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Verständnis fördern und Antworten finden: »on.tour« besucht die Jugendstrafanstalt Berlin

Presseinformation

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Press Release, Mon 25 Nov 2013

Am 25., 27. und 29. November besucht das Jüdische Museum Berlin mit seiner mobilen Ausstellung „on.tour“ die zwei Schulen in der Jugendstrafanstalt (JSA) Berlin-Plötzensee. In den Unterrichts- und Werkstatträumen werden vier didaktisch und fachlich geschulte Museumsvermittler mit Gruppen von zehn jugendlichen Häftlingen zusammenarbeiten. An drei Tagen nähern sie sich ausgesuchten Themen der jüdischen Geschichte und diskutieren Fragen zum Thema Identitäten und Interkulturalität. Mit dem Besuch in der JSA endet die diesjährige bundesweite Tour, die seit 2007 insgesamt 435 Schulen angesteuert hat.

Kontakt

Pressestelle
T +49 (0)30 259 93 419
presse@jmberlin.de

Address

Jewish Museum Berlin Foundation
Lindenstraße 9–14
10969 Berlin

„Der Besuch des Jüdischen Museums Berlin ist ein besonderer Glücksfall für die JSA Berlin, da die hier Inhaftierten normalerweise nicht in ein Museum gehen können“, sagt Janina Deininger, Pressesprecherin der Jugendstrafanstalt, die mit 449 Haftplätzen eine der größten Haftanstalten in Deutschland für männliche Jugendliche und Heranwachsende ist. In der JSA Berlin sind auf einem 50.000 qm großen Gelände im Bezirk Charlottenburg sowohl U-Häftlinge als auch Strafgefangene in Einzelhafträumen untergebracht. Bei der Jugendstrafe ist besonders der erzieherische Gedanke im Vordergrund, wozu auch die Ausbildung der Inhaftierten in den mehr als 20 Werkstätten der Anstalt gehört. In der Schulabteilung können die jungen Männer den (erweiterten) Hauptschulabschluss nachholen oder Grundlagen schulischer Bildung erwerben.

Bei den ersten JSA-Besuchen des Jüdischen Museums Berlin 2008/2009 habe das Projekt schon geholfen, Vorurteile gegenüber Juden abzubauen und Einblicke in jüdische Kultur und Religion zu geben, sagt Deininger. Auch dieses Jahr werden die Museumsvermittler mit den Häftlingen über Fragen diskutieren, die in der Vorbereitung mit der JSA von den Schülern gestellt wurden: „Woran erkennt man einen Juden?“, „Welche Aufgabe hat der Rabbi?“ oder „Warum gibt es so viel Hass zwischen Palästina und Israel?“. Auf die Fragen wird während der Führung, im iPad- Workshop und in offenen Gesprächsrunden eingegangen. Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Judentum, Christentum und Islam werden angesprochen und diese mit den Lebenswelten der jungen Häftlinge in Verbindung gebracht.

Sarah Hiron, Leiterin der Outreach-Programme des Jüdischen Museums Berlin, ist vom Erfolg des Projektes in der JSA überzeugt: „Wir haben bei unseren Besuchen 2008 und 2009 sehr gute Erfahrungen gemacht. Wir hoffen, dass wir wieder offen über Gerüchte und Vorurteile sprechen und diese in kontroversen Diskussionen abbauen können.“ Nach den vorangegangen Besuchen konnte Kontakt zu einzelnen Insassen gehalten werden. Einige besuchten nach ihrer Entlassung oder im Rahmen von Vollzugslockerungen das Museum.

Die mobile Ausstellung

Die Museumspädagogen bringen fünf robuste und flexibel einsetzbare Ausstellungswürfel mit 16 Vitrinen, Objekten und verständlichen Texttafeln mit, die Einblick in jüdische Geschichte und Lebenswelt geben. Anhand von Alltagsgegenständen und Zeremonialobjekten werden die Themen „Jüdischer Alltag“, „Leben und Überleben“, „Chancen und Diskriminierung“ und „Feste feiern“ vorgestellt. Das Spannungsfeld im 19. Jahrhundert zwischen dem Wunsch nach Anerkennung und Chancengleichheit einerseits, Berufsverboten und Diskriminierungen andererseits wird beispielhaft an den Lebensgeschichten des Kondomfabrikanten Julius Fromm und des berühmten Physikers und Weltbürgers Albert Einstein deutlich.

„So einfach war das“: Workshop zu jüdischer Kindheit und Jugend nach 1945

Im Zentrum des iPod-Workshops steht die Beschäftigung mit jüdischer Kindheit und Jugend nach 1945 in Deutschland. Dazu stellte das Jüdische Museum Berlin bekannten und unbekannten, gläubigen und weniger gläubigen Jüdinnen und Juden verschiedener Generationen die Frage: „Wie war das eigentlich nach 1945 als Jüdin oder Jude in Deutschland aufzuwachsen?“ Die Protagonisten haben ein Foto aus ihrer Kindheit und Jugend ausgesucht und eine für sie prägende Geschichte dazu erzählt. Mit iPods können die Schüler die Kindheits- und Jugenderzählungen von Andrzej Bodek, Michael Brenner, Tsafrir Cohen, Wladimir Kaminer, Ekaterina Kaufmann, Minka Pradelski, Rachel Singer, Zwi Wasserstein und Daniel Wildmann über Kopfhörer anhören. Anschließend tauschen sie sich über die einzelnen Biographien aus und setzen ihre eigenen Erfahrungen in Bezug zu dem Gehörten.

Seit 2007 on tour: Die Bildungsinitiative des Jüdischen Museums Berlin

„Jeder Schüler und jede Schülerin in Deutschland sollte mindestens einmal das Jüdische Museum Berlin besucht haben, bevor die Schule beendet ist“, hat sich Museumsdirektor W. Michael Blumenthal zum Ziel gesetzt. Um die Inhalte des Museums aber auch Jugendlichen nahe zu bringen, die nicht ohne Weiteres nach Berlin reisen können, geht das Jüdische Museum Berlin seit Juni 2007 deutschlandweit „on.tour“ und leistet damit museumspädagogische Pionierarbeit. Inzwischen hat das mobile Museum alle 16 Bundesländer mehrfach bereist und neben fast 400 weiterführenden Schulen auch zwei Mal die Jugendstrafanstalt Berlin besucht. Für seine innovative pädagogische Arbeit wurde „on.tour“ 2009 von der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ ausgezeichnet. Bis Ende 2012 haben rund 45.000 Jugendliche am „on.tour“-Programm teilgenommen. 1,9 Millionen Kinder und Jugendliche haben das Jüdische Museum Berlin seit der Eröffnung im Jahr 2001 besichtigt.

Mit freundlicher Unterstützung von Daimler Financial Services, der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stiftung Jüdisches Museum Berlin e.V. und dem Ehepaar Eric F. Ross und Lore Ross (sel. A.).

Weitere Informationen zur Jugendstrafanstalt Berlin finden Sie im Internet unter: www.jugendstrafanstalt-berlin.de

Eine Begleitung des Teams zur Berichterstattung ist nur unter vorheriger Anmeldung über die Pressestelle möglich. Der Zugang zur JSA ist streng limitiert.

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