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JMB startet Veranstaltungs­reihe mit Natan Sznaider zu Ambiguitäts­toleranz

Grafik: Das Wort Lecture Series in orangen Buchstaben auf Lila Hintergrund.

Pressemitteilung von Di, 2. Apr 2024

Am 10. April 2024 startet das Jüdische Museum Berlin (JMB) in der W. Michael Blumenthal Akademie eine neue Veranstaltungs­reihe: die Lecture Series Wo liegt die Wahrheit? Über Ambiguitäts­toleranz, kuratiert von Prof. em. Dr. Natan Sznaider (Tel Aviv). Der israelische Sozio­loge hält den Einführungs­vortrag der Lecture Series und diskutiert an den vier folgenden Terminen mit seinen Gästen über Ambiguitäts­toleranz und deren Relevanz heute: Wie können wir unterschiedliche Positionen aushalten und anerkennen?

Kontakt

Dr. Margret Karsch
Pressesprecherin
T +49 (0)30 259 93 419
presse@jmberlin.de

Postadresse

Stiftung Jüdisches Museum Berlin
Lindenstraße 9–14
10969 Berlin

Natan Sznaider führt aus, warum „Ambiguitäts­toleranz“ für ihn ein Schlüssel­begriff ist: „Jüdinnen und Juden praktizieren mit ihrem Leben zwischen Anpassung und Autonomie Ambiguität, ob sie es wollen oder nicht. Nun sind gerade auch Juden und Jüdinnen der Ein­deutigkeit des National­sozialismus zum Opfer gefallen. Es geht mir daher nicht nur um Ambiguität, sondern auch um die Fähigkeit, sie zu ertragen. Daher ist für mich Ambiguitäts­toleranz ein Schlüssel­begriff, nicht nur um jüdisches Leben zu verstehen, sondern auch, um im All­gemeinen damit umzugehen, dass man als moderner Mensch ständig aus der Welt herausfallen muss und dass verschiedene Situationen unterschiedliche Sichtweisen hervorrufen können.“

10. April 2024, 19 Uhr, Prof. em. Natan Sznaider, Akademische Hochschule Tel Aviv: „Ambiguitätstoleranz und der jüdische Blick“
Natan Sznaider stellt die Psychologin und Psycho­analytikerin Else Frenkel-Brunswik (1908-1958) und den von ihr in den 1940er Jahren entwickelten Begriff „Ambiguitäts­toleranz“ vor. Der Begriff bezeichnet die Fähigkeit, Mehr­deutigkeiten auszuhalten und anzuerkennen. Else Frenkel-Brunswik musste schon 1914 wegen eines Pogroms mit ihrer Familie aus Lemberg nach Wien flüchten. 1938 emigrierte sie in die USA.

13. Mai 2024, 19 Uhr, Prof. Ilka Quindeau, Frankfurt University of Applied Sciences: „Ambiguitätstoleranz und Antisemitismus“
Ilka Quindeau untersucht die Rolle des Antisemitismus­vorwurfs in gegenwärtigen öffentlichen Debatten aus psycho­analytischer Perspektive: Was wird verhandelt, wenn man anderen Antisemitismus vorwirft, was bleibt ausgespart? Wozu dient dieser Vorwurf? Am Beispiel der documenta fifteen und der antisemitischen Vorfälle in vielen deutschen Städten nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 beleuchtet Quindeau die komplexen Dynamiken der Debatten und setzt sie zu dem Konzept der Ambiguitäts­toleranz in Beziehung.

13. Juni 2024, 19 Uhr, Prof. Nora Sternfeld, Hochschule für bildende Künste Hamburg: „Ambiguitätstoleranz und Kunst“
Nora Sternfeld geht aus von dem Konzept des „Commoning“, des „Gemeinschaffens“, und der Debatten um die documenta fifteen. Sie betrachtet das Konzept der Ambiguitäts­toleranz im Rahmen der politische Theorie der „Commons“, der „Kontaktzonen“, die sie als Kontexte und Prozesse des Zusammen-Handelns, als Verhandlungs­räume und Austragungskontexte von Konflikten versteht. Sternfeld verweist auf die jeweils herrschenden Macht­verhältnisse und fragt nach den sich daraus ergebenden Perspektiven.

25. September 2024, 19 Uhr, Prof. Bekim Agai, Goethe-Universität Frankfurt: „Ambiguitäts­toleranz und der muslimische Blick“
Bekim Agai nimmt muslimische Reisende aus dem Osman­ischen Reich und Nordafrika in den Blick, die seit dem 17. Jahr­hundert regelmäßig Europa besuchten. Wie veränderten sich die Bedingungen und das Erkenntnis­interesse des Kontakts, wie veränderte sich die Wahrnehmung von Gemeinsam­keiten, Unterschiedlichkeiten und der Umgang mit Mehr­deutigkeiten? Lassen sich aus den historischen Er­fahrungen Erkenntnisse über aktuelle Fragen von Identität und Migration gewinnen?

23. Oktober 2024, 19 Uhr, Prof. Hans-Georg Soeffner, Universität Bonn: „Chancen und Grenzen der Ambiguitäts­toleranz“
Hans-Georg Soeffner weist darauf hin, dass die Forderung nach Ambiguitäts­toleranz als Grundlage des sozialen Zusammen­halts bereits in der europäischen Auf­klärung eine zentrale Rolle spielte. Heute trifft diese Forderung allerdings auf eine völlig veränderte historische Situation, da wir in einer heterogenen, durch religiösen, nationalen, ethnischen, politischen und ökonom­ischen Pluralis­mus strukturierten Gesell­schaft leben. Soeffner hebt die Chancen und Grenzen der Ambiguitäts­toleranz hervor.

Ort W. Michael Blumenthal Akademie des Jüdischen Museums Berlin
Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz 1
10969 Berlin
Eintritt 6 €/ 3 € ermäßigt

Infos und Tickets

https://www.jmberlin.de/lecture-series-wahrheit-ambiguitaetstoleranz

Aktuelles Bildmaterial für die Berichterstattung unter Beachtung des Bildnachweises

https://www.jmberlin.de/bildmaterial-veranstaltungen

Grafik: Das Wort Lecture Series mehrfach in orangen Buchstaben auf Lila Hintergrund.

Lecture Series Wo liegt die Wahrheit? Über Ambi­guitäts­toleranz

Lecture Series Wo liegt die Wahrheit? Über Ambi­guitäts­toleranz – die Veranstaltungsreihe im Überblick
Veranstaltungen
Ambiguitäts­toleranz und Kunst – mit Nora Sternfeld, 13. Jun 2024, 19 Uhr
Ambiguitätstoleranz und der muslimische Blick – mit Bekim Agai, 25. Sep 2024, 19 Uhr
Chancen und Grenzen der Ambiguitätstoleranz – mit Hans Georg Soeffner, 23. Okt 2024, 19 Uhr
Digitale Angebote
Ambiguitäts­toleranz und der jüdische Blick – mit Natan Sznaider, Video-Mitschnitt vom 10. Apr 2024
Ambiguitäts­toleranz und Antisemitismus – mit Ilka Quindeau, Video-Mitschnitt vom 13. Mai 2024

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