Unsere aktuelle Sonderausstellung »Die ganze Wahrheit … was Sie schon immer über Juden wissen wollten« baut auf 30 Fragen auf, die an das Jüdische Museum Berlin oder dessen Mitarbeiter gerichtet wurden. In der Ausstellung haben unsere Besucherinnen und Besucher selbst die Möglichkeit, auf Post-its Fragen oder Kommentare zu hinterlassen. Einige dieser Fragen beantworten wir hier im Blog.
Diese Frage ist eine echte FAQ und wäre um ein Haar Teil der Ausstellung geworden. Eigentlich gibt die kleine Konversation auf dem Post-it schon viele Hinweise auf Sprachen, die von Juden gesprochen werden: Auf das Hebräische, das Jiddische oder das Jevanische, den Dialekt griechischer Juden. Und Judesmo wird erwähnt – die traditionelle Sprache der sephardischen Juden, auch Ladino genannt. Man könnte auch direkt an Leo Rosten übergeben, den Autor von Jiddisch – Eine kleine Enzyklopädie aus dem Jahr 1968. Er hat den Unterschied von religiöser Zugehörigkeit und Sprache in der Wortbedeutung auf den Punkt gebracht:
»Juden sprechen genausowenig ›jüdisch‹ wie Protestanten ›protestantisch‹ oder Kanadier ›kanadisch‹. ›Jüdisch‹ ist ein Adjektiv, kein Substantiv. Aber weil jidisch im Jiddischen ›jüdisch‹ bedeutet, wird das Wort yiddish besonders von vielen amerikanischen Juden synonym mit jüdisch verwendet. So ist dann gelegentlich von einem Jewish newspaper die Rede, wenn eine Zeitung in jiddischer Sprache gemeint ist. Jiddisch ist nicht Hebräisch, das (gemeinsam mit dem Aramäischen) für alle Juden die Sprache des Gebets und der religiösen Handlungen und ausserdem Israels offizielle Staatssprache ist. Jiddisch wurde und wird aber mit hebräischen Buchstaben geschrieben (das heisst auch: von rechts nach links).«
Die erwähnten Sprachen werden zwar vor allem von Juden gesprochen, aber nicht alle Juden beherrschen eine dieser Sprachen oder gar alle. Meistens sprechen Juden die Sprache des Landes, in dem sie leben, also letztlich »jede Sprache«. Genau!
Martina Lüdicke, Kuratorin der Sonderausstellung »Die ganze Wahrheit«
Die Ausstellung habe ich nicht gesehen, gehört oder wahrgenommen. Die Frage, ob Juden eine eigene Sprache hätten, jedoch schon.
Juden haben schon immer mehrere eigene Sprachen gehabt. Ihre interne, abhängig vom Land, vom Ort, in dem sie lebten und leben. Und ihre externe Sprache innerhalb der „Nationalsprache“.
Nicht zu vergessen all die anderen eigenen Sprachen.
Amos Gitaj zeigt in einem seiner Filme 2 ältere Juden in Israel, die sich treffen um deutsches Essen zu essen. Die Art und Weise, wie sie Deutsch sprechen erinnert an alle die Völker, die melancholisch Vergangenem nachtrauern.
Das jüdische deutsche Ehepaar (Er, ehemals Professor am Germanistischen Seminar in Heidelberg), das auf Italienisch demjenigen dankt, der sie auf der Flucht vor dem Dritten Reich gerettet hat.
Eine weitere Sprache ist die Sprache eines Mark Zuckerbergs: facebook und Social Media.
Und die uralte Sprache, die nur noch wenige Juden wahrnehmen und verstehen.