JMB eröffnet Ausstellung zum Dagesh-Kunstpreis 2023: „Sans histoire“
Pressemitteilung
Pressemitteilung von Do, 4. Mai 2023
Ab morgen zeigt das Jüdische Museum Berlin (JMB) die Ausstellung Sans histoire mit Werken von Maya Schweizer. Mit der Eröffnungsfeier heute um 19 Uhr ist die Verleihung des Dagesh-Kunstpreises 2023 von JMB und Dagesh – Jüdische Kunst im Kontext mit Unterstützung der FREUNDE DES JMB an die Künstlerin Maya Schweizer für ihre Videoarbeit Sans histoire verbunden. Der Preis dient dem Zweck, künstlerischen jüdischen Gegenwartspositionen neue und vielfältige Sichtbarkeit zu verleihen. Er zeichnet Werke aus, die sich mit den Problemen der Gegenwart und Fragen des Zusammenlebens auseinandersetzen. In diesem Jahr zielte die Ausschreibung ab auf „Kunstwerke, die Vergangenheit und Gegenwart in den Blick nehmen und dabei eine künstlerische Vision von Zukunft entfalten“. Die Ausstellung zeigt über das aktuelle, preisgekrönte Werk hinaus drei weitere experimentelle Videoarbeiten aus den Jahren 2012, 2019 und 2020.
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Mit der Videoarbeit Sans histoire gewann die Künstlerin den Dagesh-Kunstpreis, der zum dritten Mal im JMB verliehen wird und die Realisierung einer Ausstellung im JMB beinhaltet. Maya Schweizer setzt der in der Ausschreibung gestellten Frage „Was jetzt? Von Dystopien zu Utopien” ein offenes „Ohne Geschichte” entgegen. In der preisgekrönten Videoarbeit spitzt Maya Schweizer ihr Gedankenexperiment eines Bewusstseins „ohne Geschichte” zu: Was passiert, wenn Erinnerung vor historischen Umwälzungen, der Klimakatastrophe oder letztlich der Endlichkeit menschlicher Existenz verblasst? Wirkt sich die Vergangenheit noch auf die Zukunft aus? Wird eine gemeinschaftlich einsetzende Amnesie durch ein digitales Einspeichern aufgehalten oder gefördert? In einem Wechsel von Dystopien und Utopien, von bedrohlichen und befreienden Impulsen erkundet die Künstlerin trans- und posthumane Szenarien.
Die konzeptionelle und künstlerische Vision, die Maya Schweizer in ihrer Arbeit entfaltet, hat die Jury begeistert: „In Maya Schweizers Arbeit wird die Frage ‚Was jetzt?‘ multidimensional beantwortet: Statt einfacher Antworten lädt Sans histoire dazu ein, Narrative gesellschaftlicher Realitäten und vielfältig zusammengesetzte Utopien zu hinterfragen. Gerade das Spannungsfeld aus individuellem und kollektivem Handeln wird in ihrer Arbeit fokussiert. Somit greift Maya Schweizer eine entscheidende Fragestellung unserer Gegenwart auf, nämlich die nach gesellschaftlicher und individueller Verantwortung für unsere Zukunft.“
Maya Schweizer, geboren 1976 in Paris, hat Kunst und Kunstgeschichte in Aix-en-Provence, an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und an der Universität der Künste Berlin studiert. Sie verwebt in den vier Filmen, die in der Ausstellung zu sehen sind, Fragmente der Erinnerung und Spuren des Vergessens. So entstehen aus Texten, Tönen und Bildern bewegte Gedankenströme, die sich aber nicht zu Erzählungen zusammenfügen. Zu ihrer jüngsten Arbeit sagt Maya Schweizer: „Ich habe mich gefragt, welche Beziehung zwischen mentalen Bildern und Filmbildern besteht, ob der Film letztlich sein eigenes Unbewusstes und uns eine neue Welt zeigen kann. Ich lege nicht fest, wie die Bilder zu lesen sind. Die Betrachter*innen sollen viel Freiheit zur Interpretation, zum Denken haben. Ich möchte, dass sie zwischen Gedanken navigieren und zwischen Bildern lesen.“
Hetty Berg, Direktorin des JMB, hebt hervor, dass die preisgekrönte Videoarbeit ebenso wie die anderen ausgestellten Werke zur Reflexion darüber anregt, welche Rolle Erinnerung und Vergessen für unser Selbstverständnis spielen – ein hochaktuelles Thema: „Was wären wir als Individuen und als Gemeinschaft ohne unsere Erinnerung, ohne unsere eigene oder gemeinsame Geschichte, die wir stets weiter- und umschreiben? Auf welchen Anfang berufen wir uns, welche Zukunft stellen wir uns vor? Maya Schweizer zeigt, wie beweglich und wie zerbrechlich unsere soziale Vorstellungskraft ist. Und dass es von ihr abhängt, wie wir unser Leben gestalten.“
Der Dagesh-Kunstpreis und die Ausstellung im JMB werden durch eine Förderung der FREUNDE DES JMB ermöglicht, der Empfang zur Ausstellungseröffnung durch eine Förderung der Coalition for Pluralistic Public Discourse. Die Preisträger*innen der Vorjahre sind Liat Grayver, Yair Kira und Amir Shpilman (2018), Talya Feldman (2021).
Mehr Informationen finden Sie auf www.jmberlin.de/sans-histoire.
Laufzeit: | 5. Mai bis zum 27. August 2023 |
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Ort: | JMB, Libeskind-Bau EG, Eric F. Ross Galerie |
Eintritt: | frei |
Öffnungszeiten: | täglich von 10 bis 19 Uhr |