war er während des gesamten Ersten Weltkriegs im Feld gewesen, weshalb er nach 1933 seine Kassenzulassung behielt und relativ unbeeinträchtigt seinen Beruf weiter ausüben konnte. Eva erlebte eine unbeschwerte erste Schulzeit. Die Sommerferien verbrachte die Familie stets im Ausland, in Dänemark und der Schweiz, Ferien, an die Eva, wie sie berichtet, später im Leben gern zurückdachte. Nach vier Jahren Volksschule ging sie 1938 auf das Königstädtische Lyzeum. Im Mai 1938 emigrierte ihr Vater allein in die USA, woraufhin die Familie in den Berliner Westen zog und Eva auf die Holdheim-Schule wechselte, das Reform-Realgymnasium der jüdischen Reformgemeinde.
Erst im April 1939 konnte Herta Eichwald ihrem Mann mit den beiden Kindern folgen. Eva und ihr Bruder Ernst setzten die Schule zunächst in New York fort, danach in Zanesville, Ohio, wo Kurt Eichwald eine Anstellung als Arzt gefunden hatte. Nur wenige Jahre später starb er, erst 57 Jahre alt, an Leukämie.
Die Erinnerungen Eva Eichwalds, verheiratet Tinianow, werden getrübt von dem Verlust mehrerer Familienmitglieder während des Holocaust.
Christiane Bauer/Aubrey Pomerance