
Déjà-vu? Neue Suche nach alten Antworten
Online-Lecture und Gespräch mit Ofer Waldman und Sasha Marianna Salzmann
In der ersten Ausgabe von Déjà-vu? Neue Suche nach alten Antworten sprechen Ofer Waldman und Sasha Marianna Salzmann über Hannah Arendt.
Im Unterschied zur Einsamkeit, in der das Denken sich ereignen und sich Raum schaffen kann, definiert Hannah Arendt auf den letzten Seiten von Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft die Verlassenheit als Nährstoff totalitären Denkens. Der Mensch im Zustand der Verlassenheit fühlt sich aus der Welt gestoßen. Die Weltlosigkeit nährt die Furcht. Ohnmacht macht sich breit, politisches Chaos kann sich ausbreiten.
Salzmann und Waldman gehen der Frage nach, was diese Analyse Hannah Arendts für unsere Gegenwart bedeutet, und welche Rolle die Verlassenheit in den sich aktuell weltweit ausbreitenden autokratischen Strukturen spielt.
Die Digital Lecture Series setzt sich mit dem Denken jüdischer Intellektueller des 19. und frühen 20. Jahrhunderts auseinander und fragt, welche heute vergessenen Antworten diese Autor*innen auf die aktuellen Herausforderungen jüdischer Existenz in Deutschland geben können.
Wir laden fünf Intellektuelle aus Wissenschaft und Literatur dazu ein, sich dieser Frage zu stellen: Zu welchen historischen Texten kehren sie zurück, um Antworten auf drängende Fragen der Gegenwart zu finden? Und wie lesen sie die von ihnen gewählten Texte?
Sasha Marianna Salzmann ist Theater- und Romanautor*in, Essayist*in und Kurator*in und war Mitbegründer*in des Kultur- und Gesellschaftsmagazins freitext. Salzmanns Theaterarbeiten erhielten zahlreiche Preise und sind in über 20 Sprachen übersetzt. Salzmann war Hausautor*in des Maxim Gorki Theaters Berlin und künstlerische Leitung der Theaterbühne Studio Я. Zu den von Sasha Salzmann kuratierten Festivals gehören Der Desintegrationskongress (2017), Die Radikalen Jüdischen Kulturtage (2018), Utopie Osteuropa (2023) und What Would James Baldwin Do? (2024).
2017 erschien im Suhrkamp Verlag Salzmanns Debut Außer sich. Zuletzt erschien 2024 der Band Gleichzeit, eine Korrespondenz zwischen Ofer Waldman und Sasha Marianna Salzmann zu der Welt nach dem 7. Oktober 2023. 2024 war Salzmann Preisträger*in des renommierten Kleist-Preises, mit dem das literarisches Gesamtwerk ausgezeichnet wird.
Der gebürtige Jerusalemer Ofer Waldman zog 1999 als Mitglied von Daniel Barenboims West-Eastern Divan Orchesters nach Berlin. Er absolvierte ein Diplomstudium an der UdK Berlin und spielte in mehreren deutschen und israelischen Kulturorchestern, darunter dem Rundfunk Sinfonieorchester Berlin, dem Deutschen Sinfonieorchester Berlin, den Nürnbergern Philharmonikern, dem Israel Philharmonic Orchestra und der New Israeli Opera. Waldman wurde an der FU Berlin (Germanistik) und der Hebräischen Universität Jerusalem (Jüdische Geschichte) promoviert. Er ist freier Autor, Journalist und in mehreren zivilgesellschaftlichen NGOs aktiv. Sein literarisches Debüt, Singularkollektiv. Erzählungen, erschien 2023 im Wallstein Verlag. Im 2024 erschien im Suhrkamp Verlag unter dem Titel Gleichzeit ein Briefwechsel mit Sasha Marianna Salzmann über die Welt nach dem 7. Oktober 2023.
Wir danken der Berthold Leibinger Stiftung für ihre Unterstützung der Digital Lecture Series.
