Neue Sichtweisen auf das vermeintliche Gegensatzpaar Judentum und Islam
Presseinformation zur Konferenz: Jews in Muslim majority countries. History and prospects
Pressemitteilung von Fr, 20. Okt 2017
Die Internationale Konferenz Jews in Muslim majority countries. History and prospects findet vom 24. bis 27. Oktober 2017 im Jüdischen Museum Berlin statt.
Am Dienstag, dem 24. Oktober um 16 Uhr eröffnet der renommierte Historiker Mark Cohen von der Princeton University die Konferenz Jews in Muslim Majority countries (Juden in islamisch geprägten Ländern) im Jüdischen Museum Berlin. Der Experte für jüdische Geschichte und Kultur in der islamischen Welt des Mittelalters untersucht das damalige weitgehend friedliche Zusammenleben von Juden und Muslimen im islamischen Herrschaftsgebiet. Der öffentliche Vortrag ist der Auftakt für die erste internationale Konferenz dieser Größenordnung in Deutschland zu jüdischer Geschichte in muslimischen Ländern.
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Vom 24.-27. Oktober 2017 werden politische und historische Forschungen zu jüdischen Minderheiten im Nahen und Mittleren Osten sowie Nordafrika ebenso im Fokus stehen wie die Erinnerungskultur der Gegenwart. Die Konferenz markiert den Abschluss der Reihe „Zwischen Marrakesch und Maschhad. Juden in islamisch geprägten Ländern“, einer einjährigen Film- und Lesungsreihe der Akademieprogramme des Jüdischen Museums Berlin. Sie lenkt so den Blick noch einmal auf das außereuropäische, nicht-aschkenasische Judentum.
Die Konferenz wird gemeinsam mit dem Forschungsnetzwerk Re-Konfigurationen. Geschichte, Erinnerung und Transformationsprozesse im Mittleren Osten und Nordafrika der Philipps-Universität Marburg ausgerichtet. „Mit dieser Tagung knüpfen wir an die judaistische Tradition der Orientforschung in Deutschland an“, sagt Achim Rohde, der wissenschaftliche Koordinator des Netzwerks.
Neue Sichtweise auf Mizrahi-Juden (orientalisches Judentum)
Mit einem frischen Blick auf die über Jahrhunderte vergleichsweise konfliktarme jüdisch-muslimische Beziehungsgeschichte in den Ländern des Nahen und Mittleren Ostens sowie Nordafrikas rückt die Konferenz die jüdische Präsenz als Teil der Geschichte dieser Region in den Fokus. „Wir wollen gewohnte Sichtweisen irritieren und mit der Vorstellung von Judentum und Islam als Gegensatzpaar brechen“, sagt Yasemin Shooman, Leiterin der Akademieprogramme des Jüdischen Museums Berlin. „Wir bewegen uns mit dem Thema in einem polarisierten Feld, wo die einen polemisieren und die anderen romantisieren. Dem wollen wir eine fundierte und differenzierte Auseinandersetzung entgegensetzen und so zur Versachlichung der Debatte beitragen“.
Jüdische Gemeinden im Nahen Osten und Nordafrika heute
Seit der Auswanderung eines überwiegenden Teils der jüdischen Bevölkerungen aus den Ländern des Nahen und Mittleren Ostens in den 1950er und 60er Jahren leben heute lediglich im Iran, der Türkei, Marokko und Tunesien noch wahrnehmbare jüdische Gemeinden. Nicht zuletzt wegen des israelisch-palästinensischen Konflikts fällt es heute schwer, Juden und Muslime nicht als strikt getrennte Gruppen zu sehen. Dennoch steigt in diesen Ländern in jüngster Zeit unter Kulturschaffenden und Wissenschaftler*innen das Interesse an ihrer jüdischen Geschichte.
Irak als Ursprungsort jüdischer Kultur
An vielen Universitäten des Nahen Ostens und Nordafrikas hat die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Judentum Tradition, bisher reicht der Diskurs aber selten über die islamisch geprägten Länder hinaus. Die Konferenz am Jüdischen Museum Berlin bringt erstmals in einem größeren Rahmen Wissenschaftler*innen zusammen, die sich sonst nur selten begegnen. Schon der „Call for Papers“ stieß auf enorme Resonanz: 120 Bewerbungen wurden eingereicht, viele aus den USA und Israel aber auch etliche aus muslimischen Ländern, wie dem Iran, Irak, Libanon, Marokko und Ägypten. Vortragen werden unter anderem Aomar Boum von der University of California zum Thema Erinnerung an jüdisches Leben in Marokko, Najat Abdulhaq, die aus Palästina stammt und in Berlin forscht, spricht über arabische Juden in der Gegenwartsliteratur und Mazin Ali aus Baghdad über jüdische Kultur im Irak. Ella Shohat von der New York University leitet einen Runden Tisch zum Thema „Jüdische Studien in den MENA-Ländern (Nahost und Nordafrika)“, bevor Nachwuchsforscher*innen ihre Arbeit in einem abschließenden Forum mit etablierten Wissenschaftler*innen diskutieren.
Als Kooperationspartner sind das Zentrum Jüdische Studien Berlin-Brandenburg und das am Berliner Forum Transregionale Studien angesiedelte Forschungsprogramm EUME (Europe in the Middle East – the Middle East in Europe) an der Tagung beteiligt.
Die Konferenzsprache ist Englisch, für die Auftaktveranstaltung wird es eine deutsche Simultanübersetzung geben.
Tagungsort ist die W. Michael Blumenthal Akademie des Jüdischen Museums Berlin.
Akkreditierung und Interviewvermittlung bitte über die Pressestelle per Mail unter presse@jmberlin.de oder telefonisch unter +49 (0)30 259 93 419.
Das ausführliche Programm finden Sie hier.