23. März bis 15. Juli 2012 Jüdische Migranten aus Osteuropa in den 1920er Jahren
Verband russischer Juden
- Haus in der Kleiststraße im Jahr 2012 © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Gelia Eisert
In der Nähe des heutigen Lern- und Bildungsortes Urania in Berlin hatte der 1920 gegründete »Verband russischer Juden« seinen Sitz. Unter der Leitung seines Vorsitzenden Jacob Teitel (1850-1939) unterstützte der Verband notleidende jüdische Flüchtlinge aus Russland, um ihnen beim Aufbau einer wirtschaftlichen Existenz in Deutschland behilflich zu sein.
Zu den Hilfeleistungen des Verbandes gehörte die Beschaffung von Arbeitsmöglichkeiten, die Gewährung von zinslosen Darlehen, ärztliche, rechtliche und soziale Unterstützung.
Der Verband traf sich wöchentlich zu Versammlungen im Logenhaus der deutsch-jüdischen Organisation B’nai B’rith in der Kleiststraße und veranstaltete außerdem Vorträge, Filmabende, Tanztreffen und Diskussionsrunden.
- Fahnen der Urania © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Gelia Eisert
1929 veröffentlichte Teitel seine Memoiren in deutscher Sprache, in denen er seinen Lebensweg, insbesondere seine Erfahrungen als Richter in Russland, und seine wohltätige Arbeit in Deutschland Revue passieren lässt. Sein Lebensweg verkörpert die Hoffnung auf die vollständige Emanzipation der Juden in Russland. Seine Emigration im Jahr 1921 zeigt jedoch, dass sich die insbesondere an die Russische Revolution geknüpfte Erwartung auf die rechtliche Gleichstellung der Juden unter der Herrschaft der Bolschewiki nicht erfüllte.
Die Schrift unter dem Titel »Aus meiner Lebensarbeit. Erinnerungen eines jüdischen Richters im alten Russland« wurde 1999 neu herausgegeben.
- Jacob Lwowitsch Teitel um 1930 © akg
- Jacob Teitel: Aus meiner Lebensarbeit. Erinnerungen eines jüdischen Richters im alten Russland, Verlag
Hentrich & Hentrich Berlin 1999
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