JMB startet Veranstaltungsreihe mit Natan Sznaider zu Ambiguitätstoleranz
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Press Release, Tue 2 Apr 2024
Am 10. April 2024 startet das Jüdische Museum Berlin (JMB) in der W. Michael Blumenthal Akademie eine neue Veranstaltungsreihe: die Lecture Series Wo liegt die Wahrheit? Über Ambiguitätstoleranz, kuratiert von Prof. em. Dr. Natan Sznaider (Tel Aviv). Der israelische Soziologe hält den Einführungsvortrag der Lecture Series und diskutiert an den vier folgenden Terminen mit seinen Gästen über Ambiguitätstoleranz und deren Relevanz heute: Wie können wir unterschiedliche Positionen aushalten und anerkennen?
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Dr. Margret Karsch
Pressesprecherin
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Lindenstraße 9–14
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Natan Sznaider führt aus, warum „Ambiguitätstoleranz“ für ihn ein Schlüsselbegriff ist: „Jüdinnen und Juden praktizieren mit ihrem Leben zwischen Anpassung und Autonomie Ambiguität, ob sie es wollen oder nicht. Nun sind gerade auch Juden und Jüdinnen der Eindeutigkeit des Nationalsozialismus zum Opfer gefallen. Es geht mir daher nicht nur um Ambiguität, sondern auch um die Fähigkeit, sie zu ertragen. Daher ist für mich Ambiguitätstoleranz ein Schlüsselbegriff, nicht nur um jüdisches Leben zu verstehen, sondern auch, um im Allgemeinen damit umzugehen, dass man als moderner Mensch ständig aus der Welt herausfallen muss und dass verschiedene Situationen unterschiedliche Sichtweisen hervorrufen können.“
10. April 2024, 19 Uhr, Prof. em. Natan Sznaider, Akademische Hochschule Tel Aviv: „Ambiguitätstoleranz und der jüdische Blick“
Natan Sznaider stellt die Psychologin und Psychoanalytikerin Else Frenkel-Brunswik (1908-1958) und den von ihr in den 1940er Jahren entwickelten Begriff „Ambiguitätstoleranz“ vor. Der Begriff bezeichnet die Fähigkeit, Mehrdeutigkeiten auszuhalten und anzuerkennen. Else Frenkel-Brunswik musste schon 1914 wegen eines Pogroms mit ihrer Familie aus Lemberg nach Wien flüchten. 1938 emigrierte sie in die USA.
13. Mai 2024, 19 Uhr, Prof. Ilka Quindeau, Frankfurt University of Applied Sciences: „Ambiguitätstoleranz und Antisemitismus“
Ilka Quindeau untersucht die Rolle des Antisemitismusvorwurfs in gegenwärtigen öffentlichen Debatten aus psychoanalytischer Perspektive: Was wird verhandelt, wenn man anderen Antisemitismus vorwirft, was bleibt ausgespart? Wozu dient dieser Vorwurf? Am Beispiel der documenta fifteen und der antisemitischen Vorfälle in vielen deutschen Städten nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 beleuchtet Quindeau die komplexen Dynamiken der Debatten und setzt sie zu dem Konzept der Ambiguitätstoleranz in Beziehung.
13. Juni 2024, 19 Uhr, Prof. Nora Sternfeld, Hochschule für bildende Künste Hamburg: „Ambiguitätstoleranz und Kunst“
Nora Sternfeld geht aus von dem Konzept des „Commoning“, des „Gemeinschaffens“, und der Debatten um die documenta fifteen. Sie betrachtet das Konzept der Ambiguitätstoleranz im Rahmen der politische Theorie der „Commons“, der „Kontaktzonen“, die sie als Kontexte und Prozesse des Zusammen-Handelns, als Verhandlungsräume und Austragungskontexte von Konflikten versteht. Sternfeld verweist auf die jeweils herrschenden Machtverhältnisse und fragt nach den sich daraus ergebenden Perspektiven.
25. September 2024, 19 Uhr, Prof. Bekim Agai, Goethe-Universität Frankfurt: „Ambiguitätstoleranz und der muslimische Blick“
Bekim Agai nimmt muslimische Reisende aus dem Osmanischen Reich und Nordafrika in den Blick, die seit dem 17. Jahrhundert regelmäßig Europa besuchten. Wie veränderten sich die Bedingungen und das Erkenntnisinteresse des Kontakts, wie veränderte sich die Wahrnehmung von Gemeinsamkeiten, Unterschiedlichkeiten und der Umgang mit Mehrdeutigkeiten? Lassen sich aus den historischen Erfahrungen Erkenntnisse über aktuelle Fragen von Identität und Migration gewinnen?
23. Oktober 2024, 19 Uhr, Prof. Hans-Georg Soeffner, Universität Bonn: „Chancen und Grenzen der Ambiguitätstoleranz“
Hans-Georg Soeffner weist darauf hin, dass die Forderung nach Ambiguitätstoleranz als Grundlage des sozialen Zusammenhalts bereits in der europäischen Aufklärung eine zentrale Rolle spielte. Heute trifft diese Forderung allerdings auf eine völlig veränderte historische Situation, da wir in einer heterogenen, durch religiösen, nationalen, ethnischen, politischen und ökonomischen Pluralismus strukturierten Gesellschaft leben. Soeffner hebt die Chancen und Grenzen der Ambiguitätstoleranz hervor.
Ort | W. Michael Blumenthal Akademie des Jüdischen Museums Berlin Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz 1 10969 Berlin |
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Eintritt | 6 €/ 3 € ermäßigt |
Infos und Tickets
https://www.jmberlin.de/lecture-series-wahrheit-ambiguitaetstoleranz
Aktuelles Bildmaterial für die Berichterstattung unter Beachtung des Bildnachweises
Lecture Series Wo liegt die Wahrheit? Über Ambiguitätstoleranz
- Lecture Series Wo liegt die Wahrheit? Über Ambiguitätstoleranz – die Veranstaltungsreihe im Überblick
- Veranstaltungen
- Ambiguitätstoleranz und Kunst – mit Nora Sternfeld, 13. Jun 2024, 19 Uhr
- Ambiguitätstoleranz und der muslimische Blick – mit Bekim Agai, 25. Sep 2024, 19 Uhr
- Chancen und Grenzen der Ambiguitätstoleranz – mit Hans Georg Soeffner, 23. Okt 2024, 19 Uhr
- Digitale Angebote
- Ambiguitätstoleranz und der jüdische Blick – mit Natan Sznaider, Video-Mitschnitt vom 10. Apr 2024
- Ambiguitätstoleranz und Antisemitismus – mit Ilka Quindeau, Video-Mitschnitt vom 13. Mai 2024