Das Leben Sigmund Freuds verlief auf den ersten Blick wie das Musterbeispiel einer bürgerlichen Existenz um 1900: Auf eine glückliche Kindheit, eine gute Schulausbildung und ein Medizinstudium folgten Forschungsaufenthalte im Ausland und die Gründung einer eigenen Praxis, um schließlich zu dem zu werden, wofür er heute berühmt ist: der Begründer der Psychoanalyse.
Doch dies ist nur die eine Seite. Die andere ist, dass Freud mit seiner revolutionären Theorie lange Zeit alleine da stand. Zu groß waren die Vorbehalte gegenüber einem Denken, das die Sexualität und das Unbewusste in den Mittelpunkt stellte. Mindestens ebenso sehr war diese Isolation seiner jüdischen Herkunft geschuldet, die ihm trotz österreichischer Staatsbürgerschaft wissenschaftliche und gesellschaftliche Anerkennung erschwerte und ihn fast das Leben gekostet hätte.