Montag,
24. Juli 1933
Versetzung des Richters Franz Bunzel in den Ruhestand
Im Juli 1933 nimmt seine Karriere allerdings ein abruptes Ende. Wie auch andere Juden, die in Hamburg 15 % aller Richterstühle innehaben, fällt er der Gleichschaltung des öffentlichen Dienstes zum Opfer, die sich im »Gesetz zur Widerherstellung des Berufsbeamtentums« manifestiert: Am 24. Juli erhält Bunzel ein Schreiben von der Landesjustizverwaltung, das ihm seine Versetzung in den Ruhestand zum November desselben Jahres mitteilt. Gleichzeitig wird ihm nahe gelegt, bis zu diesem Zeitpunkt Urlaub zu nehmen. Franz Bunzel war zwar Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg, das Frontkämpferprivileg kann er jedoch nicht für sich geltend machen, so dass es ihm auch nicht möglich ist, als Anwalt zu arbeiten.
Seine juristischen Kenntnisse und eine kaufmännische Ausbildung, die er noch während seines Referendariats in der Firma des Vaters erhalten hatte, ermöglichen es ihm jedoch, wieder eine Beschäftigung zu finden. Er arbeitet für ein privates Bankgeschäft, dessen jüdischer Besitzer seinen Betrieb aber 1936 aufgeben muss und auswandert. Franz Bunzel übernimmt die Liquidation des Geschäfts, die sich bis 1938 hinzieht. Sein Ruhegehalt als Richter wird inzwischen auf ein Sonderkonto gezahlt, auf das er keinen Zugriff hat. Auch für ihn gibt es nun keine Perspektive mehr in Deutschland. Er wandert zusammen mit seiner Verlobten Annelise Münden über die Niederlande in die USA aus.
Franziska Bogdanov