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Eine Tüte Zwieback und ein Bündel Dokumente

Objekttag Regensburg: Viktoria Shtivelman

„Zeigen Sie uns Ihre Geschichte!“ – dieser Einladung folgen seit 2017 Jüdinnen*Juden, die uns für das Projekt Objekttage ihre Migrations­geschichte erzählen.

Ein ältere Dame hält ein besticktes Hochzeitstuch und eine Schwarz-Weiß-Fotografie in Händen

Viktoria Shtivelman, geboren 1940 in Saporoshje, UdSSR, heute Ukraine.
Seit 2002 in Deutschland.
„Lehrerin der russischen Sprache, Literatur, der deutschen Sprache mit der Erlaubnis, Ukrainisch zu unterrichten“ (aus dem Diplomzeugnis)
Jüdisches Museum Berlin, Foto: Stephan Pramme

Das Foto zeigt unsere Familie in Omsk während der Zeit der Evakuierung im Jahr 1944. Meine Eltern, meinen Bruder und mich. Ich erinnere mich daran, wie man Überlebende der Blockade von Leningrad nach Omsk holte. Sie konnten sich nicht daran gewöhnen, Kartoffelschalen wegzuwerfen. Sie wuschen und trockneten sie auf Fensterbänken. Meine Großmutter hatte unter einer Bank stets eine Tüte mit Zwieback, die von Zeit zu Zeit erneuert wurde, und ein Bündel mit Dokumenten. Damit man jederzeit mit dem Nötigsten weglaufen konnte.

Das Hochzeitstuch wurde von meiner Freundin gestickt. Sie hat es mir zum Abschied geschenkt. In diesem Sommer habe ich es meinem Enkel zur Hochzeit vererbt. Es ist in die nächste Generation übergegangen. Ein Hochzeitstuch mit den Worten „Brot“ und „Salz“ ist kein jüdischer Brauch, aber eine nationale Sitte.

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