
Déjà-vu? Neue Suche nach alten Antworten
Online-Lecture und Gespräch mit Ofer Waldman und Delphine Horvilleur (auf Englisch)
In der zweiten Lecture sprechen Ofer Waldman und Delphine Horvilleur über den Religionshistoriker Gershom Scholem. Drei Jahre nach seiner Immigration nach Jerusalem schrieb Scholem einen Brief an Franz Rosenzweig betitelt mit Bekenntnis über unsere Sprache. Darin bringt Scholem die Wandlung des Hebräischen von der heiligen Sprache zu einer alltäglichen Umgangssprache, wie er es in Jerusalem beobachtete, mit einer Vorstellung apokalyptischer Bedrohung in Verbindung. Die Tragweite dieses Briefes aus dem Jahr 1926 ist auch heute noch von erstaunlicher Aktualität.
Die Digital Lecture Series setzt sich mit dem Denken jüdischer Intellektueller des 19. und frühen 20. Jahrhunderts auseinander und fragt, welche heute vergessenen Antworten diese Autor*innen auf die aktuellen Herausforderungen jüdischer Existenz in Deutschland geben können.
Wir laden fünf Intellektuelle aus Wissenschaft und Literatur dazu ein, sich dieser Frage zu stellen: Zu welchen historischen Texten kehren sie zurück, um Antworten auf drängende Fragen der Gegenwart zu finden? Und wie lesen sie die von ihnen gewählten Texte?
Delphine Horvilleur
Delphine Horvilleur, 1974 in Nancy geboren, ist eine bekannte Persönlichkeit im Bereich der jüdischen Kultur und Religion in Frankreich. Sie ist eine der Rabbinerinnen des Judaïsme En Mouvement, der liberalen jüdischen Bewegung Frankreichs in Paris, und arbeitet als Schriftstellerin. Einige ihrer Bücher wurden bereits ins Deutsche übersetzt: Überlegungen zur Frage des Antisemitismus (2020), Mit den Toten leben (2022) und Wie geht’s? Miteinander sprechen nach dem 7. Oktober (2024). Horvilleur ist außerdem Gründungsmitglied von KeReM, dem Rat der französisch-sprachigen liberalen Rabbiner, und Chefredakteurin der Online-Zeitschrift für jüdische Sichtweisen TENOU‘A.
Ofer Waldman
Der gebürtige Jerusalemer Ofer Waldman zog 1999 als Mitglied von Daniel Barenboims West-Eastern Divan Orchesters nach Berlin. Er absolvierte ein Diplomstudium an der UdK Berlin und spielte in mehreren deutschen und israelischen Kulturorchestern, darunter dem Deutschen Sinfonieorchester Berlin, den Nürnbergern Philharmonikern und dem Israel Philharmonic Orchestra. Waldman wurde an der FU Berlin (Germanistik) und der Hebräischen Universität Jerusalem (Jüdische Geschichte) promoviert. Er ist freier Autor, Journalist und in mehreren zivilgesellschaftlichen NGOs aktiv. 2021 gewann er zusammen mit Noam Brusilovsky den Deutschen Hörspielpreis der ARD für das Hörspiel Adolf Eichmann: Ein Hörprozess (RBB/DLF). Sein literarisches Debüt Singularkollektiv. Erzählungen erschien 2023 im Wallstein Verlag. Im Jahr 2024 erschien im Suhrkamp Verlag unter dem Titel Gleichzeit ein Briefwechsel mit Sasha Marianna Salzmann über die Welt nach dem 7. Oktober 2023.

Digital Lecture Series
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Wir danken der Berthold Leibinger Stiftung für ihre Unterstützung der Digital Lecture Series.
