Symposium Raub und keine Restitution: das Porträt Walther Silberstein von Lovis Corinth (1923)
Pressemitteilung von Mi, 9. Apr 2025
Das Jüdische Museum Berlin (JMB) lädt am 6. Mai 2025 zu einem Symposium zu dem Maler Lovis Corinth (1858–1925) und dessen Porträt seines Freundes Walther Silberstein (1871–1930) ein: Raub und keine Restitution: das Porträt Walther Silberstein von Lovis Corinth (1923). Das Symposium mit musikalischen Beiträgen findet aus Anlass der Schenkung des Gemäldes und zu Ehren von Leo Hepner statt. Es umfasst zwei Panels: Das erste widmet sich dem „jüdischen Lovis Corinth“, d. h. seinem jüdischen Netzwerk im Hansaviertel und innerhalb der Berliner Secession, das zweite den Fragen, was über den Raub bekannt ist und warum die Restitution des Gemäldes wiederholt scheiterte.
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Pressesprecherin
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Leo Hepner, der Enkel Silbersteins, hatte in seinem Testament festgelegt, dass das JMB das 1923 fertiggestellte Ölgemälde Porträt Walther Silberstein als Schenkung erhalten sollte. Aus diesem Anlass veranstaltet das JMB zu Ehren von Leo Hepner das Symposium mit musikalischen Beiträgen.
Dienstag, 6. Mai 2025, 14:30–20 Uhr
W. M. Blumenthal Akademie
Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz 1
10969 Berlin (gegenüber dem JMB)
Eintritt frei
Mehr Informationen und Anmeldung: https://www.jmberlin.de/symposium-silberstein-corinth
Walther Silberstein und Lovis Corinth lebten als Nachbarn und Freunde in der Klopstockstraße im 1920 gegründeten Bezirk Tiergarten, heute Berlin-Mitte. Corinth porträtierte den Herrenausstatter, der sich mit einem feinen Anzug revanchierte. Nach Walther Silbersteins Tod blieb das Gemälde zunächst im Besitz seiner Witwe, die 1942 nach Riga deportiert wurde. Noch vor Kriegsende erwarb es der Berliner Sammler Conrad Doebbeke, verschleierte diese Tatsache jedoch später. In den 1960er Jahren unternahm ein Zweig der Familie Silberstein einen vergeblichen Versuch, das Gemälde wiederzuerlangen. Um die Jahrtausendwende stand es erneut zum Verkauf, und auch damals bemühten sich Mitglieder der Familie Silberstein darum, es zurückzuerhalten. Leo Hepner, der Enkel Silbersteins, kaufte das Gemälde 2003 zurück.
Hetty Berg, Direktorin des JMB, hebt die Besonderheit des Kunstwerks hervor: „Wir freuen uns sehr über die großzügige Schenkung – aus mehreren Gründen: erstens, weil es sich um ein Werk von herausragendem künstlerischen Wert handelt, zweitens, weil eine Kuratorin unseres Museums zur Auffindung beigetragen hat, und drittens wegen der historischen Vielschichtigkeit des Gemäldes. Es bietet viele Anknüpfungspunkte zu Themen, mit denen wir uns im JMB beschäftigen und die wir vermitteln. Das JMB zeigt das Kunstwerk, erzählt seine Geschichte – und viele andere Geschichten gleich mit.“
Die meisten Objekte der JMB-Sammlung stammen aus dem 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie dokumentieren die bürgerliche Lebenswelt und die Moderne sowie Verfolgungs- und Emigrationserfahrungen. Berlin bildet dabei einen Schwerpunkt. Inka Bertz, Kuratorin für Kunst am JMB, beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit dem Porträt Walther Silberstein: „Inzwischen konnte die Forschung viele Fragen klären, etwa nach dem sozialen Gefüge, in dem es entstand, bis hin zu den Umständen seines Raubes und der Frage, warum es immer wieder durch die Raster der Restitutionsregelungen fiel. Der Enkel des Dargestellten, Leo Hepner, entschied sich am Ende für den Rückkauf, denn er wollte das Bild seiner Mutter zum 99. Geburtstag präsentieren. Es ging also um mehr als materielle Werte.“
Die musikalischen Beiträge von Gary Hoffmann (Cello), Tabea Zimmermann (Bratsche) und Lucas Fels (Cello) stehen in Verbindung mit den Lebensstationen Leo Hepners und sind ein Beitrag der Hepner Foundation. Dr. Daniel Wildmann, Leiter der Akademie, wird die Panels moderieren.
Programm
14 Uhr | Einlass und Anmeldung |
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14:30 Uhr | Begrüßung, Dank und die Perspektive der Stifterin JMB-Direktorin Hetty Berg Stifterin Regina Hepner |
15 Uhr | Gary Hoffmann, Cello J.S. Bach [1685-1750]: Suite fuer Cello solo Nr. 3, C-Dur, BWV 1009 Prélude – Sarabande – Gigue |
15:15 Uhr | Der jüdische Corinth Das Gemälde und seine Geschichte: Inka Bertz (Kuratorin für Kunst, JMB) Lovis Corinth und sein jüdisches Netzwerk: Dr. Janina Nentwig (Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Sammlung Bildende Kunst, Berlinische Galerie - Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Berlin) Das Hansaviertel als jüdische Lebenswelt: Prof. Dr. Joachim Schloer (Emeritus Professor for modern Jewish/non-Jewish relations, University of Southampton) |
16:15 Uhr | Kaffeepause (15-30 min) |
16:45 Uhr | Tabea Zimmermann, Bratsche Paul Hindemith [1895-1963]: Sonate fuer Bratsche solo op 25 No 1, 1923, Breit.Viertel – Sehr frisch und straff (Viertel) – Sehr langsam – Rasendes Zeitmass. Wild. Tonschönheit ist Nebensache – Langsam, mit viel Ausdruck |
17 Uhr | Raub und keine Restitution Provenienzforschung und Restitution am JMB: Elisabeth Weber (Provenienzforschung, JMB) Conrad Doebbeke und seine Raub-Sammlung: Stefan Koldehoff (Kunstmarktexperte, Sachbuchautor, Chefreporter Kultur bei den Sendern des Deutschlandradios) Restitution im historischen und politischen Kontext: PD Dr. Benno Nietzel (Vertretung der Professur für Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert mit Schwerpunkt im Nationalsozialismus, Humboldt-Universität zu Berlin) |
18 Uhr | Lucas Fels, Cello Helmut Lachenmann [1935]: Pression für Cello solo, 1969/2010 |
18:30 Uhr | Empfang |
20 Uhr | Ende |
Aktuelles Bildmaterial für die Berichterstattung unter Beachtung des Bildnachweises

Di, 6. Mai 2025, 14:30 Uhr
Raub und keine Restitution: Das Porträt Walther Silberstein von Lovis Corinth (1923)
Lovis Corinth: Porträt Walther Silberstein (1871–1930), Berlin, 1923, Öl auf Leinwand; Jüdisches Museum Berlin, Inv.-Nr. 2024/51, Schenkung von Regina Hepner
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Buchbare Führung durch die Ausstellung Access Kafka
Termine nach Vereinbarung zwischen 1. Jan und 4. Mai 2025
Maria Lassnig, Zwei Arten zu sein (Doppelselbstporträt), 2000, Öl auf Leinwand, 100,3 x 124,7 cm; © Maria Lassnig Stiftung / VG Bild-Kunst, Bonn 2024
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Verschiedene Termine Mai bis September 2025
Digital Lecture Series – Déjà-vu? Neue Suche nach alten Antworten
Ofer Waldman, Foto: Bernd Brundert
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Di, 20. Mai 2025, 19 Uhr
Joshua Cohen im Gespräch zu Inventuren: Salman Schockens Vermächtnis
Joshua Cohen; Foto: Marion Ettlinger
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Fr, 10. Jan, Di, 25. Feb, Do, 6. Mär & Di, 8. Apr 2025, jeweils 16 Uhr
Kurator*innenführung durch die Ausstellung Access Kafka
Bild: Mary Flanagan, Videostill aus [borders: chichen itza], 2010; mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin
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