JMB eröffnet neue Ausstellung: Access Kafka
Pressemitteilung von Do, 12. Dez 2024
Das Jüdische Museum Berlin (JMB) eröffnet am 12. Dezember 2024 die Sonderausstellung Access Kafka. Die Schau stellt über 30 Manuskripte, Zeichnungen und Briefe aus Franz Kafkas Nachlass Werken der zeitgenössischen Kunst gegenüber. Ausgehend von Kafkas Arbeiten greift das JMB eine Frage auf, die den Kern unseres gesellschaftlichen Selbstverständnisses berührt: Wird Zugang gewährt oder verweigert? In den Themenräumen Wort, Körper, Gesetz, Raum, Judentum und Access Denied begegnen Werke von Kafka der zeitgenössischen Kunst von Yael Bartana, Maria Eichhorn, Anne Imhof, Martin Kippenberger, Maria Lassnig, Trevor Paglen, Hito Steyerl und anderen Künstler*innen.
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Lindenstraße 9–14
10969 Berlin
„Zugang“ als Leitgedanke
Access bedeutet im weiteren Sinn die Erlaubnis, Freiheit oder Fähigkeit, einen Ort zu betreten oder zu verlassen. Access Denied, das Ein- und Ausgangskapitel der Ausstellung bedeutet: „Zugang verweigert“. Hetty Berg, die Direktorin des JMB, fasst das Ausstellungskonzept zusammen: „Kafka stellt in seinen literarischen Texten universelle und zeitlose Fragen nach den Paradoxien des menschlichen Daseins, nach dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft, nach Einlass und Zugehörigkeit. Die ausgestellte Gegenwartskunst reflektiert diese Fragen auf komplexe und mehrdeutige Weise.“ Das JMB lädt mit der Ausstellung Access Kafka und ihrem Begleitprogramm dazu ein, diesen Reflexionen zu folgen, an ihnen teilzunehmen und sie weiterzuführen.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth erklärt dazu: „Mit Access Kafka schließt sich der Kreis der vielfältigen Aktivitäten anlässlich von Franz Kafkas 100. Todestag. Der Ausstellung gelingt es auf beeindruckende Weise, aus dem scheinbar Bekannten und Vertrauten neue Perspektiven zu formen, die unser Bild von Kafka schärfen. Die Ausstellung setzt neue Impulse und wirft überraschende Fragen auf, sie lädt ein zum eigenständigen Erkunden und Entdecken, zu kreativer Annäherung, zu Diskussion und Austausch. Das Jüdische Museum Berlin als Ort außerschulischer Bildung leistet durch diese deutungsoffene Annäherung an Franz Kafka einen wichtigen Beitrag zur Ergründung und Meinungsbildung über jüdische Kultur in Europa in Vergangenheit und Gegenwart.“
Themenräume
Die Kuratorin der Ausstellung, Shelley Harten, hat sechs für Kafka zentrale Themen ausgewählt. Die in den Themenräumen gezeigten Werke der Gegenwartskunst regen zu unterschiedlichen Reflexionen an: Der Raum Access Wort verweist auf Kafkas Schreiben als Zugang zu seiner Vorstellungswelt, seine Bildsprache, die häufig Türen und Fenster aufgreift und Erfahrungen der Ausgrenzung und des Eindringens sichtbar macht. Der Raum Access Judentum nimmt auf, wie Kafka auf eine ebenso mehrdeutige wie universelle Weise über gemeinschaftliche und individuelle Erfahrungen nachdenkt, über Zugehörigkeit und Ausschluss. Der Raum Access Gesetz thematisiert das sinnentleerte Regelwerk der Bürokratie, die anonyme Fremdbestimmung der Gewalten, das Eindringen in die Privatsphäre und die Unzugänglichkeit der Macht. Access Raum zeigt, wie Kafka Gefühlen der Ausweglosigkeit, Desorientierung und Beklemmung eine Gestalt zu geben weiß. Der Raum Access Körper zeigt, wie Körper in der Kunst, vor allem in der Performancekunst – Kafkas Künstler*innen sind oft darstellende Künstler*innen –, zum Austragungsort von Macht- und Gewaltverhältnissen werden.
Kafkas Werk ist auch deshalb so aktuell, weil es die Bedingungen der gesellschaftlichen Teilhabe verhandelt. Ob jemand zu einer sozialen Gruppe, einem Staat oder einer Religion gehört, ist weder eindeutig noch konstant. Shelley Harten bilanziert: „In der Kunst findet Kafkas selbstreflexiver, ambivalenter Bezug auf die Gesellschaft einen Platz.“
Die feierliche Ausstellungseröffnung heute Abend ist öffentlich und kostenfrei. Ab 18 Uhr sind die Ausstellungsräume für Besucher*innen zugänglich. Um 19 Uhr eröffnen Hetty Berg, Direktorin des JMB, Claudia Roth, Kulturstaatsministerin, und Shelley Harten, die Kuratorin von Access Kafka, im Glashof die Ausstellung.
Laufzeit | 13. Dezember 2024 bis 4. Mai 2025 |
Ort | Jüdisches Museum Berlin, Altbau, 1. OG |
Eintritt | 10 € / erm. 4 € |
Ausstellende Künstler*innen:
Cory Arcangel, Yael Bartana, Yuval Barel, Guy Ben Ner, Marcel Broodthaers, Marcel Duchamp, Maria Eichhorn, Mary Flanagan, Ceal Floyer, Tehching Hsieh, Anne Imhof, Fatoş İrwen, Uri Katzenstein, Lina Kim, Martin Kippenberger, Maria Lassnig, Lynn Hershman Leeson, Michal Naaman, Trevor Paglen, Alona Rodeh, Roee Rosen, Gregor Schneider, Hito Steyerl
Leihgaben aus dem Werk von Franz Kafka von:
Bodleian Libraries/University of Oxford, National Library of Israel, Deutsches Literaturarchiv Marbach
Zur Ausstellung ist ein Katalog in deutscher und englischer Sprache mit Beiträgen von den Kafka-Expert*innen Carolin Duttlinger, Vivian Liska und Reiner Stach im Kerber Verlag erschienen. Die Publikation ist im JMB Shop sowie im Buchhandel erhältlich (jeweils 38 Euro).
Für die JMB-Ausstellung Access Kafka hat ein weiterer Kafka-Experte, Hans-Gerd Koch, auf der Website von Jewish Places einen biografischen Stadtspaziergang durch Berlin geschrieben: https://www.jewish-places.de/de/DE-MUS-975919Z/person/82392d9a-685a-474b-8f78-2d170396fa76.
Die Website mit aktuellen Informationen zur Ausstellung finden Sie unter https://www.jmberlin.de/access-kafka.
Medienpartner*innen der Ausstellung sind die Yorck Kinogruppe und radioeins vom rbb.
Die Ausstellung Access Kafka wurde mit Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie der Friends of the Jewish Museum Berlin in the U.S. realisiert. Die Installation Projekt Hollmannstraße 1987/2024 von Maria Eichhorn sowie die begleitenden Bildungsangebote wurden durch die Freunde und Förderer des JMB ermöglicht. Das Begleitprogramm wurde von der Berliner Sparkasse gefördert.
Pressemappe zur Ausstellung
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