1891 bezog Freud mit seiner Familie eine Wohnung in der Berggasse 19 in Wien, wo er auch seine Praxis einrichtete. Hier entwickelte er die bis heute typische Behandlungssituation mit der Couch und dem dahinter sitzenden Analytiker. Dadurch, dass der Patient den Analytiker nicht sieht, tritt das Sprechen in den Vordergrund; außerdem wird der Umgang mit der sogenannten Übertragung erleichtert.
»Jeder Anfänger in der Psychoanalyse bangt wohl zuerst vor den Schwierigkeiten, welche ihm die Deutung der Einfälle des Patienten bereiten werden. Die einzigen wirklich ernsthaften Schwierigkeiten aber sind bei der Handhabung der Übertragung anzutreffen.«
Unter Übertragung versteht Freud die Tatsache, dass sich der Patient immer in den Analytiker verliebt und damit seine aus der frühesten Kindheit stammende Vorstellung von Liebe auf ihn überträgt. Nur so öffnet sich der Patient so weit, dass es gelingen kann, sein Unbewusstes zu Tage zu fördern. Dafür ist es aber unverzichtbar, dass der Analytiker sich an strikte Regeln hält und nicht selbst in die Rolle des Verliebten gerät. Freud jedenfalls behauptete, an seinen Patientinnen sexuell nicht interessiert zu sein.