Wie hält die Kippa auf dem Kopf?
Frage des Monats zur Ausstellung „Die ganze Wahrheit“
Setzt ein Nicht-Jude eine Kippa auf, rutscht sie ihm in der Regel vom Kopf. Das ist unfair, hat aber, wie wir sehen werden, seine Gründe.
Beim Besuch des jüdischen Friedhofs in Prag werden Männer gebeten, eine Kippa zu tragen. Besuchern, die ohne Kippa reisen, wird ersatzweise ein blaues, scharf gefaltetes, rundes Stück Papier ausgehändigt. Diese wenig robuste Kippa ist dann den Winden der Moldau ausgesetzt und flattert unweigerlich davon. Ähnlich geht es nicht-jüdischen Männern, die in Synagogen an Zeremonien wie Hochzeit oder Bar Mizwa teilnehmen und dafür eine Kippa benötigen. Ihnen wird meist eine starre, jedoch aus seidig-glattem, synthetischem Satin gefertigte Kippa angeboten. Der Gast hat keine Chance.
Was ist dann das Geheimnis einer gut sitzenden Kippa? Die Lösung ist geradezu enttäuschend simpel: Juden, die regelmäßig eine Kippa tragen, wissen, wo sie auf dem Kopf platziert werden muß (nämlich genau auf dem Scheitel). Auch besitzen sie oft ihre eigene, bewährte Kippa, die zudem die richtige Passform hat. Die etwas kleinere Kippa (im Gegensatz zur Kippa im Suppenschüssel-Stil) kann mit einer Klammer im Haar befestigt werden. Doch diese Lösung wird nicht überall gern gesehen, vor allem nicht bei überzeugten Traditionalisten. Entscheidet sich der Kippaträger für ein aus Wildleder gefertigtes Exemplar, hat dies den Vorteil, dass es auch auf kahlen Köpfen dank eines gewissen Reibungswiderstands gut haftet.
Im Notfall kann man auch schon einmal auf die ultimative, geheime Kippalösung zurückgreifen: Fixier- oder einseitiges Klettband. Bitte beachten: Das Klettband wird an der Kippa befestigt, nicht am Kopf.
Michal Friedlander, Kuratorin für Judaica und angewandte Kunst
Zitierempfehlung:
Michal Friedlander (2013), Wie hält die Kippa auf dem Kopf?. Frage des Monats zur Ausstellung „Die ganze Wahrheit“.
URL: www.jmberlin.de/node/6229
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