Der Anfang vom Ende des deutschen Judentums

1933

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Montag,
24. Juli 1933

Versetzung des Richters Franz Bunzel in den Ruhestand

Der Lebenslauf des Hamburger Richters Franz Bunzel (1896–1973) klingt mustergültig: Aufgewachsen in wohlhabenden Verhältnissen in Hamburg-Eppendorf, studiert der Sohn eines Kaufmanns nach dem Abitur Rechtswissenschaften in Leipzig, unterbricht sein Studium für zwei Jahre, um im Ersten Weltkrieg in den Heeresdienst einzutreten, erhält 1918 das Hanseatenkreuz für besondere Kriegsverdienste, setzt sein Studium in Leipzig fort und schließt es 1920 mit Auszeichnung ab. 1923 schwört er auf die Verfassung und nach drei Jahren als Staatsanwalt im Hamburgischen Justizdienst beginnt er 1926 eine Laufbahn als Richter am Landesgericht.

Im Juli 1933 nimmt seine Karriere allerdings ein abruptes Ende. Wie auch andere Juden, die in Hamburg 15 % aller Richterstühle innehaben, fällt er der Gleichschaltung des öffentlichen Dienstes zum Opfer, die sich im »Gesetz zur Widerherstellung des Berufsbeamtentums« manifestiert: Am 24. Juli erhält Bunzel ein Schreiben von der Landesjustizverwaltung, das ihm seine Versetzung in den Ruhestand zum November desselben Jahres mitteilt. Gleichzeitig wird ihm nahe gelegt, bis zu diesem Zeitpunkt Urlaub zu nehmen. Franz Bunzel war zwar Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg, das Frontkämpferprivileg kann er jedoch nicht für sich geltend machen, so dass es ihm auch nicht möglich ist, als Anwalt zu arbeiten.

Seine juristischen Kenntnisse und eine kaufmännische Ausbildung, die er noch während seines Referendariats in der Firma des Vaters erhalten hatte, ermöglichen es ihm jedoch, wieder eine Beschäftigung zu finden. Er arbeitet für ein privates Bankgeschäft, dessen jüdischer Besitzer seinen Betrieb aber 1936 aufgeben muss und auswandert. Franz Bunzel übernimmt die Liquidation des Geschäfts, die sich bis 1938 hinzieht. Sein Ruhegehalt als Richter wird inzwischen auf ein Sonderkonto gezahlt, auf das er keinen Zugriff hat. Auch für ihn gibt es nun keine Perspektive mehr in Deutschland. Er wandert zusammen mit seiner Verlobten Annelise Münden über die Niederlande in die USA aus.

Franziska Bogdanov

Kategorie(n): Berufsverbot | Frontsoldaten | Hamburg | Juristen
Schreiben der Landesjustizverwaltung an den Richter Franz Bunzel mit der Versetzung in den Ruhestand, Hamburg, 24. Juli 1933
Schenkung von Annelise B. Bunzel
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