VielSeitig: Bilderbücher
Lesenswerte Kinder- und Jugendbücher
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Auf dieser Seite finden Sie Bilderbücher für Kinder, die nicht nur spannend sind, sondern nach unserer Einschätzung auch auf eine besonders vorurteilsfreie Weise die Heterogenität unserer Gesellschaft darstellen.
Bücher auf dieser Seite
Nasrin Siege (Text)
Barbara Nascimbeni (Bild)
Emanuel und Bilali leben auf der Straße. Ein Löwe ist ihr ständiger Begleiter, er symbolisiert ihre knurrenden Mägen. Wenn der Löwe laut brüllt, gehen die Jungen betteln oder arbeiten. Manchmal schenkt ihnen der nette Mann vom Markt eine Tomate, denn der alte Ali mag Kinder. Manchmal nehmen sie sich, wenn sich die Gelegenheit ergibt, auch einfach ein Brot. Die Kinder streunen durch die Stadt. Dort gibt es bedrohliche und gefährliche und fröhliche Orte. Wenn Emanuel und Bilali glücklich sind, spielen sie mit den anderen Kindern unter einem großen bunten Baum oder machen in der Nacht Feuer. Dann sprechen sie über ihre Träume und Wünsche. Sie passen in der großen Stadt aufeinander auf. Das müssen sie, denn ungefährliche Orte gibt es nur wenige für sie.
Die Geschichte ist in einer sehr einfachen, poetischen Sprache geschrieben. Der Lesende gleitet durch die Stadt, lernt die Menschen und Orte kennen und erlebt den Tagesablauf zweier Straßenkinder. Sehr liebevoll ist die Freundschaft dieser beiden mutigen Jungen beschrieben, die sonst niemanden haben – außer vielleicht den alten Mann auf dem Markt. Diese Geschichte macht nachdenklich und wirft viele Fragen auf: Warum leben Emanuel und Bilali auf der Straße? Wo sind ihre Eltern?
Auch die farbenfrohen Illustrationen von Barbara Nascimbeni beantworten diese Fragen nicht. Sie illustrieren die Geschichte in Collagen, die aus unterschiedlichen Bildschnipseln aus verschiedenen Ländern bestehen: Landkarten, Schriftzeichen, Schulheften und Verpackungen. Es ist Sommer, das sehen wir. Aber wo diese Geschichte spielt, das wissen wir nicht. Oder eben doch. Sie ist überall – hier, bei uns, und anderswo. Es ist eine Geschichte, die Armut vorstellt und zum Hingucken auffordert.
Leah Goldberg (Text)
Nancy Cote (Bild)
Eine Henne, ein Kuckuck, eine Katze und ein Eichhörnchen suchen einen Nachmieter für das frei gewordene fünfte Zimmer ihrer Wohngemeinschaft. Es soll nicht unbewohnt bleiben, daher entwerfen sie ein Schild, auf dem sie es bewerben. Schon kurze Zeit später stellen sich die ersten Interessenten ein. Sie werden freundlich empfangen und nach ihrem Eindruck von Größe, Lage und Ausstattung des Zimmers befragt. Jeder, der sich einfindet, zeigt sich zunächst zufrieden, wenn auch nicht überschwänglich begeistert. Alle Bewerber – es sind vier an der Zahl – lehnen aber einen der Hausbewohner ab, indem sie jeweils dessen Verhalten kritisieren. Die eine ist zu faul, der nächste zu laut, eine andere zu unmoralisch, eine passt wegen ihrer äußeren Erscheinung nicht. Auf unterschiedlichste Weise werden die Bewohner durch die Kritik der Bewerber beschämt. Nur ein Interessent wird von der Wohngemeinschaft trotz anfänglichen Wohlwollens abgelehnt: Er äußert sich eindeutig rassistisch.
Schließlich findet sich in der letzten Bewerberin eine, die zwar die Räume nicht sonderlich groß und hell findet, dafür gefallen ihr die Mitbewohner umso besser. Sie möchte gern einziehen und prophezeit froh: „Wir werden bestimmt gut zusammenleben, einander Freundschaft und Freude geben.“
Zimmer frei im Haus der Tiere ist eine zeitgemäße Parabel über Toleranz und Respekt. Mirjam Pressler ist eine wunderschöne deutsche Übersetzung dieses israelischen Kinderbuchklassikers gelungen, der von Nancy Cote mit sehr farbenfrohen Bildern neu illustriert wurde.
Adele Sansone (Text)
Anke Faust (Bild)
Ein Gänserich wünscht sich von ganzem Herzen ein eigenes Küken. Leider kann er als Gänserich kein Ei legen und die Hühner aus dem Nachbarstall wollen ihm keines schenken. Eines Tages findet er am Waldrand ein seltsames Ei, das er in seinen Stall mitnimmt und ausbrütet. Als aus dem Ei ein grünes Küken schlüpft, ist der Gänserich stolz und glücklich. Dass das Küken nicht wie eine Gans aussieht, sondern eher wie ein kleiner Dinosaurier, stört den Gänserich überhaupt nicht. Auf dem Bauernhof wird aber gegackert und die Hühner machen sich über das grüne Küken lustig. Als sie ihm sagen, dass der Gänserich nicht sein Vater sein kann, ist der kleine Dino ganz verunsichert und macht sich auf die Suche nach seinem leiblichen Vater. Doch weder der Frosch, noch der Fisch oder die Eidechse entpuppen sich als sein ›richtiger‹ Papa. Adele Sansone erzählt, wie das grüne Küken doch noch erkennt, wo es hingehört und geliebt wird.
In Das grüne Küken wird keine heile und konfliktlose Welt dargestellt, in der sich alle lieb haben und tolerant miteinander umgehen, sondern es wird auf charmante Weise gezeigt, mit welchen Problemen eine Adoptiv-Familie konfrontiert werden kann, warum solche Probleme überwindbar sind und worauf es am Ende ankommt.
Die Illustrationen von Anke Faust – eine Mischung aus Zeichnung und Fotocollage – spiegeln die Gefühle der Protagonisten wider und erzeugen beim Leser Sympathie. Das Buch empfiehlt sich nicht nur für Adoptiv-Familien, sondern auch für Kinder, die mit ihren leiblichen Eltern zusammenleben: Sie werden die Gefühle von Adoptivkindern und -eltern bestimmt besser verstehen.
Michael Stavarič (Text)
Renate Habinger (Bild)
Seltsame Buchstabenkombinationen auf Federn, Fellen und der Haut verschiedener Tiere, die verloren auf einer Landkarte stehen, zieren das Titelbild von Gaggalagu. Die ersten zwei Buchseiten bestehen aus transparentem, grünem Papier; auch auf der ersten Seite wieder diese wunderlichen Lautkombinationen: „gaggalagu“, „koekelekoe“, „ake-e-ake-ake“. Erst wenn man diese durchsichtige Seite an die nächste drückt, erschließt sich ihr Sinn. Man sieht in der Mitte einen Hahn und die seltsamen Laute werden verschiedenen Ländern zugeordnet. Es handelt sich um den Ruf, den der Hahn von sich gibt – von den Menschen in ihre jeweilige Sprache übersetzt. Und so beginnt die Lektüre über die Sprachen der Tiere.
Die den Tieren zugewiesenen Laute verarbeitet der Autor Michael Stavarič in kleinen Geschichten über Vögel, Fische, Reptilien, Haus- und Huftiere. Dabei entstehen oft komische, manchmal verwirrend-absurde Geschichten in Versform. Da ist zum Beispiel die Ente Gunda, die Lehrerin ist und bald in Rente geht. Sie bringt den Küken Entisch bei. Sind diese in Deutschland, sagen sie „quak, quak, quak“. In Rumänien jedoch „mac, mac, mac“. Im Dänischen wird etwas kürzer ausgesprochen „rap, rap, rap“ und auf Russisch gar „krja, krja, krja“. In der dazugehörigen Illustration laufen sechs Entenküken ihrer Lehrerin, der großen Ente Gunda, hinterher und probieren das vielfältige Entisch auf ihre Weise aus.
Die dezenten, schwarz-weißen Tierzeichnungen von Renate Habinger nehmen die Betrachter mit auf eine Reise um die halbe Welt. Die Bildhintergründe bestehen meist aus verschiedenen Landkartenmaterialien oder groben, flächendeckenden Strichen. In liebevollen Details zeigen sie so noch einmal die ganzen Sprachverwirrungen. Das Buch macht noch mehr Spaß, wenn es laut gelesen wird und man anschließend genau hinhört: Wie rufen die Tiere nun wirklich und welche Melodie liegt den Lauten zugrunde?
Farideh Chalatbarie (Text)
Bahar Achawan (Bild)
„Es war einmal eine Zeit, da gab es nur Feindschaft, keine Freundschaft; nur Böses, nichts Gutes. Alle Lebewesen waren schon geschaffen, aber nicht alle waren gleich.“ Zu Beginn des Buches tauchen wir in eine Märchenwelt ein, in der ein Tier anders ist, nämlich ein Schakal, der sich vegetarisch ernährt, weil er Mitleid mit den Gejagten hat. Sein ungewöhnliches Verhalten lässt ihn zum Außenseiter unter den Tieren werden. So wird der Schakal zunächst Einsiedler und schließlich Ratgeber der Tiere. Der Ruf von seiner Weisheit dringt bis zum königlichen Hof des Löwen vor, so dass der König ihn zum Wesir macht. Neid und Missgunst lassen die königlichen Höflinge Intrigen gegen den Schakal spinnen, so dass dieser am Ende resigniert den Königshof verlässt.
Der Schakal am Hof des Löwen ist eine Geschichte über das Zusammenleben und das Anderssein, über Macht, Intrige und Neid. Am Ende gibt der Schakal auf, denn die Welt am Hof des Löwen hat sich durch seine Anwesenheit nicht verändert. Er entscheidet sich für ein zufriedenes Leben abseits des Hofes, weil Freundschaft und ein rücksichtsvolles Miteinander am königlichen Hof keinen Platz finden.
Der Schakal am Hof des Löwen wirft die großen Fragen des Lebens auf: Was braucht ein harmonisches Zusammenleben? Oder: Wie gehen wir mit Außenseitern um? Die fantasievollen Illustrationen von Bahar Achawan, die an Maurice Sendaks Wo die wilden Kerle wohnen erinnern, sind mit persischen Schriftzeichen untermalt. Ein märchenhaft-philosophisches Kinderbuch ohne Happy End.
Alles Familie!
Vom Kind der neuen Freundin vom Bruder von Papas früherer Frau und anderen Verwandten
Alexandra Maxeiner (Text)
Anke Kuhl (Bild)
Dass die klassische Kleinfamilie nicht die einzig mögliche Form des Zusammenlebens ist, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Wie unterschiedlich Familien heute aussehen können, zeigt das Sachbuch Alles Familie! Darin geht es nicht nur – wie im Untertitel angedeutet – um Patchworkfamilien und andere mehr oder weniger komplizierte Konstellationen, in denen sich Kinder und Erwachsene befinden können und zurechtfinden müssen. Es geht genauso um Regenbogenfamilien, um Familien, in denen ein Elternteil gestorben ist, um Zwillinge, Adoption und Blutsbrüderschaft, etc., etc.
In Alles Familie! kommt außerdem auch anderes, genauso wichtiges, vor, nämlich das, was jede Familie besonders macht: zum Beispiel der ihr eigene Geruch, Worte, die kein Außenstehender versteht, Ähnlichkeiten der Familienmitglieder untereinander und gemeinsame Gewohnheiten, ›schwarze Schafe‹ ebenso wie Streit. Das alles wird in einfachen Worten und mit wunderbar schrägen Bildern von Anke Kuhl erklärt – vorurteilsfrei, unvoreingenommen und mit einer ordentlichen Portion Humor. Nach der Lektüre von Alles Familie! wissen Leserinnen und Leser jeden Alters, dass das Zusammenleben von Menschen unendlich unterschiedlich aussehen kann. Und sie haben außerdem sehr, sehr viel gelacht.
Birte Müller
In diesem Bilderbuch lernen wir Willi, seine Eltern, seine kleine Schwester und eine neue Welt kennen, die es zu entdecken gilt: Die Welt eines „kleinen Außerirdischen“, der, kaum dass er auf unserer Welt gelandet ist, das Leben aller Beteiligten extrem verändert. Dieser „kleine Außerirdische“ heißt Willi, und Willi weckt unsere Neugier. Wir haben Sorge um ihn, als er krank wird, sind verwundert, dass er anfangs nicht richtig essen und überhaupt vieles nicht kann, was Kindern sonst von ganz allein gelingt.
Wir finden es komisch, dass er so gern küssen und kuscheln mag. Über seine Lust an lauter Musik und Krach freuen wir uns. Seine Liebe zu Tieren und Autos teilen wir, auch wenn sie uns etwas übertrieben scheint. Wir möchten ihn verteidigen, wenn er von anderen Kindern ausgelacht wird und würden gern verhindern, dass er wegrennt, weil er sich damit in große Gefahr begibt. Ähnlich wie seine Mama fürchten wir, dass ihm etwas zustößt. Wir wünschen uns, dass Willi, der so anders ist als wir, glücklich ist.
Die Autorin und Illustratorin, die Mutter des kleinen Willi, Birte Müller, erzählt und bebildert die ersten Lebensmonate und -jahre ihres Kindes. Willi ist ein Down Kind. Down Kinder sind wie alle kleinen Kinder – und doch anders. Davon erfahren wir etwas in diesem wunderbaren Bilderbuch. Die Illustrationen sind schlicht, humorvoll, farbkräftig und ausdrucksstark. Sie sind dem Text gegenübergestellt. Beide berühren gleichermaßen und ergänzen sich.