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Wer weiß, wer kennt: Das Amt für Verwandten­suche

Hörspiel und Gespräch mit den Autoren Noam Brusilovsky und Ofer Waldman anlässlich des 80. Jahres­tags der Befreiung Europas vom National­sozialismus

S-W-Foto: Eine Frau in schwarzer Kleidung lehnt an einem Schreibtisch mit Papieren, an dem ein Mann arbeitet. Sie schauen sich an. Im Hintergrund sieht man Aktenordner und Ablagefächer.

Amt für Verwandten­suche; Foto: Central Zionist Archive

„Das Amt für Verwandten­suche erreichten Nach­richten und Gruß­bestel­lungen von Verwandten und Freunden aus dem Land und aus der Welt.“

Mit diesen Worten begann drei­mal wöchent­lich die Radio­sendung Wer weiß, wer kennt, die ab 1945 im Sender Kol Yerusha­layim (Die Stimme Jerusa­lems, später Kol Israel) mit einer inter­nationalen Reich­weite aus­gestrahlt wurde. Die Sendung diente der Suche von Ver­missten und Ver­schol­lenen, deren Spuren sich im Holo­caust verloren hatten und die nach Kriegs­ende von Ver­wandten gesucht wurden.

So, 11. Mai 2025, 16 Uhr

Übersichtsplan mit allen Gebäuden, die zum Jüdischen Museum Berlin gehören. Die W. M. Blumenthal Akademie ist grün markiert

Wo

W. M. Blumenthal Akademie,
Klaus Mangold Auditorium
Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz 1, 10969 Berlin
(gegenüber dem Museum)

Die Autoren Noam Brusilovsky und Ofer Waldman haben mit ihrem ein­stündigen Hör­spiel die Original­sendung anläss­lich des 80. Jahres­tages des Endes des Zweiten Welt­kriegs rekon­struiert. Das Hör­spiel basiert auf histo­rischen Sende­manu­skripten in Deutsch, Jiddisch, Englisch und Hebräisch, die sich im Zionisti­schen Archiv in Jerusa­lem befinden.

In Koopera­tion mit dem rbb präsen­tierten wir das Hör­spiel und sprechen mit dem Autoren­duo Noam Brusilovsky und Ofer Wald­man über die unge­wöhnliche Recherche und Produktion.

Die Veran­staltung ist Teil der stadt­weiten Themen­woche 80 Jahre Kriegs­ende – Befreiung Europas vom National­sozialismus, auf Initia­tive und gefördert vom Land Berlin, realisiert von Kultur­projekte Berlin mit zahl­reichen Partnern. In Koope­ration mit dem rbb.

Mehr zur historischen Sendung Wer weiß, wer kennt

Mit Ende des Zweiten Welt­kriegs galten europa­weit Millionen von Soldaten und Zivilisten als vermisst. In Deutsch­land allein war im Mai 1945 jede vierte Person ein Suchender oder eine Gesuchte. Das Chaos nach Krieg, Flucht und Vertrei­bung war unüber­schaubar. Seit Ende 1945 sendeten auch die deutsch­sprachigen Rundfunk­stationen Such­meldungen – oft direkt in Zusammen­arbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz. Die Suche nach jüdischen Über­lebenden lief über andere Kanäle und stellte sich als besonders schwierig her­aus. Sie waren oft staaten­los als Displaced Persons (DPs) in Lagern über ganz Europa verteilt und von der Feind­seligkeit ihrer einstigen nicht­jüdischen Um­gebung an eine Rück­kehr in die Heimat gehindert. Bis tief ins Jahr 1946 gab es Pogrome gegen rück­kehrende Jüdinnen und Juden. Auch häufig als einzige Überle­bende von fast gänzlich aus­gelöschten Ge­meinden, war die Rolle jüdischer Über­lebender als Suchende bzw. Gesuchte äußerst prekär. Mehrere Hilfs­organisationen aus Europa, den USA sowie des jüdischen Ge­mein­wesens in Palästina betei­ligten sich nach Kriegs­ende an der Koordi­nierung dieser Such­aktion und stellten gemein­sam Listen von Über­lebenden her.

Bis heute spielt die Sen­dung Wer weiß, wer kennt eine zentrale Rolle in der Dar­stellung der Holocaust­erin­nerung in Israel. Für viele Israelis bot die Sendung, die drei­mal wöchent­lich nach den Mittags­nachrichten aus­gestrahlt wurde, einen ersten, unmittel­baren Ein­blick in die Lebens­realität vieler Holocaust­überleben­der. Für die Über­lebenden selbst wie auch für deren Familien, läutete das Ende des Zweiten Welt­kriegs eine existen­zielle Krise ein: Im Schatten des kollek­tiven Verlusts des jüdischen Volkes mussten sie den Ver­lust der eigenen engen Kreise verar­beiten. Dazu gesellte sich, nicht minder erschüt­ternd, die Tortur der Un­gewissheit über das Schicksal von Verwandten und Freund*innen. Der Alltag im jungen israe­lischen Staat, der von Krieg und Not gekenn­zeichnet war, ließ darüber hinaus wenig Platz für Trauer übrig. So eta­blierte sich die Sendung Wer weiß, wer kennt als privater und kollek­tiver Erinnerungs­ort.

Was, wann, wo?

  • WannSo, 11. Mai 2025, 16 Uhr
  • Wo W. M. Blumenthal Akademie,
    Klaus Mangold Auditorium
    Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz 1, 10969 Berlin
    (gegenüber dem Museum)
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